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Italienische Momente
Man muss kein Prophet sein, um zu vermuten, dass sich die Modellbezeichnung auf das Jahr 1962 bezieht. Damals schlug die Geburtsstunde der Ducati Scrambler. Mit ihren 400 Kubik ist die Sixty2 dabei zudem deutlich näher an den Urahnen der Modellfamilie, denn der erste Spross erblickte mit 250 Kubikzentimetern Hubraum das Licht der Motorradwelt – und mehr als 450 ccm waren es bei der Original-Scrambler auch nie. Insofern darf die kleinste der neuen Scrambler eigentlich für sich in Anspruch nehmen, näher an den Wurzeln und die wahre Nachfolgerin der legendären Baureihe zu sein – auch wenn das moderne Pendant einen Zylinder mehr mit sich trägt.
Der kleine, luftgekühlte 90-Grad-V2 gibt seine Leistung linear ab, braucht aber nach dem Kaltstart einen Augenblick, bis er sauber Gas annimmt. Die Befehle der rechten Hand werden Ducati-typisch recht hart umgesetzt und von entsprechenden Lastwechselreaktionen begleitet. Das bassige Brummen des Zweizyilnders geht ab etwa 5000 Umdrehungen in der Minute in ein leicht heiseres Bellen über – italienische Momente also auch bei der kleinsten aller Ducati. Im Schiebebetrieb fällt der kleine Twin darüberhinaus durch ein markantes Pfeifen auf.
Statt eines roten Bereichs im Drehzahlmesser gibt es gleich zwei entsprechend gefärbte Schaltblitze, die bei 9800 Umdrehungen in der Minute aufleuchten. Apropos Drehzahlmesser: Er findet sich etwa unorthodox am unteren Halbkreis des digitalen Rundinstruments und arbeitet von rechts nach links. Ungewohnt ist außerdem die Bedienung für das Fernlicht. Der Schalter muss nicht nach vorn geschoben, sondern nach unten gedrückt werden, während Aufblenden ganz üblich durch einfaches Ziehen funktioniert.
Der sechste Gang ist etwas lang übersetzt und entsprechend zäh. Er empfiehlt sich allenfalls für die Autobahn, auf der die Sixty2 mit immerhin 155 km/h Topspeed durchaus nicht verloren ist und Dutzende Kilometer ermüdungsfrei abspult. Der hohe und sich weit nach hinten streckende Lenker sowie der relativ lange Tank verbannen den Fahrer eher auf die hintere Hälfte des Motorrads und die Mitte der Sitzbank sowie kurz vor das Hinterrad. Wer solo unterwegs ist, kann sich auf längeren Etappen dank ebener Sitzbank auch mal ein wenig strecken.
Copyright: Auto-Medienportal.Net/Ducati
Das angestammte Revier der kleinsten Ducati ist aber natürlich die Landstraße. Aufgrund ihrer kompakten Abmessungen ist die Sixty2 zwar ein Kurvenräuber, entsprechend ihrer Auslegung aber kein unbedingter Schräglagenjäger, zumal der hintere Pirelli MT 60 RS an den Flanken doch hin und wieder ein wenig nervös wirkt. An Geradeauslauf und Spurstabilität gibt es aber nichts auszusetzen, ebenso wenig am Handling im dichten Feierabendverkehr in der Stadt, wenn die 400er-Scrambler Lenkbefehle rasch und zielgenau umsetzt.
Ihre Scrambler-Attitüde kann die Sixty2 zwar nicht groß im Gelände ausspielen, aber es darf beispielsweise mit ihr schon recht flott über den einen oder anderen Feldweg gehen. Die Bremse ist gut dosierbar, fordert selten das ABS heraus und packt auch hinten gut zu. Allerdings taucht die Vordergabel beim Verzögern recht tief ein.
Nicht ganz Scrambler-like ist der in kurze, dicke Endschalldämpfer mit mächtigem Sammler. Dafür gibt es ungummierte und geriffelte Alufußrasten auch für den Sozius. Etwas mehr Liebe zum Detail hätte man sich bei den doch recht schmucklosen Blinkern gewünscht.
Die Ducati Scrambler Sixty2 ist wegen ihres charaktervollen Motors und der konzeptionellen Auslegung eine Bereicherung der unteren Mittelklasse – hebt sich aber leider auch preislich von ihr ab. 8095 Euro für eine 400er können wohl ausschließlich eingefleischte Ducatisti auf den Sattel und hinter den Lenker locken. Dafür haftet dem Motorrad aber auch keinerlei Ruch süd-ost-asiatischer Auftragsproduktion an. Hier gibt es 100 Prozent Made in Italy. Und das hat nun einmal seinen Preis.
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Motor | 90-Grad-V2, 399 ccm, luftgekühlt |
Leistung | 30 kW / 41 PS bei 8750 U/min |
Max. Drehmoment | 34 Nm bei 8000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 155 km/h |
Beschleunigung 0–100 km/h | 6,9 Sek. |
Getriebe | sechs Gänge |
Antrieb | Kette |
Tankinhalt | 14 Liter |
Sitzhöhe | 790 mm |
Gewicht | 183 kg (fahrbereit) |
Normverbrauch | 4,6 l/100 km |
CO2-Emissionen | 108 g/km |
Bereifung | 110/80 R18 |
Preis | 8095 Euro |
geschrieben von AMP.net/Sm veröffentlicht am 18.11.2017 aktualisiert am 16.11.2017
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