Fahrbericht: Honda Shadow 750: Diesseits der Extreme


Manche Biker stehen auf Extreme wie hohes Tempo und große Hubräume. Andere wiederum genießen den Charme solider Cruiser wie den der Honda Shadow 750. Mit ihr stellte der japanische Hersteller für die noch laufende Saison ein Motorrad für die Sinne auf die Räder, geschaffen für eine Welt jenseits der Superlative. Langweile braucht dennoch niemand auf dem 8 750 Euro kostenden Langgabler zu fürchten.

Preislich orientiert sich die Shadow 750 zwischen der 8 370 Euro teuren Shadow Black Spirit und der Shadow Spirit, die für 8 970 Euro an den Start geht. Allerdings bietet sie rein optisch die meisten Pfunde: Der Retro-Cruiser-Look gefällt mit den voluminösen Schutzblechen, den umhüllten Frontgabelrohren oder den opulenten Reifen. Freunde des samstäglichen Chromputzens kommen hier voll auf ihre Kosten – nicht nur wegen der glänzenden Shotgun-Schalldämpfer.

[foto id=“323092″ size=“small“ position=“right“]Selbstredend ist die Shadow kein Hochbein. Hinter dem etwas erhöhten Lenker thront es sich in 65,8 Zentimetern sehr formidabel. Vor allem dann, wenn genussvolles Cruisen angesagt ist, was sich auf leicht geschwungenen Landstraßen am besten erleben lässt. Enges Rangieren, schlechte Holperpisten oder wildes Kurvenräubern mag die Honda hingegen gar nicht. Dafür ist die 262 Kilogramm wiegende 750er nicht zu haben. Entsprechend kostet man die Höchstgeschwindigkeit von 151 Stundenkilometern eher selten aus, auch wenn der Windschutz bis in diese Regionen nicht zu verachten ist.

Für angemessenen, wenn auch kaum rekordverdächtigen Schub sorgt ein angenehmer V2-Motor, der seine 34 kW/46 PS Leistung bei 5 500 Touren abliefert, und das Hinterrad via Fünfganggetriebe und Kardan antreibt. Das maximale Drehmoment von 64 Nm liegt hingegen schon bei 3 500 Touren an – in solchen Regionen fühlt sich der flüssigkeitsgekühlte Twin mit seinen 745 ccm Hubraum und Dreiventiltechnik am wohlsten. Zudem wirkt sich das moderate Drehzahlniveau auf den Verbrauch aus. Er lässt sich problemlos auf 4,2 Liter Sprit drücken, ohne dass man zum Verkehrshindernis wird. In Kombination mit dem 14,6 Liter fassenden Tank sind Reichweiten von knapp 350 Kilometern drin. Moderat fällt auch die Haftpflichtversicherung aus, für die beispielsweise bei der AXA 53,12 Euro verlangt werden.

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[foto id=“323093″ size=“small“ position=“left“]Das sparsame Herz unter der hübsch-barocken Hülle der Shadow passt gut zum gesamten Auftritt des japanischen Cruisers. Er liefert den besten Beweis, dass zum zünftigen Landstraßengenuss weder 1 000 Kubik noch acht Zentner Lebendgewicht notwendig sind. Ein serienmäßiges Combined ABS spendierten die Ingenieure der Maschine aber dennoch. Das wiederum erklärt die Scheibenbremse am Hinterrad, die die bekannte Trommel ablöste. Entsprechend hat die in Deutschland lediglich in „Graphite Black“ erhältliche Honda kein Problem im Soziusbetrieb. Und auch die größere Wochenendtour mit zusätzlichem Gepäck in den optionalen Leder-Satteltaschen stellt die 750er nicht vor unüberwindbare Hindernisse. Ungeschickt gelöst sind allenfalls die Leuchten für Leerlauf, Blinker und Aufblendlicht in der Gabelbrücke: Die schmucken Leuchten lassen sich bei starkem Licht nur schwer ablesen.

Dennoch gilt: Sie ist ein guter Kumpel, die Shadow. Nicht rasant, nicht schillernd oder laut, dafür aber mit einem nachdrücklichen Charme, der dafür sorgt, dass die Welt gleich mal ein wenig netter erscheint. Auf der Shadow 750 regiert die Gelassenheit. Wer braucht da schon Extreme?

Teststeno: Honda Shadow
Cruiser

Motor: flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor,
drei Ventile pro Zylinder
Hubraum: 745 ccm
Leistung: 34 kW/46 PS bei 5 500 U/min
max. Drehmoment: 64 Nm bei 3 500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 151 km/h
sonstiges: elektronische Einspritzung, geregelter Katalysator,
Einstufung nach der Euro-3-Norm, fünf Gänge
Sitzhöhe: 65,8 Zentimeter
Verbrauch: 4,2 Liter
Tankinhalt: 14,6 Liter
Reifen vorn: 120/90-17
Reifen hinten: 160/80-15
Leergewicht: 262 Kilogramm
Zuladung: 194 Kilogramm
Preis: 8 750 Euro

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