Extreme Fahrleistungen des Aventador
Schon die technischen Eckdaten sprengen die Vorstellungskraft eines "normalen" Autofahrers. 2,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Nach 8,6 Sekunden sind 200 km/h, und nach 24 Sekunden schon 300 km/h erreicht. Eine Vollbremsung aus diesem Tempo bringt den SV nach 290 Meter wieder zum Stehen. Aus 100 km/h sind es nur 30 Meter. Ein Spitzenwert. Als Höchsttempo gibt Lamborghini "über 350 km/h" an. Die Nordschleife des Nürburgringes umrundet der stärkste und schnellste jemals gebaute Serien-Lamborghini in 6:59 Minuten. Kenner der Szene wissen, was dies heißt: Nur der Porsche 918 Spyder ist einige Sekunden schneller. Doch Lamborghini hätte - wie Entwicklungschef Maurizio Reggiani erzählt - "nur ein einziges Mal" die Möglichkeit der Zeitnahme gehabt. Ein Volltreffer im ersten Anlauf also.
Dafür mussten die Ingenieure im italienischen Sant' Agata Bolognese, dem Sitz von Lamborghini, tief in die Trickkiste gegriffen, um aus dem Aventador eben einen Aventador Superveloce (übersetzt: "superschnell") zu machen. Um 50 Kilo erleichterten sie den Karbon-Renner, erhöhten die Leistung des Zwölfzylinder-Saugers - Turbo ist nicht Stil des Hauses - von 700 PS auf 750 PS und das Drehmoment von 640 Newtonmeter auf 690 Nm. Jedes PS muss damit nur wenig mehr als zwei Kilo Masse beschleunigen. Doch dies sagt längst nicht alles. Wichtiger ist es, das Auto bei hohem Tempo und beim Anbremsen vor schnellen Kurven sauber am Boden zu halten. Die Aerodynamik-Effizienz wurde daher gegenüber dem normalen Aventador um 150 Prozent, der Abtrieb sogar um 170 Prozent verbessert. Es ist schier unglaublich, wie zügig und präzise sich das Top-Modell von Lamborghini um den Kurs treiben lässt. Selbst im Grenzbereich bleibt der Bolide gutmütig und kündigt über seinen Allradantrieb nur ein zartes, leicht zu beherrschendes Übersteuern an. Trotzdem sie verdammt schnell unterwegs sind, ist keine Schweißperle an den Schläfen zu entdecken, auch bei den Nicht-Profis. Und wenn dann zuletzt der kernige Sound der 12 Zylinder im Heck das Adrenalin bis ins Knochenmark treibt - besonders wenn sich die Drehzahl im Bereich von 7.000/min tummelt - kann kaum mehr Rennfeeling mit einem Straßenauto erreicht werden.
Das soll dem Kunden natürlich auch im Stand demonstriert werden. Während die Karbon-Struktur der Fahrgastzelle im normalen Aventador durchgehend mittels Kunststoffverkleidungen und Leder bedeckt ist, glänzt im Superveloce das Hightech-Material an Türen, Einstieg und Mittelkonsole. Teppiche fehlen, die Dämmung zum Teil ebenfalls. Auch die übliche Navigationseinheit ist nicht an Bord. "Kostet Gewicht", schmunzelt Maurizio Reggiani auf Nachfrage. Superveloce-Fahrer sind schließlich Puristen. Doch wer unbedingt will, so Lamborghinis Chefentwickler, kann sich das Teil einbauen lassen - selbstverständlich ohne Mehrpreis...