Dacia

Fahrbericht: Dacia Sandero – Aufs Maximum reduziert

„Preiswert“ muss nicht „billig“ heißen. Die 6.990 Euro auf dem Preisschild des Dacia Sandero sind zwar deutlich weniger als bei allen Konkurrenten – dass der rumänische Renault-Ableger aber kein Billigauto mehr ist, zeigt er schon äußerlich und auch unter dem Blech. Potenzielle Käufer des Kleinwagens können sich ab Januar davon überzeugen.

War die 2008 erstmals aufgelegte Generation eins in Sachen Design noch durchaus sparsam gestaltet, haben sich die Stilisten diesmal sichtbar mehr Mühe gegeben. Das rund vier Meter lange Steilheckmodell trägt ein modernes Kühlergrillgesicht, klare Karosserielinien und ein nüchternes, aber gefälliges Heck. Schönheitskonkurrenzen oder Originalitätspreise sind so zwar weiterhin nicht zu gewinnen, auf den ersten Blick als Low-Budget-Angebot erkennbar wie der Vorgänger oder das Ur-Modell Logan ist der neue Sandero aber nicht mehr. Vor allem nicht in der erneut aufgelegten Variante [foto id=“443026″ size=“small“ position=“left“]Stepway (ab 9.990 Euro), die den Fünftürer mit Offroad-Beplankung und höher gelegtem Fahrwerk zumindest optisch zum Mini-SUV macht.

Auch innen wurde nachgelegt, wobei hier der Kostendruck noch am ehesten zu sehen ist. Preiswert, aber praktisch, heißt das Motto. Zu erkennen etwa an den harten Kunststoffen und der allgemein sehr nüchternen Gestaltung. Gespart wird ansonsten aber vor allem dort, wo es weniger auffällt: Die Schminkspiegel müssen ohne Abdeckung auskommen, die Tasten für die optionalen Fensterheber sind statt in den Türen – technisch weniger aufwendig – in der Mittelkonsole untergebracht und die Hupe findet sich nicht am Lenkradtopf, sondern am Blinkerhebel. Etwas mehr Geld hätte Dacia allerdings bei den Sitzen in die Hand nehmen können; die schmal geschnittenen Polster sind viel zu weich für längere Strecken. Das Platzangebot hingegen geht in Ordnung, selbst hinten können zwei Erwachsene einigermaßen anständig sitzen. Der Kofferraum fasst wie beim Vorgänger 320 Liter und lässt sich auf 1.200 Liter erweitern – beides liegt oberhalb des Klassenschnitts.[foto id=“443027″ size=“small“ position=“right“]

Technisch hat der Sandero einen Sprung gemacht

Die bekannte Plattform wurde gründlich überarbeitet, die Geräuschdämmung verstärkt und die Bremsen bissiger ausgelegt. Die wichtigste Neuerung betrifft aber das Motorenangebot. Vom gerade neu aufgelegten Renault Clio durfte Dacia den ebenfalls brandneuen Top-Benziner übernehmen, einen turbogeladener Dreizylindermotor, der aus nur 0,9 Litern Hubraum 66 kW/90 PS schöpft. Das trotz der drei Kolben überzeugend laufruhige Triebwerk geht schon bei mittleren Drehzahlen deutlich druckvoller zur Sache als der zuvor angebotene 1,6-Liter-Benziner und ist mit einem Normverbrauch von 5,2 Litern zudem wesentlich sparsamer. Alternativ gibt es erneut einen 1,2-Liter-Benziner mit 55 kW/75 PS, der auch wieder in einer Autogasversion angeboten wird, sowie den aus diversen Konzernmodellen bekannten 1,5-Liter-Diesel mit 66 kW/90 PS. Mit dem relativ leichten Sandero haben alle Motoren kein großes Problem. Besonders viel Fahrspaß mag aber nicht aufkommen. Dafür rollt der Kleinwagen trotz des komfortabel ausgelegten Fahrwerks bei Unebenheiten etwas zu steif ab und wirkt insgesamt ein wenig zu schwerfällig.[foto id=“443028″ size=“small“ position=“left“]

Doch die Ambitionen des Franko-Rumänen liegen auch ganz woanders: beim Preis. Der ist auf den ersten Blick extrem niedrig, auf den zweiten Blick immerhin noch sehr günstig. Die 7.000-Euro-Version ist mehr Lockstoff als eine ernsthafte Kaufoption. Denn in der Basisausstattung „Essentiel“ ist der Sandero nur karg ausgerüstet; viel mehr als Servolenkung, 12-Volt-Steckdose und eine nur im Ganzen umlegbare Rückbank ist nicht an Bord. Da sich Annehmlichkeiten wie Klimaanlage und Radio nicht einzeln dazu bestellen lassen, dürften die meisten Kunden automatisch zur höheren Linie “ Ambiance“ greifen. Die kostet 1.000 Euro mehr, bietet zusätzlich Zentralverriegelung mit Fernbedienung und elektrische Fensterheber vorn; Kühlung (590 Euro) und Musik (250 Euro) müssen aber weiterhin extra bestellt werden. In der Top-Version Lauréate ab 8.990 Euro (ebenfalls ohne Klimaanlage) gibt es noch einen Bordcomputer und Nebelscheinwerfer obendrauf. Wer will, kann [foto id=“443029″ size=“small“ position=“right“]außerdem Lederpolster, Touchscreen-Navi und Metalliclack ordern. In Sachen Sicherheit sind alle drei Linien gleich ausgestattet. Vier Airbags sind immer vorhanden und auch das bisher gar nicht bestellbare ESP ist Serie.

Insgesamt hat der neue Sandero gegenüber dem Vorgänger deutlich gewonnen. Äußerlich schicker, zeitgemäßer motorisiert und sicherer ist er geworden. Und ordentlich Fahren kann er auch. Wer mehr Charme, Spaß und Komfort sucht, wird wohl beim großen Bruder Renault Clio eher fündig. Und das dürfte durchaus im Sinne Renaults sein. Denn zu gut wollen die Franzosen ihr Discount-Modell natürlich auch nicht machen.

Datenblatt: Dacia Sandero

Fünftüriger Kleinwagen
Länge: 4,06 Meter
Breite: 1,73 Meter
Höhe: 1,52 Meter
Radstand: 2,59 Meter
Kofferraumvolumen: 320 bis 1.200 Liter
Leergewicht: 1.016 bis 1.108 Kilogramm

Motorisierung

 

1,2-Liter-Vierzylinderbenziner mit 55 kW/75 PS
manuelles Fünfganggetriebe
max. Drehmoment 107 Nm bei 4.250 U/min
null bis 100 km/h in 14,5 Sek.
Vmax 164 km/h
Verbrauch 6,0 Liter
CO2-Ausstoß 137 g/km
Preis ab 6.990 Euro
1,2-Liter-Vierzylinderbenziner (Autogasversion) mit 53 kW/72 PS im LPG-Betrieb
manuelles Fünfganggetriebe
103 Nm bei 4.250 U/min
null auf 100 km/h in 15,1 Sek.
Vmax 164 km/h
Verbrauch 7,6 Liter
CO2-Ausstoß 120 g/km
Preis ab 8.790 Euro
0,9-Liter-Turbo-Dreizylinderbenziner mit 66 kW/90 PS
manuelles Fünfganggetriebe
135 Nm bei 2.500 U/min
null auf 100 km/h in 11,1 Sek.
Vmax 175 km/h
Verbrauch 5,2 Liter
CO2-Ausstoß 120 g/km
Preis ab 10.090 Euro
1,5-Liter-Vierzylinderdiesel mit 66 kW/90 PS
manuelles Fünfganggetriebe
220 Nm bei 1.750 U/min
null bis 100 km/h in 12,2 Sek.
Vmax 173 km/h
Verbrauch 3,8 Liter
CO2-Ausstoß 99 g/km
Preis ab 11.890 Euro

Kurzcharakteristik: Dacia Sandero

Alternative zu: einem gebrauchten Kleinwagen
Passt zu: statussymbol-resistenten Sparfüchsen, ehemaligen Gebrauchtwagenkäufern
Sieht gut aus: vor allem im Vergleich zum Vorgänger und dem nahen Verwandten Dacia Logan
Was noch kommt: eine Kombiversion, die Stufenheckversion Logan hingegen in Deutschland nicht

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