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Pack einen starken Motor (110 PS) in ein leichtes Auto (der erste Golf GTI wog 790 Kilogramm), ein paar sportliche Dinge wie größere Räder dazu – fertig war das Kultauto der späten Siebziger. Mit der fünften Generation hat VW den Mythos neues Leben eingehaucht. Denn der neue GTI ist ein echter Sportler, dessen Leistungsgewicht (PS pro Kilogramm) noch über dem seines Urgroßvaters liegt. Der Preis stieg wie die Leistung: kostete der erste GTI noch 13 850 Mark, so beginnt er jetzt bei 24 200 Euro.
Volkswagen Golf GTI: Foto: Auto-Reporter/Volkswagen
Optisch ist der GTI mit seinem mächtigen Kühlergrill mit roter Umrandung und dem tief herunter gezogenem Spoiler deutlich vom Seriengolf abgesetzt. Dazu kommen große 18-Zoll-Räder mit markantem Fünfloch-Design und roten Bremssätteln sowie zwei dicke Edelstahl-Auspuffendrohre, die signalisieren: Ich bin der Sportler in der Golf-Familie. Innen bleibt der GTI ein typischer Golf. Das bedeutet erst mal gute und gediegene Verarbeitung. Lediglich das unten abgeflachte Lenkrad, die Alupedalen und eine große Stütze für den Kupplungsfuß outen den GTI. Das ändert sich, wenn der Fahrer den 2,0-Liter Benzindirekteinspritzer loslässt.
147 kW/200 PS lassen den GTI in 7,2 Sekunden auf Tempo 100 spurten, erst bei 235 km/h ist Schluss. Dabei sind Beschleunigungsorgien ebenso möglich wie gemütliches Gleiten im fünften Gang im Stadtverkehr. Das recht üppige Drehmoment von 280 Newtonmetern liegt bereits bei 1800 Touren an und erstreckt sich über ein üppiges Drehzahlband bis zu 5000 U/min – Kraft ist also in jeder Lebenslage reichlich vorhanden. Dazu klingt der GTI auch wie ein GTI, von leise Blubbernd bis hin zu heißerem Röhren. Das kann süchtig machen. Bei Nässe scharren die Antriebsräder vorn merklich auf dem Untergrund. Das serienmäßige Sechsganggetriebe ist gut abgestuft und hat kurze Schaltwege.
VW-Fahrer werden sich auch im GTI sofort wohlfühlen. Alles sitzt am richtigen Platz, die Bedienung gibt keine Rätsel auf, so soll es sein. Der derzeit sportlichste Golf hat serienmäßig Sportsitze an Bord, die den sportlichen Anspruch mit sehr guten Sitzkomfort und viel Seitenhalt untermalen. Die beiden hinteren Türen muss der Kunde mit 565 Euro extra bezahlen. Auch das teilweise elektrisch verstellbare und beheizbare Ledergestühl des Testwagens kostet natürlich Extra, genau wie das Navigationssystem oder die getrennt regelbare Klimaautomatik.
Das Fahrwerk des GTI wurde um 15 Millimeter tiefer gelegt. Das ist gut bei der Kurvenhatz, aber auch der Komfort ist für einen Sportler meist noch ordentlich. Eine fahraktive Mischung, die nur bei kurzen Boden wellen und mittelschneller Fahrt getrübt wird, denn dann hüpft der Golf wie ein Springbock. Je schneller es geht, desto fester scheint sich der GTI in den Asphalt zu krallen. Hier gilt: wer einen Sportwagen fahren will, muss beim Komfort ein paar Abstriche machen. Der empfindsame Fahrer wird vielleicht unter der härteren Dämpferabstimmung und den steiferen Stabilisatoren leiden. Auch die breiten Schlappen mit Niederquerschnittsreifen kosten Komfort. Mein Tipp: 17-Zoll-Räder ordern.
Insgesamt ist der neue GTI eine echte Fahrmaschine. Er verbindet die üblichen Tugenden des Golf mit einer ordentlichen Portion Unvernunft. Der Anschaffungspreis ist hoch und lässt sich durch ein paar Extras leicht über 30 000 Euro treiben. Dafür bekommt der Kunde aber auch ein ausgesprochen fahraktives Auto. Der Benzinkonsum hält sich angesichts der üppigen Leistung mit 10,1 Litern im Testverbrauch im Rahmen – allerdings will der Motor teures Super Plus. Die Sicherheitsausstattung ist komplett.
Fazit: Den neuen GTI zu fahren bringt einfach Spaß, Volkswagen hat den Mythos erfolgreich wiederbelebt und ein verführerisches Paket geschnürt. (ar/sb)
Die wichtigsten Daten:
4216/1759/1466 mm, Radstand 2578 mm, Wendekreis 10,90 m, Leergewicht 1328 kg, maximales Zuladung 524 kg, Laderaum 350 Liter, Tank 55 Liter, Vierzylinder-Vierventil-Reihenmotor mit Turbolader und Benzindirekteinspritzung, 147 kW / 200 PS, 1984 ccm Hubraum, maximales Drehmoment 280 Nm bei 5000 U/min, Abgaseinstufung Euro 4, Höchstgeschwindigkeit 235 km/h, Beschleunigung auf 100 km/h in 7,2 sek., EU-Normverbrauch im Mittel 8,0 l/100 km, Praxisverbrauch 10,1 l/100 km, Preis: ab 24 200 Euro.
Von Stephan Bähnisch
9. Juni 2005. Quelle: Auto-Reporter
geschrieben von veröffentlicht am 07.04.2006 aktualisiert am 07.04.2006
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