Moto Guzzi hat 2016 Grund zum Feiern. Die Traditionsmarke am Ostufer des Lago di Como hat am 14. März dieses Jahr den 95. Geburtstag gefeiert. Das historische Gebäude in Mandello Del Lario mit dem sehenswerten Museum, der Verwaltung, dem unter Denkmalschutz stehenden Windkanal unter freiem Himmel und dem alten rot angestrichenen Eingangstor mit dem goldfarbenen Schriftzug erwecken zwar den Eindruck, als würde man sich an die alten Zeiten klammern, doch der Blick hinter die historische Kulisse lohnt sich.
Vieles kommt einem vertraut vor, aber auch bei Moto Guzzi lebt man mittlerweile in der Gegenwart. Neben dem Werk ist eine neue Montagehalle entstanden, und seit einigen Jahren scheint die Marke mit dem stolzen Adler im Emblem aufzuleben. Eine Fülle neuer Modelle, modern und gleichzeitig unverwechselbar und alle mit dem typischen quergestellten V2-Motor sorgen für eine Wiederentdeckung der Marke Moto Guzzi, besonders in Zeiten der Retro-Mode. Mit etwas mehr als einem Prozent Marktanteil sind die Motorräder von Moto Guzzi hierzulande zwar immer noch ein Nischenprodukt, aber die Zulassungszahlen stiegen in den vergangenen zwei Jahren kontinuierlich. "Mit den zehn neuen Modellen, die wir seit 2015 präsentiert haben, sprechen wir eine ganz neue Generation von Guzzisti an", betont Marketing-Mann Diego Arioli.
Diese positive Entwicklung sollen Neuheiten wie der demnächst auf den Markt kommende Top-Cruiser MGX-21 "Flying Fortress", der 60er-Jahre-Scrambler V7 II "Stornello" und vor allem die V9 untermauern. Die pünktlich zum Geburtstag präsentierte V9 offerieren die Italiener gleich in zwei Varianten, als dick besohlten "Bobber" und als Allround-Naked-Bike "Roamer". Beiden Modellen gemein ist der herrlich anzuschauende 90-Grad-Zweiventil-Zweizylindermotor mit 853 cm³ Hubraum, der entgegen allen Trends der Mitbewerber weiterhin auf Luft- statt Flüssigkeitskühlung setzt. Der Motor stammt zwar im Prinzip aus der V7, hat aber nur noch das Motor- und das Getriebegehäuse gemeinsam. Rund 90 Prozent der inneren Bauteile sind neu entwickelt worden, weshalb der Antrieb auch die ab 2017 gültige Abgasnorm Euro-4 erfüllt. Für beide Modellvarianten gelten die gleichen Leistungsdaten: 55 PS bringt der sauber und überraschend leise laufende V2 gleichmäßig auf die Straße. Bereits bei 3000 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von 62 Nm an, was Schaltvorgänge bei gemütlicher Cruiser-Fahrweise beinahe erübrigt. Das neue Sechsganggetriebe schaltet sich sauber abgestuft und butterweich. Wartungsfreundlich wird die Kraft über einen Kardanantrieb ans Hinterrad weiter gegeben.