Fahrbericht: Honda Integra – Das Roller-Motorrad

Hondas Versuch, mit dem 2012 erstmals präsentierten Integra eine Kombination aus Motorrad und Roller zu schaffen, war mutig – und zeitigte auch Erfolg. Damit das so bleibt, hat Honda ihm und der gesamten NC-Baureihe fürs dritte Jahr ein neues Herz spendiert: Der Zweizylindermotor wurde von 670 auf 745 Kubik vergrößert, die Leistung von 35 kW/48 PS auf 40 kW/55 PS angehoben. Das serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe wurde weiter optimiert. Der erste Fahrtest zeigt: Der 2014er Integra ist jetzt ein echt tolles Teil. Ein Roller freilich ist er nach wie vor nicht.

Er teilt sich die technische Basis mit der Motorradbaureihe NC. Die beiden Motorräder NC 750S und NC 750X sowie der Mittelklasse-Cruiser CTX 700 benötigen einen stabilen Motorradrahmen – und das verhindert, dass der Integra einen freien Durchstieg vor der Sitzbank aufweist. Keinen Platz unterm Sitz findet daher auch ein für übliche Motorradhelme ausreichendes Helmfach; das vorhandene Fach schluckt nur kleinere Jethelme. Ebenfalls dem Plattformgedanken zuzurechnen ist der in der Motorrad-Mittelklasse übliche Kettenantrieb. Echte Roller-Freunde können sich den genannten Details nicht anfreunden. [foto id=“509774″ size=“small“ position=“right“]Für sie sind eine wartungsfreie Triebsatzschwinge, ein fettes Helmfach unterm Sitz und ein mehr oder minder freier Durchstieg Glaubenssache.

Womit die Nachteile des Honda Integra denn auch zur Gänze abgehandelt wären. Die Vorteile des Integra sind gewichtig – erst recht in seiner 2014er Version mit, dank Ausgleichswelle, nun spürbar komfortablerem Antrieb und weiter optimiertem Doppelkupplungsgetriebe. Dieses Technik-Schmankerl, von Honda mit der Abkürzung DCT (Dual Clutch Transmission) belegt, ist mittlerweile eine ausgereifte Sache. Es vereinigt die Vorzüge von Schalt- und Automatikgetriebe auf beeindruckende Art und Weise. Denn das Honda Zweirad-DCT – derzeit hat kein anderer Anbieter ein solches Getriebe im Programm – kann man genauso als Vollautomatik wie als Schaltgetriebe mit blitzschnell erfolgenden Gangwechseln nutzen.

Im Verein mit der durchzugsstarken Triebwerks-Auslegung – viel Kraft bei mittleren Drehzahlen – sind dank DCT ideale Voraussetzungen für zügig-gelassenes Vorwärtskommen gegeben. [foto id=“509775″ size=“small“ position=“left“]Unterstützt wird diese Auslegung durch die rollerähnliche Sitzposition. Wer nach dem Motorstart die ergonomisch gestaltete Wähltaste D rechts am Lenker drückt, verspürt einen kleinen Ruck, der erste Gang ist eingelegt. Doch in Bewegung setzt sich der Integra erst, wenn Gas gegeben wird und die Kupplung den Kraftschluss herstellt. Ab jetzt läuft alles vollautomatisch – ganz so, wie man’s vom Pkw her kennt und wie ja auch Roller-Fans transportiert werden wollen. Unmerklich wechselt DCT die Gänge, schaltet präzise und völlig ruckfrei durch bis Gang 6 und wieder zurück, wenn man langsamer fährt.

Zusätzlich gibt es die sportliche DCT-Abstimmung „S“ (hier werden die Gänge erst bei höheren Drehzahlen gewechselt) – und die Möglichkeit, mittels zweier Drucktasten links am Lenker komplett manuell zu schalten. Wer dann die Reserven des Integra ausnutzt, kann auf kurvenreichen Landstraßen mit jedem 100 PS-Motorrad mithalten. Mit „Rollerfahren“ hat diese Art der Fortbewegung dann allerdings nichts mehr zu tun. Was zugleich als Kompliment für das feine Fahrwerk zu verstehen ist. Auch die Bremsanlage samt nachgeschaltetem ABS macht ihre Sache ausgezeichnet; allerdings benötigt die vordere Bremse viel Handkraft.

Der Umgang mit dem Integra ist also denkbar unkompliziert. Die Ausstattung ist funktionell: Sowohl Feststellbremse wie Warnblinkanlage und eine 12 V-Steckdose sind serienmäßig, [foto id=“509776″ size=“small“ position=“right“]auch ein kleiner Bordcomputer findet sich im Cockpit. Das Windschild arbeitet für Otto Normalos mit knapp 1,80 Meter Körpergröße turbulenzfrei und schützt gut vor Druck auf dem Oberkörper, das Beinschild bewahrt die Fahrerbeine bei höherem Tempo vor direkter Beregnung. Zudem garantieren Haupt- und Seitenständer sicheres Abstellen.

8.755 Euro verlangen die Honda-Händler für den Integra. Wer zugreift, erhält ein sehr gut verarbeitetes Motorrad mit einigen rollertypischen Ausstattungsdetails, aber eben keinen Roller. „Macht nichts“, sagten sich letztes Jahr 309 Käufer in Deutschland. Dieses Jahr sollen es nach Hondas Vorstellungen 500 werden; so viele Integras hat man in Japan für 2014 bestellt. Aufgrund der Qualitäten des neuen Integra erscheint es als unwahrscheinlich, dass zu Saisonende Schleuderpreise für die Lagerräumung sorgen müssen. Was Händler wie Käufer freuen dürfte, wird doch auf diese Weise eine wichtige Voraussetzung für guten Werterhalt geschaffen.

Technische Daten Honda Integra

Motor Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 745 ccm Hubraum, 40,3 kW/55 PS PS bei 6.250 U/min., 68 Nm bei 4.750 U/min; Einspritzung, 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Kette
Fahrwerk Stahl-Brückenrahmen, 41 mm Telegabel vorne, 120 mm Federweg, Aluminium-Zweiarmschwinge, zwei Federbeine (Vorspannung einstellbar) hinten, 120 mm Federweg; Aluminium-Gussräder; Reifen 120/70-17 (vorne) bzw. 160/60-17 (hinten). 320mm Einscheibenbremse vorne,  240 mm Einscheibenbremse hinten; Zweikreis-ABS
Maße und Gewichte

Radstand 1,525 m, Sitzhöhe 0,790 m, Gewicht fahrfertig 237 kg, Zuladung 209 kg; Tankinhalt 14,1 l

Preis 8.755 Euro inkl. Nebenkosten (Tricolor-Lackierung plus 150 Euro)

 

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