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Sportwagen
Dank des Durchhaltewillens seiner arabischen und italienischen Investoren geriert sich Aston Martin wie ein Massenhersteller: Ständig gibt es neue Modelle, sämtlich so britisch wie die Queen selbst und so nobel wie der Buckingham Palace. Das normale Modell DB 11 war mit seinem V12-Triebwerk zwar alles andere als untermotorisiert, doch einem speziellen Klientel muss das wohl nicht gereicht haben. Drei Buchstaben und 39 PS mehr machen aus dem Coupé ein Sportgerät, bei dem der Verdacht aufkommen könnte, für den Erwerb müsse die Waffenscheinpflicht gelten.
Es ist so einladend, jetzt von „Waffenschein“ auf „007“ zu kommen, doch dies ist der Artikel über einen Aston Martin, der endlich mit der sich hartnäckig haltenden Fehlinformation aufräumt, James Bond und die englische Traditionsmarke gehörten zusammen wie Max und Moritz, Pech und Schwefel oder Trump und Fake News. Nach dem Wortlaut des ersten Agenten-Romans von Krimi-Autor Ian Fleming fuhr sein Held James Bond zwar tatsächlich ein britisches Edel-Gefährt, doch es war ein Bentley.
Was der Faszination, die von den elegant gezeichneten Acht- und Zwölfzylinder-Boliden mit dem Schwingen-Emblem ausgeht, keinen Abbruch tut. Der DB 11 AMR ist so ein Zwölfender, und obwohl er nicht weniger englisch ist als ein Five-o-clock-Tea, kann er seine deutschen Gene nicht verleugnen. Praktisch so ähnlich wie der britische Hof seine Bande zu den Monarchen des Königreichs Hannover. Das 5,2-Liter-Triebwerk stammt aus Köln, wird dort in Handarbeit zusammengeschraubt und schließlich vom firmeneigenen Performance-Center am Nürburgring auf seinen Einsatz in der Praxis vorbereitet. In der Eifel wird das Qualitätssiegel „AMR“ vergeben, was für Aston Martin Racing steht.
Copyright: Auto-Medienportal.Net/Aston Martin
Dass der Wagen dank seiner nunmehr 639 PS (470 kW) auf dem Rundkurs keine schlechte Figur abgäbe, steht außer Frage, doch auf die dort übliche wuchtige Flügel-, Schweller-, Splitter- und Diffusor-Architektur wird verzichtet. Aerodynamische Hilfsmittel, vor allem, um ausreichend Anpressdruck für die Hinterachse zu generieren, sind selbstredend vorhanden, nur eben dezent in die 4,75 Meter messende Karosse integriert. Damit ist der DB elf Zentimeter kürzer als ein VW Passat, wirkt aber ausladender, weil er nur 1,29 Meter flach und mehr als zwei Meter breit ist.
Man könnte dem Coupé sogar eine Form von Understatement zubilligen, wäre da nicht die fette Soundkulisse, die der Turbo-befeuerte 48-Ventiler über das Edelstahl-Abgassystem ins Freie entlässt. Als Unterscheidungsmerkmal zum weltweit mehr als 4200-mal verkauften DB- 11-Erstling bringt die AMR-Version abgedunkelte Applikationen an Front- und Heckleuchten, schwarzen Frontgrill und Endrohre von gleicher Farbe sowie eine Reihe von Karbonteilen mit. „Mit feinen aber wirkungsvollen Verbesserungen haben wir das Design auf den neuesten Stand gebracht, ohne dass der bisherige DB11 deshalb alt aussehen würde“, kommentiert Firmenchef Andy Palmer die Retuschen.
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Der Wunsch, die erreichbare Höchstgeschwindigkeit im Alltag zu erleben, wird in den meisten Fällen unerfüllt bleiben. Das liegt zum einen an Tempobeschränkungen oder den Verkehrsbedingungen auf deutschen Autobahnen, zum anderen an ihrem Wert selbst: Mit 334 km/h war der DB 11 AMR bis zum Erscheinen des Modells DBS Superleggera das schnellste Erzeugnis der eiligen Engländer. Im Falle dieser Testfahrt mussten sich die Insassen mit 260 km/h zufriedengeben, wobei die Distanz der Nadel zum roten Bereich des Drehzahlmessers (7200 U/min) eine Ahnung vom nicht abgerufenen Leistungspotenzial gab.
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Auch wenn Kraftstoffpreise für Aston-Martin-Kunden von nachrangiger Bedeutung sein mögen, seien sie an dieser Stelle nicht unterschlagen. Der Hersteller gibt nach EU-Norm 11,4 Liter je 100 Kilometer an und das ist gar nicht mal so weit weg von der Wirklichkeit, wenn man sich im DB 11 AMR jeden Fahrspaßes berauben will. Wer so eine Fahrt aber als Mittel zur Erzeugung von Kurzweil ansieht, sollte sich auf 16 bis 18 Liter gefasst machen. Immerhin gehen 78 Liter in den Tank und an die Mitverantwortung für die Umwelt appelliert das Start-/Stop-System an jeder Ampel.
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Fazit: Es ist bekanntlich ein schmaler Grat, an dem Welt und Halbwelt, Seide und Halbseide sich scheiden. Auf diesem Grat balanciert Aston Martin seit Jahrzehnten mit traumwandlerischer Sicherheit. Ohne abgehoben aristokratisches Gehabe, aber auch ohne die prollige Stumpfheit testosterongesteuerter Muskelspiele gibt man sich authentisch edel und stark. Für die unvermeidliche soziale Auslese sorgt ein Preis von rund 220 000 Euro. Dass die Aufmerksamkeit der Wohlhabenden trotzdem kaum ungeteilt ist, kann man Aston Martin nicht anlasten: Selten haben die Besitzer nur eine solcher Nobelkarossen in der Garage.
Copyright: Auto-Medienportal.Net/Aston Martin
Länge x Breite x Höhe (in m) | 4,75 x 2,06 x 1,29 |
Radstand (m) | 2,81 |
Motor | V12, Benzinmotor, Twin-Turbo, 5204 ccm |
Leistung | 639 PS (470 kW) bei 7200 U/min |
Max. Drehmoment | 700 Nm ab 1500 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 334 km/h |
Beschleunigung 0 auf 100 km/h | 3,7 Sek. |
ECE-Durchschnittsverbrauch | 11,9 Liter |
Testverbrauch | 13,8 Liter |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 265 g/km (Euro 6) |
Tankinhalt | 78 Liter |
Leergewicht | 1870 kg |
Bereifung | 255/40 ZR 20 (v.) / 295/35 ZR 20 (h) |
Basispreis | 218 595 Euro |
geschrieben von AMP.net/jri veröffentlicht am 24.04.2019 aktualisiert am 24.04.2019
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