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Peugeot
Der PSA-Konzern mit den Marken Peugeot und Citroen steckt in der Krise. Beide sind traditionell auf Europa konzentriert, sie wurden von der Krise im Süden mehr getroffen als andere Hersteller. Auflaufende Verluste, Massenentlassungen und Werksschließungen hinterlassen ein schlechtes Bild in der Öffentlichkeit. Ein neuer Verstandschef, neue Kooperationen, vor allem neue Modelle sollen die Wende zum Besseren einleiten.Sinkende Verkaufszahlen und Marktanteile, 11 000 Mitarbeiter entlassen, die Fabrik in Aulnay geschlossen, fünf Milliarden Verlust: Peugeot-Chef Philippe Varin hinterlässt eine düstere Bilanz. Mitten in der schlimmsten Firmenkrise nimmt er seinen Hut. Und sorgte dabei für einen neuen Aufschrei: 25 Jahre lang sollte ihm sein Abgang mit je 310 000 Euro vergoldet werden. Nach Protesten zuckte er zurück. Wirtschaftsminister Pierre Moscovici versuchte die Wogen zu glätten und sprach von einer „weisen Entscheidung“.
Varin, seit 2009 auf dem[foto id=“492830″ size=“small“ position=“right“] Chefposten, kann nichts für den „kommerziellen Tsunami“, wie er es nannte, im Süden der EU. Vorgeworfen wird ihm aber, dass er seine Marken auf die angestammten Märkte in Europa konzentrierte. Andere, etwa der Volkswagen-Konzern, können Probleme hier durch Erfolge in Nordamerika und in den aufstrebenden BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und besonders China ausgleichen. In Nordamerika sind die Franzosen überhaupt nicht präsent, China bringt bisher trotz langer Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner Dongfeng keine wirkliche Entlastung.
Carlos Tavares soll die Wende einleiten. Der Portugiese, 55, übernimmt ab dem neuen Jahr den Chefposten. Er war bis vor kurzem zweiter Mann bei Renault hinter Carlos Ghosn. Unter ihm stieg Dacia auf: Die Zweitmarke aus Rumänien fährt von Erfolg zu Erfolg, sie stärkt heute das ebenfalls schwächelnde Haupthaus. Philippe Varin verachtete solche Ansätze: „Unsere Stärke resultiert aus hervorragenden Ingenieuren und einer qualitativ hochwertigen Produktion. Dazu passt keine Billigauto-Strategie!“
[foto id=“492831″ size=“small“ position=“left“]Tavares wird Verhandlungsgeschick brauchen. Der chinesische Parner Dongfeng will bei PSA einsteigen und dafür 1,5 Milliarden Euro einbringen. Mit einer ähnlichen Summe will sich unter Umständen der französische Staat engagieren. Die Dongfeng-Avancen aber schätzt General Motors nicht. Die Amerikaner halten seit 2012 sieben Prozent der PSA-Anteile. Geplant ist eine Zusammenarbeit mit den europäischen GM-Töchtern Opel und Vauxhall – bis hin zu gemeinsam entwickelten Autos. Angedacht sind ein Meriva-Nachfolger auf einer Peugeot-Citroen-Basis, möglicherweise gebaut in Rüsselsheim, und ein Crossover in der Art des 3008. Bei vergrößertem Dongfeng-Einfluss befürchten die Amerikaner, dass von ihnen entwickelte Technologie an die Chinesen gerät.
Technologie-Abfluss befürchtet auch BMW. München lieferte die Blaupausen für die hochmodernen 1,4- und 1,6-Liter-Benzinmotoren, Peugeot baut sie (auch für BMW und Mini). Ob es bei den Nachfolge-Triebwerken so bleibt, ist nicht entschieden. Die Bayern suchen den Schulterschluss mit Toyota: Sie bekommen aus Japan (dringend benötigte) Hybrid- und Batterie-Technik, sie liefern dafür (gleichermaßen dringend benötigtes) Knowhow für Dieselmotoren in der Emissionsklasse Euro 6.
Um seine Technik muss sich der neue Chef des zweitgrößten Automobilherstellers in Europa noch die wenigsten Gedanken machen. Peugeot sorgte jahrelang für Spannung bei den 24 Stunden von Le Mans. Audi siegte zwar regelmäßig mit seinen TDI-Motoren, Peugeot trat aber mit seinem gleichfalls dieselnden 908 ebenso regelmäßig auf Augenhöhe an. Peugeot und Citr[foto id=“492832″ size=“small“ position=“right“]oen brachten die ersten Diesel-Hybride, beide sind Pioniere bei der Elektromobilität – auch wenn die aktuellen Modelle Ion und C-Zero von Mitsubishi stammen. Die Prototypen 208 Hybrid FE und 2008 Hybrid Air weisen weit in die Zukunft – der erste mit dem Hybridsystem aus dem Le Mans-Rennwagen 908, der zweite mit einer Hybridlösung, die nicht elektrisch, sondern mit Druckluft arbeitet. „Das in Serie gefertigte Zwei-Liter-Auto rückt damit in greifbare Nähe“, heißt es bei PSA.
Bei Dieselmotoren spielt PSA in einer Liga mit dem VW-Konzern. Der 1,6-l-Selbstzünder befeuert nicht nur eine große Zahl eigener Modelle, sondern ist auch bei Ford verbreitet. Gene des Sechszylinders im früheren Peugeot 607/Citroen C6 stecken in den Jaguar-Dieseln (was wiederum auf die einstige Zugehörigkeit der Engländer zum Ford-Konzern zurückgeht). Peugeot war Pionier beim Partikelfilter, der heute Allgemeingut ist. Die demnächst in Serie startenden Blue-HDI-Modelle spielen erneut Pionier. Es handelt sich um die einzigartige Kombination von Oxidationskatalysator, Selektiver Katalytischer Reduktion und Dieselpartikelfilter. Dieser neue Ansatz senkt die Stickoxid-Emissionen (NOx) um bis zu 90 Prozent und den Partikelausstoß sogar um 99,9 Prozent, versprechen die Franzosen. Und dazu den Verbrauch um vier Prozent: „Blue HDI“ wird sauberen Euro-6-Dieseln mit SCR-Technik zum Durchbruch verhelfen.
Auch in Deutschland sieht Peugeot-Chef Marcel de Rycker Licht am Ende des Tunnels. Die neuen Volumenmodelle 208, 200[foto id=“492833″ size=“small“ position=“left“]8 und 308 stehen 2014 im ersten vollen Verkaufsjahr. In ihm werden etwa 75 000 Neuzulassungen erwartet, fast 20 Prozent mehr als 2013. Das laufende Jahr allerdings wird in Moll enden: Der Verkauf bis einschließlich Oktober schrumpfte bei Peugeot um ein gutes Viertel, bei Citroen um fast 22 Prozent.
Mit dem 208 verfügt Peugeot über einen pfiffigen Kleinwagen mit viel Platz und einer breiten Motorenauswahl von sehr sparsam bis sehr sportlich. Der GTI glänzt mit 147 kW / 200 PS und 230 Spitze – und der neue e-VTi mit einem Bestwert für Benzinmotoren: 4,1 l Normverbrauch (CO2: 95 g/km, weniger als bei einem Smart mit Benzinmotor). Im Verkauf allerdings läuft der 2008 der Limousine den Rang ab. Als „Urban-Crossover“ ist er geräumig und variabel wie ein Kombi, er spricht mit seiner Optik aber auch Liebhaber kompakter SUV-Modelle an. 208 wie 2008 überzeugen mit angenehmem Ambiente, leichter Bedienung und niedrigem Geräusch. Kleine Fahrer aber mögen das „i-Cockpit“ mit den hohen Instrumenten nicht. Auf sie fällt der Blick über das tiefliegende sehr kleine Lenkrad, normalerweise geht er durch das größere Rad hindurch.
Mit dem neuen 308 tritt Peugeot einmal mehr gegen den VW Golf an. Bei ähnlichen Außenabmessungen bietet er mehr Koffer-, aber etwas weniger Rücksitzraum und wieder das i-Cockpit. Mit besserer Ausstattung und serienmäßigen fünf Türen ist er deutlich preiswerter. Sein Basis-Dreizylinder (1,2 l, 60 kW / 82 PS) kann allerdings dem 1.2-TSI im Golf (63 kW / 85 PS) nicht das Wasser reichen, nicht einmal im Verbrauch. Dafür glänzt der im Frühjahr kommende 308 1,6 BlueHDI mit neuem Bestwert [foto id=“492834″ size=“small“ position=“right“]in der Effizienz: 88 kW / 120 PS, 3,1 Liter Normverbrauch, Energielabel A+. Sein CO2-Ausstoß von 82 Gramm pro Kilometer liegt niedriger als beim zweisitzigen Smart-Diesel! Im Frühjahr erscheint dazu der Kombi, der speziell für gewerbliche Käufer interessant wird. Und der Dreizylinder-Benziner kommt als Turbo mit bis zu 96 kW/130 PS.
Kleinster Peugeot ist der etwas angejahrte 107, der wie sein Citroen-Pendant C1 bei Toyota vom Band läuft. Nächstes Jahr wird er neu erwartet, wieder als Gemeinschaftsmodell. Mit 3008 und 4008 befinden sich zwei sehr ähnliche Crossover im Programm. Ersterer versteht sich als Mischung aus Kombi und Van, auch als technisch interessanter Hybrid zu haben, wobei der Diesel die Vorder- und der Elektromotor die Hinterachse antreibt. Der 4008 teilt das Grundkonzept mit dem Mitsubishi ASX und verfügt serienmäßig über Allradantrieb. Das Großraum-Trio wird durch den 5008 mit bis zu sieben Sitzen ergänzt.
Größte Limousine ist der 508 in der gehobenen Mittelklasse, der auch als geräumiger Kombi zur Verfügung steht, als 508 RXH auch als Hybrid wieder mit elektrisch angetriebener Hinterachse. In Deutschland stößt er auf verhaltenes Interesse. Erfolg dagegen haben die Kleintransporter Bipper Teepee und Partner Teepee. Und ein Highlight ist der RCZ, ein kompakter, vergleichsweise preiswerter Sportwagen mit originellem Höckerdach. Besonderen Respekt nötigt dabei die neue R-Version ab: Mit 199 kW / 270 PS aus unverändert 1,6 Litern Hubraum erreicht sie 250 km/h und [foto id=“492835″ size=“small“ position=“left“]Tempo 100 aus dem Stand in 5,9 Sekunden – als schnellster Serien-Peugeot aller Zeiten.
Schade: Die Klappdach-Cabrios 207 CC und 308 CC laufen aus – dabei war der Vorläufer 206 CC Pionier bei den kompakten Klappern. Die Produktion, so Peugeot, ist zu kompliziert neben den normalen Modellen und Ausweichen auf einen Zulieferer zu teuer. Auch der Familienvan 807 steht auf der Streichliste.
Die neuen Modelle aber machen Mut: Das Kleinwagen-Segment in Deutschland schrumpfte von Januar bis Ende Oktober 2013 um 8,1 Prozent. „Der kleine Löwe 208 aber legte um 50 Prozent zu“, vermerkt die neue Peugeot-Citroen-Zentrale in Köln stolz. Der 308 hat das Zeug, die Entwicklung zu wiederholen. (ampnet/fer)
geschrieben von auto.de/(SCR) veröffentlicht am 05.12.2013 aktualisiert am 05.12.2013
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