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Chevrolet
Ein Kompaktvan für 14 990 Euro mit viel Platz und drei ausbaubaren Einzelsitzen hinten? Ein neuer Versuch, chinesischer Autobauer in Deutschland Fuß zu fassen? Mitnichten. Chevrolet Rezzo 1.6 SE heißt das preislich attraktive Angebot. Wir machten mit dem 2.0 CDX und Autogasanlage als Sonderausstattung die Probe aufs Exempel.
Die runde Karosserieform des noch aus Daewoo-Tagen stammenden Familienwagens ist nicht mehr ganz zeitgemäß, aber ein echter Nachteil ist sie nicht. Der Rezzo ist innen weitaus größer als sein Äußeres vermuten lässt. Über Platzmangel können weder die vorderen noch die Fondspassagiere klagen. Die Beinfreiheit hinten ist großzügig. Maximal 1600 Liter Kofferraumvolumen können sich ebenfalls sehen lassen.
Das Armaturenbrett täuscht eine weiche Oberfläche vor, ist tatsächlich aber aus Hartplastik. Auch ansonsten gibt sich Chevrolet mit der Materialanmut seines Kompaktvans eher wenig Mühe. Die Ablagefächer und Klapptische an den Rücklehnen der Vordersitze (ab SX Serie) sind aus grauem Kunststoff und sehr einfach gehalten. Da überrascht es beinahe, dass die Fahrersitzsitzfläche ab SX-Ausstattung nicht nur höhen-, sondern auch neigungsverstellbar ist und die Lehne sogar eine Lendenstütze hat. Allerdings wirken die in dem von uns gefahrenen Modell grauen Stoffsitze nicht nur trist, sondern sehen außerdem fürchterlich altmodisch aus. Darüber können auch einige Aluminiumapplikationen im Cockpit und die (ebenfalls sehr einfach gehaltenen) Armlehnen für Fahrer- und Beifahrer nicht hinwegtrösten. Nein, zum richtigen Wohlfühlen lädt der Rezzo nicht ein. Hier wurde seit Daewoo-Zeiten nicht viel getan und eine Chance vertan. Auf ESP und mehr als vier Airbags müssen die Kunden angesichts des günstigen Preises ebenfalls verzichten.
Punkte sammelt der Rezzo dafür in Sachen Flexibilität. Drei bereits ab Basisversion ausbaubare Einzelsitze im Fonds bekommt man bei manchem Mitbewerber selbst für gute Worte noch für viel Geld nicht. Unter den Vordersitzen findet sich je eine Schublade, vor den beiden äußeren Hintersitzen sind Ablagefächer für Kleinkram im Boden eingelassen. Vorne findet sich neben dem Zigarettenanzünder noch eine weitere Steckdose für den Anschluss von 12-Volt-Geräten. Dazu gibt es ein praktisches Fach für das Parkticket.
Das Motorengeräusch bleibt bis Autobahnrichtgeschwindigkeit zivil, darüber hinaus wird es etwas lauter im Innenraum. Der 2-Liter-Motor leistet 90 kW/122 PS. Damit ist er kein Temperamentsbolzen, aber ausreichend stark, um gut im Verkehr mitschwimmen zu können. Erst bei etwas über 190 km/h auf dem Tacho ist Schluss.
Die Bremsen sind relativ weich abgestimmt und lassen einen echten Druckpunkt vermissen. Überhaupt ist der Rezzo eher auf soft getrimmt. So vermittelt die gefühllose Servolenkung ein schwammiges Gefühl und könnte deutlich direkter ausgelegt sein. Die Schaltung ist ebenfalls weich ausgelegt, was in diesem Fall aber kein Nachteil ist. Die Gänge rasten präzise ein, die Schaltwege wünscht man sich dennoch ein wenig kürzer. Die Federung ist komfortabel und steckt auch schlechtere Wegstrecken gut weg. Der Wagen schiebt dafür in etwas flotter angegangenen Kurven leicht, aber gutmütig nach außen und schaukelt bei Bodenwellen und Seitenwinden gerne ein wenig.
Für 2410 Euro findet sich bei Chevrolet die Option einer Autogasanlage im Zubehörangebot. Der Zusatztank findet in der Reserveradmulde Platz. Das Pannenspray ersetzt den Ersatzreifen. Der Motor läuft im Alternativbetrieb subjektiv etwas ruhiger. Leistungsunterschiede sind kaum auszumachen, das Wechseln zwischen Gas und Benzin ist jederzeit mit einem einfachen Knopfdruck auch während der Fahrt möglich. Chevrolet verspricht rund 40 Prozent Kostenersparnis im Gasbetrieb.
Keine Frage, Chevys Kompaktvan bringt gute Anlagen mit, ist aber mit seinen kleinen Schwächen nicht ganz zu Ende gedacht. Mit ein wenig mehr Liebe zum Detail und höherwertigen Materialien sowie einem besser auf europäische Verhältnisse abgestimmten Fahrwerk könnte der Rezzo sicher eine größere Käuferschar überzeugen. So stiehlt er weiterhin allein durch seinen Preis der Konkurrenz die Schau.
Mit der bis Ende September befristeten Verkaufsaktion zum kostenlosen Einbau der Autogasanlage wird der Koreaner sogar zu einem echten Schnäppchen. Sie hilft, die Kraftstoffkosten zu senken, denn mit einem angegebenen Durchschnittsverbrauch von 8,6 Litern auf 100 Kilometer und einem Testverbrauch von rund zehn Litern auf längeren Autobahnetappen ist der Rezzo kein ausgewiesen sparsames Auto. Im Alternativbetrieb kommt er dafür mit zehn bis elf Litern Flüssiggas aus, das zurzeit rund 64 Cent pro Liter kostet und bis 2018 steuerbegünstigt bleiben soll. Da verzeiht man dem geräumigen Wagen die eine oder andere Schwäche gerne.
Länge x Breite x Höhe: 4,35 x 1,76 m x 1,58 m
Leergewicht, Zuladung: 1381-1467 kg, max. 481 kg
Motor (Bauart, Hubraum): 2,0 l Vierzylinder
Max. Leistung: 90 kW / 122 PS bei 5800 U/min
Max. Drehmoment: 178 Nm (bei 4000 U/min)
Verbrauch NEFZ im Mittel: 8,6 Liter Super (Gas-Testverbrauch: 10 bis 11 Liter)
CO2-Emission: 212 g/km
Beschleunigung 0 auf 100 km/h:10,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Kofferraum: 325 Liter bis 1600 Liter
Basispreis: 17 790 Euro
ar/jri
geschrieben von veröffentlicht am 22.08.2007 aktualisiert am 22.08.2007
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