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Fahrbericht BMW 5er Gran Tourismo – Die angenehme Art zu reisen

Von Mario-Roman Lambrecht — Es war zu erwarten, dass BMW nach dem Erfolg des X6 erst richtig mit dem zwittern beginnt. In Lissabon wurde der neue 5er GT präsentiert. Dieser soll neue Maßstäbe in der luxuriösen Mittelklasse setzen. Eines wurde auf jeden Fall schon geschafft. Das GT steht für Gran Tourismo und trotz des doch recht polarisierenden Designs hat dieser BMW das Zeug dazu, ein ganz Großer zu werden.

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Fazit; techn. Daten & Preis

Kaum am Flughafen in Lissabon angekommen, erhascht mein Blickfeld schnell den neuen im BMW-Bunde. Ein eifriger Mitarbeiter reißt mir das Gepäck förmlich aus den Händen und verstaut es in dem großzügigen Schlund des Kofferraums. Die Silhouette des Bayern wirkt für mich auf den ersten Blick nicht gerade wie ein Womanizer auf vier Rädern, eher wie der kleine pickelige kleine Bruder des X6…

Der erste Blick: Interessant….

Die Außenhülle des BMW 5er Gran Tourismo verbindet BMW typische Proportionen – eine gestreckte Silhouette, eine Coupé-artige Dachlinie sowie vier Türen mit rahmenlosen Scheiben – zu einer interessanten Einheit. Mit einer Länge von fünf Metern und einer Breite von 1,90 Meter ist der Gran Tourismo alles andere als zierlich. Dazu kommt eine stattliche Karosseriehöhe von 1,56 Meter. Mit diesen recht imposanten Außenmaßen und dem langen Radstand platziert BMW den GT direkt zwischen 5er und 7er.

„Glauben Sie mir, dieses Auto muss man erstmal auf sich wirken lassen.“ wird mir von den Mitarbeitern vor Ort prophezeit. Meine Antwort lässt kaum mehr als einen skeptischen Augenaufschlag zu, denn schon wird mir die Tür[foto id=“108737″ size=“small“ position=“right“] zum Fond geöffnet. Auch mal eine neue Art ein Auto kennen zu lernen, nämlich mit einem Chauffeur.

Seine wahre Stärke: Der Innenraum

Und es zeigt sich, da haben die Jungs bei BMW mal ganz kreativ gedacht. Denn hier heißt es: „Den Wagen von Innen nach Außen“ kennenlernen. Ein Schelm, der dabei Böses denkt. Aber alles Lästern über die polarisierende Außenhülle gerät in Vergessenheit sobald man sich im Fond ausbreiten darf, und das ist durchaus wörtlich gemeint.

Das Raumgefühl ist trotz der hinten abfallenden Dachlinie fantastisch, nicht zuletzt dank der hellen Lederausstattung und des riesigen Panoramadachs. Edle Materialien dominieren das gesamte Interieur, alles sitzt optimal an seinem Platz. Die bequemen Sitze lassen sich individuell konfigurieren und zwar auf allen vier Plätzen.

Und das setzt sich im Fond ohne Punkt und Komma fort. Die Beinfreiheit gleicht der einer Luxuslimousine. Die optional erhältlichen Monitore glänzen durch eine hohe Auflösung und gute Farbwiedergabe. Mittels einer Fernbedienung lassen sich die Monitore separat steuern. So kann Klein Fritz sich den neuesten Disney-Streifen anschauen während sich die pupertierende Chantal im Internet vergnügt.

Auch der Fahrkomfort inklusive der angenehmen Stoß-Dämpfung lässt kaum Wünsche offen. In keiner anderen BMW Limousine mit Ausnahme des BMW 760 in der Langversion fühlt man sich als Fahrgast wohler. 

Der zweite Blick: die Sympathie wächst…

Am Hotel angekommen fühle ich mich fast versucht im versnobten Unterton: „James, öffnen Sie mir doch bitte die [foto id=“108738″ size=“small“ position=“left“]Tür“ zu rufen, so erhaben fühle ich mich nach diesem Ausritt. Ich kann es mir zum Glück gerade noch so verkneifen. Kaum ausgestiegen gönne ich mir jetzt einen detaillierteren Blick auf das Blechkleid.

Die Frontansicht vermittelt Dynamik, nicht zuletzt durch die Präsenz der aufrecht stehenden BMW Niere, der großen Lufteinlässe und schräg gestellten Doppelrundscheinwerfer. Das Tagfahrlicht wird erstmals durch Coronaringe mit LED-Technik dargestellt. Das Heck gewinnt durch horizontal ausgerichtete Linien an Breitenwirkung, die auch von den L-förmigen Rückleuchten mit homogen strahlenden LED-gespeisten Lichtbänken unterstützt wird.

So sehr mich auch der X6 auf den ersten Blick geflasht hat, so wenig vermag es der 5er GT auf den zweiten zu schaffen. Allerdings wirkt er nach der Hinfahrt im Fond nicht mehr ganz so pickelig, sondern vollständig auf Fahrer und Beifahrer abgestimmt.

Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass soviel Kopffreiheit trotz der abfallenden Dachlinie zustande kommt. Der kurz zuvor getestete X6 zeigte nämlich genau hier seine Contras. Aber beim 5er GT hat man wirklich von innen nach außen gedacht. Und so langsam macht sich Sympathie für den Kleinen breit. 

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Video – BMW 5er GT

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Endlich selber Fahren

Nach einem kurzen Check-In im Hotel darf ich nun endlich auch selbst hinter das Steuer. Die erhöhte Sitzposition ermöglicht einen komfortableren Einstieg und bringt mehr Übersicht im Straßenverkehr. Auch das Cockpit gibt sich tadellos verarbeitet. Der Fahrer wird in der Mittelkonsole mit einem großen Breitbild-LED-Bildschirm verwöhnt. Das I-Drive der neuesten Generation sorgt für eine fixe Umsetzung der Befehle.

Für mich als I-Phone-Freak der ersten Generation darf natürlich auch die USB-Integrierung nicht fehlen. Diese [foto id=“108739″ size=“small“ position=“right“]funktioniert tadellos. Allerdings muss für den perfekt integrierten Musik-Geschmack, wie auch bei anderen Herstellern, ein spezielles Kabel optional dazu geordert werden.

Die Sicht nach hinten ist gleichgestellt mit der des X6, gnadenlos schlecht und ein Tribut an das Design. Dessen war sich BMW wohl bewusst und lässt deswegen serienmäßig das Park Distance Control System einbauen. Natürlich nur für das Heck, denn rundherum „Piep Piep“ kostet extra. Dennoch ist eine Rückfahrkamera hier eine sinnvolle Zusatzinvestition.

Dank des brillanten Displays ist das Rückfahrbild gestochen scharf und aktiviert sich fast ohne Zeitverzögerung. Ein deutlicher Fortschritt zum X6, der derzeit noch mit dem alten System ausgeliefert wird. Doch nun wird erstmal der Motor gestartet. Es erwartet uns eine mehrere hundert Kilometer lange Ausfahrt an der Küste, den kurvigen Gebirgsstraßen und durch das wunderschöne Lissabon.

Top-Motor zieht Top-Speck

Für ordentlichen Vortrieb sorgt der allseits geschätzte 35i, der komplett neu überarbeitet daherkommt. Erstmals werden Turboaufladung, Benzin-Direkteinspritzung und die vollvariable Ventilsteuerung VALVETRONIC [foto id=“108740″ size=“small“ position=“left“]miteinander kombiniert. Das soll für einen noch effizienteren Verbrauch sorgen.

Von 1.200 bis 5.000 Umdrehungen stehen bei einer Leistung von 225 kW / 306 PS 400 Nm an maximalen Drehmoment  zur Verfügung. Damit gelingt dem Reihensechser der Sprint von 0 auf 100 in nur 6,3 Sekunden und ein maximaler Top Speed von 250 km/h (abgeregelt).

Wer allerdings 2 Tonnen auf den Rippen hat, muss sich nicht wundern wenn selbst das beste Aggregat irgendwann einmal schlapp macht. Das für einen Benziner normalerweise sehr angenehme Drehmomentband verpufft geradezu, erst in hohen Drehzahlen scheint sich der Reihensechser wieder wohl zu fühlen.
Doch so sportlich wird wohl der Hauptteil der Käufer eher selten mit dem Bavaren fahren. Hier geht die Empfehlung eindeutig in Richtung 3.0d. Sattes Drehmoment aus dem Keller mit einem effizienten Verbrauch, das sind heute die Zauberworte. Wer nach mehr Power schreit, bekommt mit dem 550i satte 300 kW/407 PS aus einem TwinTurbo V8 .

Fahrwerk: Gran Tourismo Deluxe

Das Fahrwerk ist ohne Zweifel erhaben, so wie es sich eben für einen BMW gehört. Dafür sorgt das adaptive [foto id=“108742″ size=“small“ position=“right“]Fahrwerk mit Wankstabilisierung (3.000 €). Bei schneller Kurven-Hatz wird jedoch schnell deutlich, dass es BMW sehr ernst mit der Charaktergebung eines komfortbetonten Reiseautos meint. Der GT lässt sich ungern reizen und neigt eher zum sicherheitsbetonten Untersteuern. Das Heck meldet sich nur bei hart provozierten Lastwechseln zu Wort.

Dennoch meistert die Limousine auch sportliche Kurvenfahrten mit absoluter Souveränität und lässt die Freude am Fahren nicht vermissen. Das Lenkrad lässt sich je nach aktiviertem Modus leichtgängig (comfort, normal) oder straff (sport  und sport +) bewegen. Ebenso werden hierdurch Fahrwerk und Motoransprechverhalten beeinflusst. Das bei den Bayern naturgemäß präzise Lenkradverhalten ist nach wie vor gegeben, fühlt sich aber etwas sanft gängiger als gewohnt an – passend zum Reise-Charakter.

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Steptronic: hier und da ein wenig schaltfaul

Im Stadtverkehr hat das erstmals außerhalb des 7er erhältliche 8-Gang-Steptronic Automatik-Getriebe mit deutlichen Problemen zu kämpfen. Viel zu oft reagiert die Automatik selbst im Sportmodus zu träge und nimmt Gasbefehle oft sehr verzögert wahr.

Gerade in einer Stadt wie Lissabon mit viel Kreisverkehr und kurzen Beschleunigungspuren wird diese Schwäche sehr schnell deutlich. Auf Landstraßen oder der Autobahn gibt es nichts zu meckern, hier erfüllt der GT in allen Belangen tadellos seinen Job und darf sich ohne wenn und aber als exzellentes Reiseauto betiteln lassen. 

Große Klappe, kleine Klappe

Beim Fotoshooting in einem kleinen Fischersdorf fallen mir weitere Details am GT auf. Sofern irgendwie möglich lässt sich BMW immer etwas einfallen, um den Kofferraum zweizuteilen. Im Gran Tourismo wurde dies interessant gelöst. Im Normalfall fasst der Kofferraum akzeptable 440 Liter an Volumen. Zusätzlich wurde eine Trennwand gegen lästige Luftzüge im Fond installiert. Bei Bedarf können die Rücksitze umgeklappt werden und der Stauraum wächst auf 1.700 Liter.

Wer nur schnell Kleinigkeiten in den Kofferraum legen möchte, kann dies mittels einer kleinen Kofferraumklappe[foto id=“108744″ size=“small“ position=“right“] tun. Besonders in Garagen mit niedrigen Decken ist die kleine Luke Gold wert. Wird es dann doch etwas mehr, lässt sich die gesamte Heckklappe wie bei einem Liftback öffnen.

Fazit: Bestseller Charakter

Nach dem Aussteigen fällt ein weiterer Blick auf die Karosserie. Und irgendwie ist es nun Wirklichkeit geworden, er gefällt mir so langsam. Ich kann nicht sagen warum, aber erst in seiner Gesamtheit weiß man dieses Auto wirklich zu würdigen. Der Gran Tourismo wird definitiv polarisieren. Das ist so klar wie das Amen in der Kirche. Dennoch ist er eine exzellente Wahl für gut betuchte Vielfahrer, vierköpfige Familien oder auch als Chauffeursauto.

Die neutrale Auslegung des Fahrwerks und die leichtgängige Lenkung lassen ein wenig den BMW typischen Sport-Charakter vermissen. Der Innenraum glänzt dafür mit Luxus auf 7er Niveau. Und genau deshalb hat der neue 5er Gran Tourismo durchaus das Potential zu einem Bestseller.

 

Note 2-

Datenblatt BMW 535i Gran Tourismo

| Hubraum: 2.979 cm³
| 225 kw (306 PS) bei 5.800 U/min
| 400 Nm bei 1.200 – 5.000 U/min
| Vmax: 250 km/h (abgeriegelt)
| Beschleunigung 0- 100 km/h in 6,3 s
| CO-2 Emission g/km: 209 g (EU 5)
| Durchschnittsverbrauch: 8,9 l/100 km
| Gewicht nach DIN (EU) : 1.940 (2.015) kg
| Preis: ab 55.700, 00 EUR inkl. MwSt.

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Gast auto.de

Oktober 21, 2009 um 2:29 pm Uhr

@10:51: Indem BMW das baut was der Kunde haben will. Denn der von Ihnen zitierte schlimme X6 geht weg wie warme Semmeln und so wird es wohl auch beim 5er GT sein.

Gast auto.de

Oktober 19, 2009 um 10:01 pm Uhr

Das Auto ist Bangle pur, furchtbar vom Design her.
Auch Opel hat seiner Zeit vergeblich versucht, mit dem Signum ein neues Konzept zu vermarkten, nach dem niemand fragte und das folglich auch niemand kaufte, obwohl zweifellos praktische Talente da waren.

Gast auto.de

Oktober 19, 2009 um 8:29 am Uhr

…von hinten eine katastrophe!…

Vor langer Zeit baute BMW mal super Autos; leider heute nicht mehr .

Gast auto.de

Oktober 18, 2009 um 10:51 am Uhr

Innen sieht er gut aus, aber Die Karosserieform… einfach nur scheußlich, noch schlimmer als der X6! Wie kann sich BMW im Design nur so vergreifen?

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