Cadillac

Fahrbericht: Cadillac CTS-V Coupé – Eiliger Exot

An diesem Auto hätte selbst Batman seine Freude. Denn egal aus welchem Winkel man das neue CTS-V-Coupé auch anschaut, es sieht immer gemein und bitterböse aus. Mit scharfen Schnitten aus dem Blech gehauen und mit Kanten so hart und gerade, dass man um den Fußgängerschutz fürchten muss, würde der jüngste Zweitürer aus der Cadillac-Flotte bestens nach Gotham City passen. Doch bald fährt das Auto auch durch Grevenbroich und Gütersloh. Denn das Coupé ist die Speerspitze für das Comeback von Cadillac in Europa, das die Amerikaner in diesen Tagen starten. Stärker als jedes Modell von AMG oder der M GmbH, auffälliger als ein Audi R8 oder ein Mercedes SLS und trotzdem billiger als die PS-Protze der Konkurrenz, will er alle Blicke auf sich ziehen und so die Marke zurück ins Bewusstsein von Schnellfahrern und Besserverdienern bringen.

Unter der langen Haube

Dafür nutzen die Amerikaner ein Kraftpaket, das sich bereits bestens bewährt hat. Denn unter der langen Haube des Coupés schlägt das Herz der Corvette ZR1. Auch wenn das 6,2 Liter große V8-Triebwerk, für das es bei der Corvette eigens ein Schaufenster in den Motorraum gibt, nun unter einer schmucklosen Plastikabdeckung verschwindet, macht der Wagen [foto id=“326858″ size=“small“ position=“left“]genügend Staat: Der verchromte Gitter im Kühlergrill glänzt so hell, dass man zur Sonnenbrille greifen möchte, die Motorhaube lupft sich mit einer charakteristischen Kontur über den Kompressor und die Kotflügel spannen sich so eng über die breiten Räder, wie der Anzug über die Schultern von Arnold Schwarzenegger.

Auch etwas für die Ohren

Aber dieses Auto kann man auch mit den Ohren erkennen: Denn schon das Leerlaufbollern aus den mächtigen Endrohren, die wie die Mündung einer doppelläufigen Kanone aus der Mitte des Hecks hervorlugen, klingt verboten. Und kaum senkt sich der Fuß aufs Gas, beginnt der Kompressor zu fauchen und der Cadillac macht einen Krach wie das Space Shuttle beim Start. Zu diesem Bild passen auch die eng geschnittenen Recaro-Sitze, die verdächtig nach einer NASA-Entwicklung aussehen und trotzdem überraschend bequem sind.

In 3,9 Sekunden auf Tempo 100

Von der Elektronik nur mit Mühe im Zaum gehalten, beißen sich die 19-Zöller in den Asphalt, es quietscht und qualmt, und während der Fahrer eine dicke schwarze Kriegsbemalung auf die Straße zaubert, [foto id=“326859″ size=“small“ position=“right“]schießt der Amerikaner davon wie eine Cruise Missile beim Start: Obwohl mit fast zwei Tonnen Leergewicht so etwas wie der Big Mac unter den Spitzensportlern, schnellt er, befeuert von 415 kW/564 PS in gerade einmal 3,9 Sekunden auf Tempo 100 und lässt mit 308 km/h die meisten Konkurrenten stehen. Selbst mit erweitertem Freilauf kommen da Muskel-Modelle aus München und Stuttgart nicht mehr mir. Aber wenigstens ein Vorurteil bestätigt der exklusive Donnerkeil: Wie es sich für einen Amischlitten gehört, hat der Wagen einen ordentlichen Durst: 15,3 Liter nennt schon der Normverbrauch, und bei verschärfter Gangart zeigt der Bordcomputer gerne auch mal zehn Liter mehr an.[foto id=“326860″ size=“small“ position=“left“]

Auch in Kurven sicher in der Spur

Viel Kraft haben auch andere Sportmodelle aus Amerika. Doch anders als etwa der Chevrolet Camaro ist der CTS nicht nur auf der Geraden schnell. Ein wenig komfortables aber dafür überraschend strammes Fahrwerk drückt das Coupé fest auf die Straße und hält sie auch in Kurven sicher in der Spur. Dabei hilft das so genannte Magnetic Ride System, das  Federn und Dämpfer in wenigen Sekundenbruchteilen den Gegebenheiten anpasst und so eine wunderbar solide Straßenlage garantiert. Selbst vor der Nordschleife muss man damit keine Angst haben. Auf die sonst bei Ami-Autos übliche Europa-Abstimmung können die Cadillac-Ingenieure diesmal verzichten: „Schließlich haben wir das Fahrwerk ja weitgehend hier in Europa entwickelt“, sagt Patrick Herrmann aus der Testmannschaft.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Vergleichsweise alltagstauglich; Preise; Datenblatt & Preis

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Vergleichsweise alltagstauglich

Obwohl der CTS-V so stark und schnell ist wie ein Supersportwagen, bleibt er vergleichsweise alltagstauglich: Das Lenkrad ist zwar sportlich dick aufgepolstert, die Sitze haben höhere Wangen, [foto id=“326862″ size=“small“ position=“left“]und die Instrumente wurden ein wenig verfeinert. Doch Lack und Leder bleiben an Bord – genauso wie das Heer elektrischer Helfer, die klimatisierten Polster, die Navigation und Assistenzsysteme wie der Tempomat oder die aktiven Xenon-Leuchten. Nur die Hinterbänkler sind im Coupé gekniffen: Wo sie im Kombi und in der Limousine noch ganz kommod mitfahren können, müssen sie im Zweitürer mühsam auf ein Büßerbänkchen klettern, das schon nach wenigen Kilometern zur Qual für Kopf und Knie wird. Viel mehr als ein paar Taschen sollte man dort deshalb nicht ablegen. Aber das ist bei einem Kofferraumvolumen von mageren 300 Litern ohnehin keine schlechte Idee.[foto id=“326863″ size=“small“ position=“right“]

Preise

Zwar kostet das CTS-V Coupé etwa ein Viertel weniger als halbwegs vergleichbare Autos von BMW oder Mercedes. Doch ist der Zweitürer bei 80.490 Euro natürlich trotzdem kein Schnäppchen. Doch hat Cadillac dafür einen schönen Trost parat: die abgespeckte V6-Version mit 3,6 Litern Hubraum und 311 PS für Preise ab 54.136 Euro. Die ist zwar nicht ganz so schnell und sportlich, aber der Wiedererkennungswert ist genauso hoch.

Datenblatt: Cadillac CTS-V Coupé – Coupé der gehobenen Mittelklasse
  
Motor: V8-Benziner mit Kompressor
– 6162  ccm Hubraum
– 415 kW/564 PS
max. Drehmoment: 735 Nm
0-100 km/h: 3,9 S.
V-max: 308 km/h
Verbrauch: 15,3 Liter
CO2: 365 g/km
   
Preis: 80 490  Euro
Kurzcharakteristik. Cadillac CTS-V Coupé
 
Alternative zu: BMW M6, dem alten Mercedes CLK 63 AMG oder einem gebrauchten Lamborghini.
Passt zu: Eiligen Selbstdarstellern und allen, denen ihr guter Ruf ohnehin egal ist.
Sieht gut aus: auf der Reeperbahn, vor dem US-Diner und in der Boxengasse einer Rennstrecke.

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