Europa konnte, was die tödlichen Unfälle auf den Straßen angeht, in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte verzeichnen.
So nahmen Crashs mit fatalem Ausgang zwischen 2001 und 2010 trotz des gestiegenen Verkehrsaufkommens um 43 Prozent ab, seither sind sie insgesamt um weitere 17 Prozent zurückgegangen. Mit 51,5 Verkehrsopfern pro einer Million Einwohner belegen die europäischen Straßen in puncto Sicherheit mit Abstand den ersten Platz auf der Welt. Zum Vergleich: In den USA starben 106 Menschen von einer Million auf der Straße, weltweit gerechnet sogar 174. Doch der positive Trend in Europa ist zum Stehen gekommen. Von 2013 bis heute war die Änderung nahe Null. Das erklärte Ziel, bis 2020 die Zahl der tödlichen Unfälle zu halbieren, wird in den kommenden Jahren noch erhebliche Anstrengungen erfordern.
Zwar konnten alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft seit 2010 die Sicherheit auf ihren Straßen erheblich verbessern, doch bestehen zwischen den einzelnen Ländern erhebliche Unterschiede. Die mit den geringsten tödlichen Unfällen pro eine Million Einwohner waren Schweden (27), die Niederlande (28), Großbritannien (29), Dänemark (30) und Malta (26). Auf der anderen Seite der Statistik belegten Rumänien (95), Bulgarien (95), Lettland (94), Litauen (82) und Kroatien (82) die negativen Spitzenplätze obwohl zwei von ihnen, nämlich Lettland (minus 11 Prozent) und Litauen (minus 10 Prozent) große Fortschritte verzeichnen konnten. Zum ersten Mal unterboten 2015 sieben EU-Staaten die Grenze von 40 Todesopfern pro eine Million Einwohner, wobei Deutschland knapp darüber lag (der europäische Durchschnitt lag bei 51,5). Außerdem überschritt keines der Mitgliedsländer die 100er-Marke.
Den gestoppten Abwärtstrend tödlicher Unfälle begründete EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc mit den steigenden Unfallzahlen von Fußgängern im innerstädtischen Bereich, der zunehmenden Alterung der Bevölkerung und den milden Wintern in den vergangenen beiden Jahren, die zu unvorsichtiger Fahrweise verführt hätten. Nicht zu unterschätzen sei auch die mangelnde Wartung älterer Fahrzeuge aufgrund wirtschaftlicher Probleme, vor allem aber der Gebrauch von Mobiltelefonen während der Fahrt.
Neben den tödlichen verunglückten Verkehrsopfern, so Frau Bulc, sei auch die weitaus höhere Zahl von Schwerverletzten zu beklagen: "Das ist nicht nur schlimm für die Betroffenen und greift tief in deren Leben ein. Fußgänger, Fahrrad- und Motorradfahrer und ältere Menschen sind oft die besonders Leidtragenden. Nicht zu unterschätzen ist aber auch der volkswirtschaftliche Schaden." Was die Straßen angeht, so sind die Autobahnen die sichersten. Sie fordern sieben Prozent aller tödlichen Unfälle, 38 Prozent passieren im Stadtverkehr, und die Landstraßen schneiden mit 55 Prozent am schlechtesten ab.
Mehr als ein Fünftel aller Verkehrstoten, nämlich 22 Prozent, sind Fußgänger, acht Prozent Rad- und 15 Prozent Motorradfahrer. Motorisierte Zweiradfahrer sind in Griechenland (31 Prozent aller Unfallopfer), Italien (21 %), Frankreich (19 %) Österreich (18 %), Spanien (17 %) und Deutschland (17 %) besonders gefährdet.
"Wenn wir unsere Ziel erreichen wollen, die Zahl der Verkehrsopfer bis 2020 zu halbieren", erklärte Violeta Bulc, "müssen sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft in den kommenden vier Jahren erheblich anstrengen. Zu den dringend notwendigen Maßnahmen zählen eine intensivere Überwachung der Verkehrsregeln, eine verbesserte Verkehrserziehung und erhebliche Investitionen in die Infrastruktur. Die EU-Kommission wird die Mitgliedsstaaten dabei unterstützen." Technische Entwicklungen in den vergangenen zehn Jahren hätten die Verkehrssicherheit erheblich verbessert. Fortschrittliche Fahrer-Assistenzsysteme sowie die Automatisierung hätten dabei einen erheblichen Anteil. Um den Weg zum autonomen und vernetzten Fahrzeug zu ebnen, werde die EU-Kommission noch in diesem Jahr einen Masterplan vorlegen. "Dazu gehört die Kommunikation zwischen den einzelnen Autos", so Violeta Bulc, "aber auch die zwischen Fahrzeugen und der Straßen-Infrastruktur. Diese Systeme lassen für die Zukunft eine spürbare Verbesserung der Verkehrssicherheit erwarten."
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