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Mercedes-Benz
Respekt ist das erste Gefühl, dass einen nicht übermannen darf, nähert man sich dem Mercedes-Benz R 350 mit langem Radstand.
5,16 Meter Länge, 1,92 Meter Breite und 1,67 Meter Höhe – das ist schon ein „Schiff“, ein Raumschiff und mit dem Sechszylinder-Benziner ein Raumgleiter. Aber er wirkt attraktiv, und schließlich ist es ein Mercedes-Benz. Was also spricht dagegen, sich mit diesem für den US-Markt gedachten 2,2-Tonner in den europäischen Verkehr zu stürzen?
Stürzen ist zunächst einmal eine viel zu hektische Gangart für dieses Zwischending als Groß-Kombi, Limousine und allradgetriebenem Sports Utility Vehicle (SUV). Gelassenheit ist eher angesagt, wenn man ihm nähertritt. Erst einmal sollte man sich die Dimensionen vergegenwärtigen. Ja, er ist groß, aber auch nicht länger oder breiter als eine große Limousine, nur höher, aber nicht so hoch wie ein übliches SUV dieser Klasse.
Der Blick in den Innenraum verrät dann sofort den Sinn dieser Dimensionen. Die R-Klasse ist ein Raumwunder, besonders für die Passagiere, die in der zweiten Reihe sitzen dürfen. Sie finden dort unglaublich viel Fußraum vor den beiden großen Sitzen und dem schmaleren dritten Sitz in der Mitte. Nur für die Hinterbänkler in der dritten Reihe wird’s nach oben eng, wenn es sich um normal gewachsene Mitteleuropäer handelt. Diese voll versenkbaren Sitze Nummer sechs und sieben sind nur für Kinder geeignet.
Doch selbst hinter der dritten Reihe bleibt beim langen Radstand noch so viel Kofferraum, dass die Junioren-Tennismannschaft auch ihre Sporttaschen mitnehmen könnte, nämlich 314 Liter. Klappt man die Kindersitze um, reicht es auch für den kleinen Umzug.
Fahrer und Beifahrer haben wenig von dem Raum in ihrem Rücken. Sie sitzen zwar höher als in einer Limousine und bestimmt nicht beengt, aber ihr Raumerlebnis unterscheidet sich nicht von dem, was man aus großen Limousinen oder SUV gewohnt ist. Mercedes-Fahrer werden sich hier gleich zurechtfinden, denn von Art und Bedienkomfort rangiert die R-Klasse zwischen E- und S-Klasse.
Auch für große Fahrer störend und bei einem Wendekreis von 11,7 Metern als wenig hilfreich erweist sich die schlechte Übersichtlichkeit der Karosse. Nur der Parkassistent signalisiert das vordere Ende der R-Klasse, wenn es eng wird. Sehen kann man nach vorn nichts von der Motorhaube, und beim Blick nach hinten stehen die breiten C-Säulen im Bild, so dass der Wunsch nach einer Rückfahrkamera entsteht.
Aber auch an die Sichtverhältnisse gewöhnt man sich schneller als zunächst vermutet. Schon nach weniger Kilometern Erfahrung schwindet sie Sorge, das „Schiff“ nicht durch enge Passagen navigieren zu können. Die Lenkung und erst recht die Sieben-Gang-Automatik mit ihrem Wählhebel am Lenkrad unterstützen diesen Lernprozess. Das Anlegen in engen Innenstadt-Liegeplätzen hat schon bald nicht bedrohliches mehr.
Bei der Reise über Land sorgt der 3.5-Liter-Sechszylinder mit 200 kW / 272 PS und einem maximalen Drehmoment von 350 Newtonmetern rasch für eine ruhige Gangart. Zwar beschleunigt er die R-Klasse in 8,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und sorgt für eine Höchstgeschwindigkeit von 233 km/h, doch bringt das wenig Vergnügen. Die angemessene Gangart ist das schnelle Gleiten. Es gibt nicht viele Personenwagen, in denen wir entspannter reisten.
Zwar bieten Luftfederung und Elektronik auch die Möglichkeit, auf „S“ wie „Sport“ umzuschalten. Doch erschreckt die harte Gangart einen von der R-Klasse Verwöhnten eher. Auf der anderen Seite führt einen die Variante „C“ wie „Komfort“ mit gemütlichem Schaukeln vor Augen, für welchen Markt die R-Klasse hauptsächlich gedacht war: für Nordamerika mit seinen automobilen Sänften. Also bleibt man besser in der Mittelposition und fühlt sich wohl.
Als Durchschnittsverbrauch nach der EU-Norm gibt Mercedes-Benz für die Allradversion 4Matic 11,7 Liter Superbenzin an, die CO2-Emissionen mit 279 Gramm pro Kilometer. Wir brauchten im Schnitt 13,6 Liter. Das ist zwar für ein Fahrzeug dieser Größen- und Gewichtsklasse angemessen und sogar eher wenig. Doch darf man diese Werte getrost als Hinweis darauf deuten, dass die R-.Klasse in Deutschland eher mit Dieselmotoren Freunde finden dürfte. Aber Freunde hat sie verdient. Mit der R-Klasse ist Mercedes-Benz eine gediegene und luxuriöse Alternative zu Vans und SUV gelungen.
(ar/Sm)
geschrieben von veröffentlicht am 06.07.2007 aktualisiert am 06.07.2007
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