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Mazda
Dieses Sportcoupé darf sich einmalig nennen. Unter der Motorhaube des Mazda RX-8 dreht ein Zwei-Scheiben-Wankelmotor. Sein vorwitziges Design folgt nicht dem Zeitgeist.
Trotz vier Türen hat er keine B-Säule, die seine Coupé-Linie stören würde. Die beiden hinteren seiner vier Türen sind nahezu unsichtbar und schwingen nach vorn auf.
Diese Variante, Türen anzuschlagen bietet den hinten Einsteigenden in jeden Fall einen besseren Zugang zu den Sitzen als jede noch so komfortable Lösung mit Umklappen der Rückenlehne der Vordersitze oder irgendwelchen Verschiebemechanismen. Der Weg nach hinten gestaltet sich beim RX-8 also bequemer, und er lohnt sich. Denn die tief liegenden, gut ausgeformten Sitze dort eignen sich nicht nur als Notsitze.
Wir fuhren den Mazda RX-8 Revolution mit 170 kW / 231 PS für 36 600 Euro, der bereits so gut ausgestattet daherkommt, dass die Aufpreisliste nur noch Schiebedach (850 Euro), Navigation (2360 Euro) und die Metallic-Lackierung (580 Euro) enthält.
„Unser“ RX-8 beschleunigte in knapp sechseinhalb Sekunden von null auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von rund 235 km/h. Doch diese Daten sagen nichts über den besonderen Charakter eines Wankelmotors. Da verraten der mit 211 Newtonmeter eher niedrige Wert für das maximale Drehmoment und die Tatsache, dass der rote Bereich des Drehzahlmessers erst bei 9000 Umdrehungen pro Minute beginnt, mehr. Auch dieser Zwei-Scheiben-Wankel ist ein Drehzahlmotor, den man mit dem exakt und schnell zu schaltendem Sechs-Gang-Getriebe bei Laune halten muss.
Wenn der Motor jubelt wie eine Turbine, hat auch der Fahrer auf seinem Integralsitz mit ausreichendem Seitenhalt seinen Spaß mit der direkten und präzisen Lenkung und dem straffen Sportwagen-Fahrwerk. Enge Kurven werden allerdings nur zum Vergnügen, wenn er bereit ist, fleißig im Getriebe zu rühren und die Nadel des Drehzahlmessers dabei sorgfältig im Blick zu behalten.
Den Drehzahlmesser sieht er direkt vor sich. Er ist zu Recht das beherrschende Element im zentralen Bereich der Armaturentafel. Die Geschwindigkeitsanzeige erfolgt – quasi nebenbei – per Digitalanzeige. Der gesamte Innenraum atmet einen Hauch von sportivem Luxus. Zweifarbige Ledersitze, gut gestaltete und verarbeitete Verkleidungen, die gesamte Armaturentafel sowie die mit Klavierlack veredelten Mittelkonsole können gefallen, verlassen aber nicht den Rahmen dessen, was man bei Mazda in dieser Preisklasse erwarten kann.
Beim Außendesign sieht das anders aus. In der Seitenlinie zeigt sich der RX-8 als Sportcoupé mit schnellen, runden Linien und einem kleinen Spoiler am Heck. Für den Bug aber wählten die Designer eine ungewöhnliche Formensprache, denn der Powerdome war angesichts der kleinen Maße des Wankels sicher nicht unbedingt notwendig, ähnelt aber immerhin der Rotorscheibe im Wankelmotor. Gänzlich ungewöhnlich sind aber die keck ausgestellten, gerade und weit herausgezogenen vorderen Radhäuser, die mit den großen Lufteinlässen das Gesicht prägen.
Der RX-8 sieht aber nicht nur schnell aus. Die Techniker im japanischen Hiroshima haben ihm auch viel mitgegeben, was hochklassige Sportwagen auszeichnet. Hinterradantrieb ist Pflicht. Der Motor sitzt hinter der Vorderachse. Die Achslastverteilung beträgt daher optimale 50:50. Die 18-Zoll-Aluräder mit 225/45 R18 91 W-Reifen hängen vorn an Doppel-Dreiecksquerlenkern, hinten an einer Multilink-Hinterachse mit fünf Lenkern pro Seite. Der Mitteltunnel sorgt als Rückgrat für hohe Verwindungssteifigkeit.
Der RX-8 fordert seinen Fahrer also zu Drehzahlorgien auf. Zwar kann er auch bummeln, aber kommodes Cruisen kann er mit seiner harten Abstimmung nicht versprechen. Hier sind Aktivisten der Straße gefragt, die bereit sind, sich aufs Autofahren und aufs Auto zu konzentrieren. Diesen Wankel muss man lieben und pflegen. Unser RX-8 brauchte einen Liter Öl auf 1000 Kilometer. Das haben wir schon lange nicht mehr erlebt. Auch nach 50 Jahren ist der Wankel-Motor wohl immer noch nicht so dicht wie ein Hubkolbenmotor.
Wer seinem sportlichen Auto so viel Aufmerksamkeit schenken mag, der bekommt einen Viersitzer mit Isofix, einen Kofferraum von immerhin 290 Litern Inhalt und einer Zuladung rund 400 Kilogramm, also ein durchaus familientaugliches Sportcoupé mit einzigartigem Charakter.
Länge x Breite x Höhe: 4,43 m x 1,77 m x 1,34 m, Leergewicht, Zuladung: 1390 kg, 425 kg;
Motor: Zwei-Scheiben-Wankel mit 2 x 654 ccm, Max. Leistung: 170 kW / 231 PS bei 8200 U/min, Max. Drehmoment: 211 Nm bei 5500 U/min;
Verbrauch NEFZ im Mittel: 11,2 Super Plus, Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 6,4 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h, Wendekreis: 11,2 m;
Reifen: 225/45 R18 91 W, Kofferraum: 290 Liter;
Basispreis: 36 600 Euro.
(ar/Sm)
geschrieben von veröffentlicht am 31.07.2007 aktualisiert am 31.07.2007
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