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Nichts ist beim Supertourer, wie es vor kurzem noch war – bis auf die Außenspiegel, „praktisch das einzige unveränderte Teil an der Electra Glide Ultra LImited 2014“ laut Chef-Ingenieur Ben Wright. „Projekt Rushmore“ heißt eine Innovations-Offensive, in deren Zuge Harley-Davidson schneller, innovativer und effizienter als bisher Kundenwünsche umzusetzen versucht. Nach vier Jahren Entwicklungszeit wirkt die Electra Glide Ultra Limited auf den ersten Blick vertraut. Erst bei genauerem Hinsehen wird klar: Hier ist fast nichts beim Alten geblieben. Die massiven Veränderungen betreffen den Antrieb, Fahrwerk und Bremsen, den Fahrkomfort und das Infotainment.
Wasserkühlung ist nicht ganz neu bei Harley-Davidson. Allerdings war bisher nur seit 2002 die Modellreihe V-Rod mit dem von Porsche mitentwickelten 60 Grad-V2 wassergekühlt. Alle anderen Harleys mit dem klassischen 45 Grad-V2 dagegen kamen mit Luftkühlung aus. Damit ist jetzt für die beiden Tourer Electra Glide Ultra Limited und Ultra Classic Electra Glide Schluss: In ihren Beinschildern beherbergen sie Ventilatoren, und rund um die Auslassventile beider Zylinder sorgt gezielte Wasserkühlung für reduzierte Temperaturen. In Interviews und Umfragen weltweit hatte „Projekt Rushmore“ herausgefunden: Fahrer und Beifahrer klagten oft über hohe Hitzeabstrahlung vom Motor her. Teil-Wasserkühlung rund um die [foto id=“479893″ size=“small“ position=“left“]Auslassventile ist die Lösung des Problems und lässt sich bei diesen Modellen dank der Beinschilder mit integrierten Ventilatoren besonders unauffällig umsetzen – und spürbar, wie eine Ausfahrt von Denver aus bei gut 30 Grad Celsius im Schatten gezeigt hat.
Auf dem Weg nach Beaver Creek sank die Temperatur zwar deutlich bis auf 15 Grad Celsius, doch hinter der neu gestalteten „Batwing“-Verkleidung war davon wenig zu spüren. Sie ist aerodynamisch verbessert und bietet somit mehr Schutz vor Wind und Regen. Trotzdem hat es Chef-Designer Ray Drea geschafft, die vertraute Anmutung der seit 1969 verwendeten Verkleidung zu bewahren. Im Schutze der neuen „batwing fairing“ kann der Fahrer die Vorzüge des neuen Infotainments ungestört genießen. Aus der bis zu 300 Watt starken Audio-Anlage ertönt die Musik vom Smartphone, das über einen USB-Stecker angeschlossen und in einem Fach gut verstaut ist. Über zwei Fünf-Wege-Joysticks lassen sich die zahlreichen Funktionen von Radio, Navigationssystem oder Bordcomputer gut steuern. Alle Tasten sind mit dünnen Sommerhandschuhen leicht bedienbar, nur mit dicken Winterklamotten wird’s schwieriger. Dann ist die optionale Sprachsteuerung gefragt.
Bei der Kletterpartie von Denver nach Beaver Creek fährt man in knapp zwei Stunden von etwa 1.600 auf 3.000 Meter Höhe hinauf. Dabei kommt die leicht gestiegene Kraft des Twin Cam 103-Motors zugute, der jetzt 64 kW/87 PS leistet und 136 Nm Drehmoment entwickelt statt bisher 62 kW/84 PS und 132 Nm. Das Fahrgefühl bei meist 65 Meilen pro Stunde oder rund 105 km/h legt nahe: Harley-Davidson hat wirklich gut zugehört, als Fahrer und Beifahrer der Marke im Rahmen von „Projekt Rushmore“ ausgefragt wurden. Der Name stammt übrigens von einem der Traumziele vieler Harley-Fans: Der berühmte Mount Rushmore in South Dakota, wo die Köpfe von vier US-Präsidenten in Fels gemeißelt sind. [foto id=“479894″ size=“small“ position=“right“]Außerdem stünden laut Chef-Ingenieur Ben Wright die einzelnen Worte „Rush“ (Eile) und „More“ (mehr) sinnbildlich für das Projekt, das den Kunden schneller als bisher mehr Innovationen bringen soll.
Wer nach durchzugsstarker Beschleunigung wieder zum Stillstand kommen will, bemerkt deutlich die Vorteile der elektronischen Bremskraftverteilung sowie der stärkeren Vorderradgabel. Sie ist von 4,3 auf 4,6 Zentimeter im Durchmesser gewachsen. Zusammen mit der automatischen Verteilung der Bremskraft zwischen Vorder- und Hinterrad ab 40 km/h bringt dies mehr Sicherheit beim starken Bremsen – wiederum einer der Wünsche, die die Kunden gegenüber Harley-Davidson geäußert haben. Eine Fuhre von 414 Kilogramm fahrbereitem Leergewicht wird zwar nie wirklich leicht zu stoppen sein, aber die Elektronik und die massive Gabel-Konstruktion sind zweifellos hilfreich. Eine Traktionskontrolle sowie ein semi-aktives Fahrwerk gehören allerdings vorerst nicht zum Repertoire der Traditionsmarke aus Milwaukee.
Weitere Details fallen angenehm auf, so zum Beispiel die Einhand-Bedienung der neuen Koffer. Bisher nervten fummelige Klapp-Scharniere, jetzt legt man mit einer Hand einen Hebel um, schon öffnen sich die von oben her beladbaren Koffer. Hier hat die Electra Glide sogar deutliche Vorteile gegenüber Bestseller-Tourern wie der BMW R 1200 RT. Das große Topcase von Harleys Supertourer reicht jetzt für zwei Vollvisier-Helme aus. Dank des neu gestalteten Beifahrersitzes sei die Electra Glide nun laut Ben Wright „Klassenbeste in dieser Disziplin“. Von den Platzverhältnissen [foto id=“479895″ size=“small“ position=“left“]und vom Sitzkomfort her scheint dies denkbar, ist aber erst in direkten Vergleichstest nachzuvollziehen.
Das „Projekt Rushmore“ hat mit der Grundrenovierung von Harley-Davidsons Tourenmodellen eine neue Ära in der Entwicklungsarbeit in Milwaukee eingeläutet. Wer die 2014er Limited fährt, die nach einer rund zweiprozentigen Preiserhöhung jetzt ab 27.995 Euro zu haben ist, wird erleichtert feststellen: Ihren typischen Charakter haben die Ingenieure bewahrt. Dazu gehört leider auch leichtes Hochgeschwindigkeitspendeln am Hinterrad, das allerdings erst ab 140 km/h in Schräglage spürbar wird. Und dieser Fahrzustand gehört wahrlich nicht zum Grundcharakter der Tourer-Ikone von Harley-Davidson.
Maße und Gewichte: | Radstand 1,625 Meter, Sitzhöhe 0,74 Meter, Leergewicht 414 kg, Tankinhalt 22,7 Liter |
Motor: | Luft- und Teil-Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Motor mit vier Ventilen, Hubraum: 1.690 ccm, Leistung: 64 kW/87 PS, max. Drehmoment 138 Nm bei 3.750 U/min, Kraftstoffverbrauch (kombiniert Stadt/Überland) 5,6 l/100 km |
Fahrwerk: | Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen; vorn Telegabel (49 mm); Vierkolben-Bremssättel vorn und hinten, Zwei Scheiben vorn und eine Scheibe hinten (jeweils 320 mm), ABS von Bosch |
Preis: | 27.995 Euro |
Alternative zu: Honda Gold Wing, Triumph Rocket III Touring |
Passt zu: Liebhabern von gemütlicher Gangart und perfektem Wetterschutz |
Sieht gut aus: In Zweifarb-Lackierung mit dem Orangeton „Amber Whiskey“ |
Wann kommt sie? Am 14. September beim „Open House“ der Harley-Händler |
Was kommt noch? Vorerst keine weitere Teil-Wasserkühlung beim 45 Grad-V2 |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 27.08.2013 aktualisiert am 27.08.2013
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