Mercedes-Benz

Fahrbericht Mercedes-Benz G-Modell: Oldtimer ab Werk

Deutschland im Jahr 1979: Helmut Schmidt ist Bundeskanzler, Privatfernsehen gibt es noch nicht und Mercedes-Benz präsentiert stolz den ersten Geländewagen seiner Geschichte. Das Modell heißt schlicht G und soll vor allem dem Militär als robuster Lastesel dienen. Über 30 Jahre später wird das G-Modell immer noch gebaut und von Förstern, Offroad-Fans und sogar vom Papst genutzt.

Verarbeitung auf höchstem Niveau

Äußerlich gleicht die aktuelle Version des Geländewagens bis auf wenige Ausnahmen dem Ur-Modell. Allerdings wurde in der langen Bauzeit nahezu jede [foto id=“125519″ size=“small“ position=“right“][foto id=“125520″ size=“small“ position=“right“]Schraube am Urgestein verändert, um den Wagen auf der Höhe der Zeit zu halten. Weniger spartanisch als 1979 ist somit auch der Innenraum. Sämtliche Schalter und Anzeigen sind Mercedes-Kennern aus aktuellen Modellen ebenso bekannt wie das Navi-System. Dazu kommt eine Verarbeitung auf höchstem Niveau: Alles ist wie aus dem Vollen geschnitzt, die Türen schließen mit dem unnachahmlichen Tresor-Plopp früherer Tage.

Der Einstieg

Vor einer Fahrt mit dem Allrader ist zunächst der Einstieg zu bewältigen. In Sportwagen lässt man sich einfach fallen, in Vans und SUVs zieht man sich gemütlich auf die Sitze – der G muss dagegen erklommen werden. Mit einer Dachhöhe von 1,94 Meter überragt das Gefährt die meisten seiner Fahrer, auch klassische Garagen reichen platzmäßig zum Parken nicht aus. Einmal hinter dem Lenkrad angekommen, entschädigt jedoch die fürstliche Übersicht. Durch die steile Frontscheibe fällt der Blick über die herrlich kantige Haube mit den charakteristischen Blinkern. Egal welcher Statur die G-Klasse-Piloten sind, sie haben alles im Blick und dürfen die Parksensoren getrost vergessen. Der G lässt sich so gut parken, wie es vor 30 Jahren mit fast jedem Auto ging.

Außer Kontrolle geratener Ozeandampfer

Im alltäglichen Straßenverkehr schlägt sich der „30 Jahre alte“ Neuwagen gar nicht so schlecht, obwohl der G ursprünglich als Geländewagen für das Militär entwickelt wurde. Trotz Starrachsen geht der Komfort in Ordnung, aber von den luftgefederten und computergesteuerten Fahrwerken moderner Geländegänger à la Range Rover ist er meilenweit entfernt. Und in zügigen Landstraßenkurven erinnert das G-Modell an einen außer Kontrolle geratenen Ozeandampfer. Immerhin profitiert die Fahrsicherheit vom serienmäßigen ESP. Es verhindert angesichts des hohen Schwerpunktes ein mögliches Umkippen des Geländewagens.

Tauglichkeit für widriges Geläuf

Die große Stunde schlägt dafür naturgemäß im Gelände. Bei der Fahrzeugkonzeption stand die Tauglichkeit für widriges Geläuf aller Art ganz oben auf dem Wunschzettel der Entwickler. Inzwischen hat das G-Modell permanenten Allradantrieb, [foto id=“125521″ size=“small“ position=“left“][foto id=“125529″ size=“small“ position=“left“]Geländeuntersetzung und drei manuell zu 100 Prozent sperrbare Differenziale. Hinzu kommt das elektronische Traktions-System 4ETS, das zusätzlich durchdrehende Räder abbremst. Stock und Stein stellen kein Hindernis dar, die Erwartungen des Fahrers bezüglich der Geländetauglichkeit werden meist übertroffen.

Unter der Motorhaube

1979 begann der G-Spaß mit 72 Diesel-PS. 30 Jahre später hat der Offroader einen Sechszylinder-Dieselmotor mit Common-Rail-Technik und 165 kW/224 PS unter der kantigen Haube. Wie gewohnt schlägt sich der Motor gut, allerdings mit leichten Abstrichen. Der Souveränität der üppigen 540 Newtonmeter Drehmoment steht das immense Fahrzeuggewicht im Weg. Etwas mehr als neun Sekunden für den Standardsprint von null auf 100 sind jedoch mehr als ausreichend. Die serienmäßige Siebengang-Automatik erledigt ihren Job dazu dezent, sie hat einfach stets den richtigen Gang parat. Der G ist jedoch recht durstig, der Normverbrauch beträgt gemittelt 11 Liter Diesel auf 100 Kilometern. Auch sonst ist der Unterhalt nicht billig. An jährlichen Kosten fallen beispielsweise bei der AXA 1 060,56 Euro für die Haftpflicht-Versicherung an, für Steuern müssen 646 Euro berappt werden.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Günstig ist relativ; Bewertung; techn. Daten & Preis

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Günstig ist relativ

Die günstigste Möglichkeit ein neues G-Modell zu fahren ist der G 320 CDI mit kurzem Radstand. Wobei günstig wie bei Mercedes-Benz üblich relativ ist, denn mindestens 71 341 Euro werden für den Gelände-„Einsteiger“ fällig. Und bei dem Preis ist noch lange nicht Schluss: Buntes Designo-Leder kostet 4 165 Euro, für das Navi-System werden 3 046 Euro und für 18-Zoll-Räder weitere 1 547 Euro fällig. Der Fairness halber muss aber erwähnt werden, dass der G mit vielen sinnvollen [foto id=“125531″ size=“small“ position=“right“]Extras wie Xenonscheinwerfern, elektrischen Sitzen und Klimaautomatik bereits serienmäßig ausgestattet ist. Trotzdem: Mit dem Landrover Defender Station gibt es ein in Konstruktion und Design ähnlich knorriges Modell bereits ab 27 800 Euro, allerdings nur mit 90 kW/122 PS. Wahre Geländegänger zweifeln jedoch keine Sekunde an dem Urgestein mit dem Stern. Stefan Voswinkel/mid

Bewertung

Plus: sehr geländetauglich, niedriger Wertverlust, gute Verarbeitung
Minus: extrem teuer, passt in kaum eine Garage, Fahreigenschaften

 

Datenblatt: Mercedes G 320 CDI lang – Fünfsitziger Geländewagen der Luxusklasse
 

Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,66 Meter/2,00 Meter/1,93 Meter/2,85 Meter
Kofferraumvolumen: 480 bis 2 250 Liter
Zulässige Anhängelast: 750 Kilogramm (ungebremst) bis 3 500 Kilogramm
Tankinhalt: 96 Liter
Motor: 3,2-Liter-Sechszylinder-Dieselmotor
Leistung: 165 kW/224 PS
max. Drehmoment: 540 Nm bei 1 600-2 400 U/min
0-100 km/h: 9,1 s
Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h
Verbrauch: 11,0 Liter/100 km
CO2-Ausstoß: 291 g/km
Abgasnorm: Euro 4
Versicherungsbeiträge bei der AXA: KH 1 060,56 Euro (SF 1, Zulassung Düsseldorf, 100 Mio. Euro pauschal mit Schutzbrief), VK 1 147,64 Euro (SF 1, 300/150 Euro SB), TK 694,73 Euro (150 Euro SB)
Preis: 76 695,50 Euro

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