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Die jüngste Groß-Reiseenduro von KTM hat Staub abgeschüttelt. Bisher galten die Adventure-Modelle der Österreicher als wesentlich geländetauglicher als etwa der Klassenbestseller von BMW. Doch mit 2 Zentimeter weniger Federweg als bisher, 110 kW/150 PS Leistung und 125 Nm Drehmoment wirkt das neue heiße Eisen von KTM straßenorientierter denn je. Kein Wunder: Im nur knapp zehn Kilogramm leichten Gitterrohr-Rahmen bollert eine leicht gezähmte Version des Hochleistungs-V2, den wir aus dem Supersportler KTM 1190 RC8 kennen. Auch bei der Kraftübertragung geht die österreichische Motorrad-Schmiede mit großer Offroad-Tradition ihre eigenen Wege: Eine Kette statt Kardan überträgt die enorme Kraft ans Hinterrad. Das bringt bessere Rückmeldung und niedrigeres Gewicht, geht aber auf Kosten von Pflegeleichtigkeit und Zuverlässigkeit. KTM geht seinen eigenen Weg, und der fährt sich von Beginn an sehr vielversprechend.
Schnell wird beim Ritt auf der hochgewachsenen, schlanken 1190 Adventure klar: Hier pocht ein Sportlerherz. Der V2 will auf Drehzahl gebracht werden, ehe er so richtig drauflos marschiert. Dies tut er jedoch mit vorbildlicher Drehfreude. Nur, wer von der ersten Kurbelwellendrehung an bullige Schubkraft erwartet, ist beim BMW-Boxer besser aufgehoben. Überhaupt: Wer KTMs Reiseenduro fährt, dem wird schlagartig klar, warum die Österreicher die hyperagile und gleichzeitig reisetaugliche 990 SM-T (eine Mischung aus Supermoto und Tourer) 2012 aus dem Programm genommen haben; denn mit Einführung der 1190 Adventure lägen die beiden Modelle viel zu nah beisammen. Die neue Reiseenduro ist wie geschaffen für die Kurvenhatz auf der nahegelegenen Hausstrecke oder in entfernten Regionen. Der Weg dorthin ist problemlos zu bewältigen, der Schwerpunkt jedoch liegt auf dem Fahrspaß am kurvigen Zielort. Beinahe umgekehrt verhält es sich beim Rivalen BMW: Hier ist vor allem der Weg in weit entfernte Regionen mit höchsten Komfort verbunden. Erst an zweiter Stelle steht die Agilität, die man etwa auf Passstraßen genießt.
9.700/min Höchstdrehzahl, nur 100 Umdrehungen darunter die Spitzenleistung von 110 kW/150 PS, dazu 250 km/h Spitze – diese Reiseenduro lebt ihre Supersportler-Gene voll aus. Zusammen mit der gleich starken Ducati Multistrada 1200 fährt die KTM somit in einer [foto id=“480842″ size=“small“ position=“left“]eigenen Klasse, quasi die der „Sport-Reiseenduros“. Kupplung und Getriebe sind leicht zu bedienen und unterstützen die rasante Art der Fortbewegung mit schnellen Gangwechseln. Angesichts der Leistungsausbeute verwundert es kaum, dass sich die Österreicherin ganz schön Sprit genehmigt. Unter 6,0 l/100 km zu bleiben, erscheint unmöglich. Das sei ihr aber gegönnt, denn der Verbrauch hängt damit zusammen, dass das rassige Zweirad zum Gasgeben geradezu animiert. Während man im Sattel der eher komfortbetonten Konkurrenz bestimmte Strecken eher gemütlich hinter sich bringt, reizt die 1190er ständig zum Abwinkeln der rechten Hand. Lohn des Spritverbrauchs: Furiose Beschleunigung nicht nur aus dem Stand heraus, sondern auch im wichtigen Durchzugsbereich zwischen 60 und 120 km/h. Auch die Entschleunigung gegen 0 km/h funktioniert hervorragend dank Bosch-ABS und potenter Brembo-Stopper.
Die Sitzbankhärte passt zum sportlichen Charakter der hochbeinigen Reiseenduro, deren Sitzhöhe sich zwischen 860 und 875 mm verstellen lässt. Variabel ist auch das Windschild, das man zwar nicht mit einer Hand unterm Fahren, aber immerhin leichtgängig in der Höhe anpassen kann. Das relativ[foto id=“480843″ size=“small“ position=“right“] harte Kissen verleitet wie die gesamte Körperhaltung mehr zum aktiven Angasen als zum passiven Dahincruisen. Die gesamte Ergonomie passt dazu, denn entsprechend ihrem Charakter sitzt man mehr auf der KTM. Im Vergleich dazu vermittelt etwa die BMW eher das Gefühl, ins Bike integriert zu sein. Schön gelöst hat KTM die Bedienung des Bordcomputers und die Auswahl der Fahrmodi, die sich zum schnellen Wechsel zwischen den wichtigsten Funktionen vorwählen lassen. „Sport“ und „Street“ liefern volle Leistung, „Rain“ und „Offroad“ immerhin noch 100 PS.
Unter anderem dank Schräglagensensor passt das System nicht nur Motorcharakteristik, sondern auch Traktionskontrolle und ABS dem jeweils gewählten Modus an. Faszinierend ist an der 1190 Adventure vor allem, wie KTM es geschafft hat, diese elektronischen Helfer extrem feinfühlig abzustimmen. Nichts regelt zu früh und somit bevormundend, sondern gerade rechtzeitig [ no Image matched ]und dann immer noch absolut wirksam. Dies gibt dem Fahrer den wünschenswerten Spielraum, um das hohe Potenzial der hypersportlichen Reiseenduro auszukosten. Wer darüber hinaus ins Gelände will, kann nach wie vor auf die KTM zählen, wenngleich sie insgesamt straßenorientierter wirkt als in früheren Generationen. Und wer möglichst viel Reisekomfort möchte, legt auf den Basispreis von 13.995 Euro nochmals 800 Euro drauf für EDS. Das „Electronic Damping System“ passt sich als semi-aktives Fahrwerk in der Dämpfung den Straßenverhältnissen und der Fahrweise automatisch an.
Die KTM 1190 Adventure wird es zwar kaum schaffen, den Bestseller unter den Reiseenduros vom Thron zu stoßen. Aber mehr denn je ist sie als sportlich orientierte Großenduro mit gehörigem Offroad-Potenzial eine andere, sehr reizvolle Interpretation der beliebten, großvolumigen Allround-Motorräder.
Motor: | Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Motor mit vier Ventilen pro Zylinder, Sechsgang-Getriebe |
Hubraum: | 1.195 ccm |
Leistung: | 110 kW/150 PS bei 9.500/min |
max. Drehmoment: | 125 Nm bei 7.500/min |
Fahrwerk: | Chrom-Moybdän-Stahl-Gitterrohrrahmen, pulverbeschichtet; vorn Upsidedowngabel von WP 48 mm, hinten WP Monoshock; Doppelscheibenbremse vorn 320 mm, hinten Einscheibenbremse 267 mm, Bosch 9ME Combined ABS (inkl. Offroad-Modus, abschaltbar) serienmäßig |
Maße und Gewichte | |
Radstand: | 1,560 Meter |
Sitzhöhe: | 0,86 – 0,875 Meter |
Leergewicht (fahrfertig, vollgetankt): | 230 kg |
Tankinhalt | 23 Liter (davon 3,5 Reserve) |
Preis: | 13.995 Euro (mit semi-aktivem Fahrwerk EDS 14.795) |
Alternative zu: | BMW R 1200 GS, Ducati Multistrada 1200, Kawasaki Versys 1000, Triumph Tiger 1050 Sport |
Passt zu: |
Sportlichen Fahrern, die ab und zu auf weite Reise und ins Gelände gehen |
Sieht gut aus: |
in extremer Schräglage auf Asphalt oder schlammverkrustet |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 03.09.2013 aktualisiert am 03.09.2013
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