E-Bike oder Muskelantrieb?

Eurobike 2017: E-Bikes erobern die Messe

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Im 200. Jahr seiner Geschichte zeigt sich das Fahrrad innovativer denn je und zeigt inzwischen zudem, wie schnell sich die Elektromobilität durchsetzen kann, wenn man an den richtigen Stellschrauben dreht. Mehr als drei Millionen Fahrräder mit elektrischem Rückenwind sind in Deutschland auf den Straßen und inzwischen auch im Gelände unterwegs, und ein Ende dieser Entwicklung lässt sich nicht absehen. Beleg für den Siegeszug der E-Bikes ist die europäische Leitmesse Eurobike in Friedrichshafen (30.8.–2.9.2017) am Bodensee.

Eurobike zeigt, dass E-Bikes auch etwas für Sportler sein können

Auf der einst als Spezialmesse für sportliche Räder gegründeten Veranstaltung nehmen die E-Bikes heute einen großen Raum ein. Bereichsleiter Stefan Riesinger: „Die Fahrradbranche wandelt sich und damit auch die Eurobike. E-Bikes und die dazugehörenden Teile, Komponenten und Anwendungen befeuern das Fahrrad als Mobilitätsprodukt.“ Aus den zunächst vor allem bei Senioren beliebten Rädern haben sich trendige Räder entwickelt, die sowohl im urbanen Umfeld wie im Gelände eine buchstäblich gute Figur machen. In der Tat leistet das E-Bike inzwischen einen Beitrag zur Verkehrswende in den Städten. Eine wachsende Zahl von Pendlern fährt dank der Schweiß sparenden elektrischen Unterstützung komfortabel zu ihrem Arbeitsplatz und erspart sich den täglichen Stau.

Zu diesen Pendlerrädern gehört zum Beispiel das E-Nova Di2 (3699 Euro) des niederländischen Herstellers Koga, bei dem sich die typischen Eigenschaften eines soliden Hollandrades mit modernem Design und Mittelantrieb verbinden. Platzieren die Niederländer den Akku noch gut sichtbar unter dem Gepäckträger, so verbirgt das Sinus iX 11 Urban von Winora (2999 Euro) den Energiespeicher und Motor so geschickt im Unterrohr, dass die elektrische Nachhilfe erst auf den zweiten Blick auffällt. Möglich werden diese Design-Lösungen durch den von Bosch entwickelten Antrieb am Kurbelgehäuse, der gleichzeitig auch einen tiefen Schwerpunkt und damit entsprechend problemloses Fahrverhalten ermöglicht. Außerdem sind die Akkus deutlich kompakter geworden. Diese Kombination hat auch der Schweizer E-Bike-Pionier Flyer bei seinem Gotour 4 (ab 3399 Euro) übernommen, mit dem die klassische C-Serie endlich einen Nachfolger gefunden hat.

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Auch Continental mischt sich unter die E-Bike-Unterstützer

Den Trend zum E-Bike nutzt auch der Automobilzulieferer Continental und sorgt bei Cycle Union für den elektrischen Rückenwind. Auf der Eurobike präsentiert das Unternehmen gleich neun neue Modelle für das Jahr 2018, wobei das Angebot vom bequemen Tiefeinsteiger für den komfortorientierten Radler bis zu City- und Trekking- sowie Reiserädern reicht. Außerdem bieten die neuen Continental-Antriebe als exklusives Merkmal die Integration eines stufenlos schaltenden Nuvinci-Getriebes, so dass dadurch die Schalteinheit am Hinterrad überflüssig wird. Zudem hat Continental für die neuen Modelle ein 48-Volt-System aus dem Autobereich entwickelt und die Designer von Cycle Union schufen Räder mit im Rahmen integrierten Batterien. Die Preisliste beginnt bei 2999 Euro und endet bei 4399 Euro.

Herrschte noch vor einiger Zeit bei den Radkäufern die Devise „nur billig ist passend“, so sind die E-Bike-Kunden zur Freude des Handels bereit, „mehr als das Dreieinhalbfache des Preises eines konventionellen Rades für ein E-Bike auszugeben“, erklärt Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad. Das gilt inzwischen auch für die Geländegänger unter den sportlichen Radlern. Vor nicht allzu langer Zeit noch verpönt, surren die elektrisch unterstützten Mountainbikes nun auch durch Wald und Flur. „Wer ein vollständig ausgerüstetes Mountainbike kauft, will am Ende nicht auf den E-Antrieb verzichten“, so Fehlau.

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Mit E-Antrieb in die Berge

Wie ein komplett aufs Gelände ausgelegtes E-Mountainbike aussieht, zeigt etwa Haibike. Das Xduro Dwnhll 10.0 (wer lässt sich nur diese Typenbezeichnungen einfallen?) kostet 7999 Euro und besitzt dafür unter anderem einen Federweg von 200 Millimetern und einen vollständig im Unterrohr integrierten Bosch-Akku, so dass auch hier die Unterstützung optisch sehr dezent platziert ist.

Noch deutlich teurer ist das E-Bike des Schweizer Herstellers BMC, der für sein neues Topmodell Trailfox AMP stolze 12 000 Euro aufruft. Akku und Motor (von Shimano) verschwinden in einer Carbon-Kammer. Bei den Straßenrennrädern zeigt Focus auf der Eurobike zum ersten Mal Rennräder der experimentellen Linie Project Y, die Dank Carbon-Rahmen trotz E-Antrieb nur 12,5 Kilogramm wiegen.

Neben den E-Bikes für die Stadt, Reise, Lastentransport und Sport kommen im nächsten Jahr aber auch neue klassische Räder mit Muskelantrieb auf den Markt. Darunter auch ein Exot mit einem Bambusrahmen und wartungsarmen Riemenantrieb. My Kuro von dem Kieler Unternehmen My Boo verlangt für sein Bambusrad 2499 Euro.

Die konventionellen Rennräder profitieren unterdessen von den Entwicklungen bei den Mountainbikes. So gehören inzwischen Scheibenbremsen fast zum Standard, stirbt der klassische Bowdenzug langsam, aber sicher aus. Gleichzeitig hat sich ein neuer Typ in die Rennrad-Gesellschaft geschlichen. Die so genannten Gravelbikes sind für Feld- und Waldwege gedacht. Ausgerüstet mit breiteren und profilierten Reifen lassen sie sich bestens auf leichten Geländestrecken einsetzen.

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