Fahranfänger – Zwischen Führerscheinstress und Autokauf

Jährlich absolvieren mehr als 100.000 junge Menschen die Führerscheinprüfung. Die Fahranfänger im Alter zwischen 17 und 24 stehen unter besonderer Beobachtung, liegen sie doch in der traurigen Bilanz der Unfallverursacher und Opfer regelmäßig weit vorn. Unter den 4.009 Todesopfern im deutschen Straßenverkehr waren im vergangenen Jahr 522 im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Kein Wunder, dass Behörden, Prüforganisationen und Fahrlehrer besonderen Wert auf die Sicherheit legen. Mehr Ausbildung soll helfen, die jungen Fahrer für Gefahren zu sensibilisieren.

Tatsächlich hat die Führerscheinausbildung der Jugendlichen heute nicht mehr viel mit der ihrer Eltern vor zwanzig oder dreißig Jahren gemein. Genügten noch in den Siebziger Jahren sieben oder acht Fahrstunden, davon eine auf dem Motorrad, um die Eignung für den Straßenverkehr nachzuweisen, verbringen die Absolventen heute dreißig und mehr Stunden hinter dem Steuer. Alleine zwölf Pflichtstunden drehen sich nur um die Themen Autobahn-, Nacht- oder Überlandfahrt. Vom Rückwärtseinparken ist dabei noch keine Rede. Ökologisches Fahren war vor dreißig Jahren auch noch kein Thema. Neu im praktischen Ausbildungsprogramm ist auch die Vollbremsung. Aus Tempo 50 müssen die Fahranfänger erfolgreich zum Stillstand kommen und dabei üben, möglichst schnell und hart zu bremsen, um im Notfall keinen Meter Bremsweg zu verschenken.

Ob sie diese Übung beherrschen, wird in der Prüfung allerdings nur manchmal nachgefragt. „Lediglich bei zehn Prozent der Fahrprüfungen wird eine Vollbremsung verlangt“, erklärt Arnold Wymar, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Nordrhein. Ab dem kommenden Jahr gehört die Vollbremsung aber zum Pflichtprogramm der Prüfer. Allerdings wird dann nur aus Tempo 30 gebremst. „Das reicht, um die Reflexe zu prüfen“, so Wymar. Man hätte gerne aus höherer Geschwindigkeit gebremst, aber im Zuge des Gesetzgebungs- oder Verordnungsverfahrens gab es viele Bedenken. Unter anderem rechneten wohl Umweltverbände vor, wie viel mehr Treibstoff und Reifen bei den Prüf- und Übungsfahrten verschwendet würden, läge das Ausgangstempo bei 50 km/h.

Die Prüfer, die als unabhängige Instanz heute wie seit mehr als 100 Jahren vom TÜV und seinen Vorläufern kommen, beobachten während der Prüfung akribisch mehr als 75 Punkte, die der Fahranfänger beachten sollte: vom richtigen Abstand auf Autobahnen oder Landstraßen über das zügige Einordnen bis hin zum Fahren unter Ablenkung. Dass die Probanden fahren können, im Sinne von Anfahren am Berg, Einparken und dergleichen mehr, wird heute vorausgesetzt. Es geht mehr um Aufmerksamkeit im Verkehr, die unbedingte Einhaltung der Regeln, Um- und Vorsicht und ganz allgemein um die Reife, ein Fahrzeug zu führen.

Welches Fahrzeug das sein wird, darüber macht sich der TÜV Rheinland Gedanken. In der Regel fahren Anfänger keine Neuwagen, sondern einen meist älteren Gebrauchten, gerne einen Kleinwagen. Bei mehr als acht Jahre alten Fahrzeugen steigt, so die Erkenntnis der Techniker, die Mängelquote eklatant an. Just diese Autos werden aber von Fahranfängern gesucht. Damit zum Stress der ersten Ausfahrten ohne Fahrlehrer oder – im Falle des Führerscheins mit 17 – ohne Eltern im Auto nicht auch noch Stress mit dem Fahrzeug kommt, bietet die Prüforganisation Anfängern einen kostenlosen Check ihres avisierten Gebrauchtwagens an. Bei dem Proficheck genannten 30-Punkte-Test sollen zumindest eklatante Mängel auffallen, damit der Fahranfänger nicht in einem eigentlich verkehrsunsicheren Fahrzeug unterwegs ist. Das Angebot, das es seit 2011 gibt, haben immerhin schon mehr als 7.000 Fahranfänger angenommen.

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