Exxon Mobil-Studie: Erdölreserven wachsen weiter – Verbrauch sinkt

Zum neunten Mal in Folge stiegen im Jahr 2008 die weltweiten Erdölreserven auf nunmehr 182,2 Milliarden Tonnen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Zuwachs von 0,8 Prozent, meldet der Ölmulti Exxon Mobil. In etwa demselben Verhältnis, nämlich 0,9 Prozent, wurden die Fördermengen im Vergleich zu 2007 erhöht. Der Verbrauch sank erstmals seit 1991, während die Raffineriekapazität im Jahr 2008 erneut erweitert wurde.

Exxon weist darauf hin, dass seit 1990 die Ölreserven um 57 Mal stärker stiegen als der Bedarf. Genauso sehen die Tendenzen beim Erdgas aus: Der weltweite Zugang bei den Reserven überstieg seit 1990 den Verbrauchszuwachs ebenfalls um mehr als 57 Mal. Allerdings kann dieser Energieträger gegenüber dem Vorjahr nicht nur auf eine Erhöhung bei den Reserven und der Förderung verweisen. Der Gasverbrauch stieg. Das zeigt die jüngste Studie „Oeldorado 2009“ von Exxon Mobil, in der die Entwicklung der Eckdaten von Öl und Gas seit 1990 dargestellt wird.

Bei den als Reserven ausgewiesenen Mengen fanden ausschließlich solche Öl- und Gasvorkommen Eingang, die bereits durch Bohrungen bestätigt worden sind und sich mit heutiger Technik zu heutigen Preisen wirtschaftlich fördern lassen. Da diese Kriterien aber nur auf einen Teil der schon bekannten Ressourcen zutreffen, sind die gesamten weltweit bekannten Vorräte um ein Vielfaches höher als sie im „Oeldorado 2009“ aufgeführt sind.

Die Studie geht von einer weltweit entspannten Angebots- und Nachfragesituation aus. Regional gibt es danach jedoch Ungleichgewichte. So mussten auf der einen Seite Förderaktivitäten trotz größerer Reserven gestutzt werden, während in anderen Regionen die Förderung verstärkt wurde, obwohl die Vorkommen dort geschrumpft waren. Politische Auseinandersetzungen, fehlendes Kapital oder mangelndes technisches Know-how führen so zu Verwerfungen, bei denen die weltwirtschaftlichen Schwierigkeiten seit dem vergangenen Jahr zusätzlich verstärkend wirkten.

Saudi-Arabien blieb im Jahr 2008 unverändert das Land mit den größten Ölreserven und der höchsten Förderung, während der Verbrauch im weltweiten Vergleich an achter Stelle steht. Dem entsprechen die nachfrageorientierten Raffineriekapazitäten. Etwas anders stellen sich die Verhältnisse in Kanada dar, wo der Verbrauch ebenfalls mit den Verarbeitungskapazitäten harmoniert. Allerdings erreichen die Fördermengen nur den siebten Platz, obwohl es mit seinen Ölsanden über die zweithöchsten Reserven der Welt verfügt.

Während der Iran mit den dritthöchsten Reserven den vierten Rang bei den Förderleistungen belegt, werden im Irak Ungleichgewichte erkennbar: Die geförderten Mengen rangieren nicht unter den ersten Zehn. Das allerdings hat Venezuela trotz seiner rückläufigen Förderung gerade noch geschafft, obwohl die ausgewiesenen Reserven infolge von Neubewertungen höher sind als die in den Arabischen Emiraten und dementsprechend einen größeren Anteil an den geförderten Mengen hätten erwarten lassen.

Auch Russland, China und die USA zeigen interessante Konstellationen. Die USA, als der mit Abstand größte Ölverbraucher, hält folgerichtig die weitaus höchsten Raffineriekapazitäten vor, gefolgt von China nebst Hongkong. Und obwohl keine der beiden Regionen über große Reserven verfügen, liegen ihre Förderraten auf dem dritten beziehungsweise fünften Platz. Russland hingegen verfügt über die achtgrößten Reserven, weist aber die zweithöchsten Fördermengen auf. Das passt zwar zu den an dritter Stelle liegenden Verarbeitungskapazitäten, doch der russische Bedarf bleibt im Mittelfeld der zehn bedeutenden Verbraucher.

Weder beim Reservenreichtum noch bei der Förderung kann sich ein europäisches Land unter die ersten Zehn einreihen. Beim Verbrauch hingegen erscheint Deutschland auf dem sechsten Platz und zeigt eine diesem Bedarf völlig gerecht werdende Raffineriestruktur auf. Bemerkenswert ist auch, dass Italien mit seinen vielen Häfen die siebthöchsten Verarbeitungskapazitäten der Welt vorhält, jedoch weder beim Verbrauch noch bei den Vorkommen eine nennenswerte Bedeutung erlangt.

Beim Erdgas sind die regionalen Ungleichgewichte zwischen Reserven, Förderung und Bedarf noch deutlich stärker ausgeprägt als beim Erdöl. Wie bei den Ölreserven gehören auch fünf Länder des Nahen Ostens zu den zehn gasreichsten Regionen der Welt. Mit Abstand verfügt jedoch Russland über die höchsten Vorkommen, wo auch am meisten gefördert wird. Der Verbrauch in diesem Staat liegt ebenfalls an der Spitze, gleich hinter den USA, wo die zweithöchsten Fördermengen erreicht werden.

Dank neuer Funde auch an unkonventionellen Vorkommen konnten sich die USA bei den Reserven an fünfter Stelle hinter Saudi-Arabiens Gasreichtum einreihen. Obwohl weder Kanada noch Norwegen, die Niederlande, Großbritannien oder China über Gasreserven verfügen, die zu den zehn größten der Welt gehören, liegen sie bei der Förderung an der Spitze. Davon gehören jedoch nur Kanada und Großbritannien auch zu den größten Verbrauchern, unter denen hingegen Japan, Deutschland, Italien und die Ukraine zu finden sind.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass angesichts dieser regionalen Strukturen sowie der rasanten technischen Entwicklung, mit der sich immer neue Vorkommen finden und wirtschaftlich fördern lassen, die Überwindung der geopolitischen Hürden auch in Zukunft eine schwierige Herausforderung für die sichere Energieversorgung bleibt.

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