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Fahrbericht Peugeot 307 CC und 206 CC: Die Demokratisierung des Cabriomarktes

Mit dem 206 CC ließen die Franzosen ihn Wirklichkeit werden, und mit dem 307 CC macht Peugeot den Traum jetzt auch eine Nummer größer und liefert gleichzeitig eine Premiere: Der 307 CC ist das erste viersitzige Cabrio mit versenkbarem Hardtop. Von der 307 Limousine hat Peugeot den Vorderwagen komplett übernommen. Das Heck ist aber durch einen um 14 Zentimeter verlängerten hinteren Überhang wesentlich bulliger geraten – schließlich muss dort das Verdeck Platz finden. Von Rolf-Peter Bleeker

Der Peugeot 307 CC. Fotos: auto-reporter
Die großen Rückleuchten sowie die dritte Bremsleuchte bestehen aus insgesamt 112 Leuchtdioden, die in diesem Fahrzeugsegment eine Weltneuheit darstellen und 0,25 Sekunden schneller ansprechen als herkömmliche Glühlampen und somit im Falle einer Vollbremsung den nachfolgenden Verkehr schneller warnen. Bei 100 km/h macht das eine Frühwarnzeit von sieben Metern aus.

Perfekt für Lange: die Sitzposition der vorderen Passagiere. Auf 4,34 Meter Länge finden rein rechnerisch zwar vier Personen Platz, doch angemessen komfortabel reisen nur die Vorderen. Fondpassagieren können das Cabrio-Gefühl nur bedingt genießen, da der Knieraum nur für kleinere Menschen ausreicht. Aber dem positiven Gesamteindruck des 307 CC tut das kaum Abbruch. Denn der flotte Franzose macht sonst in jeder Lebenslage eine gute Figur. Trotz einer Höhe von nur 1,42 Meter (neun Zentimeter weniger als die Limousine) ist die Kopffreiheit vorn selbst in geschlossenem Zustand mehr als ausreichend. Allein die sehr flache und weit in den Fahrgastraum ragende Frontscheibe stört den Cabriogenuss bei Ein- und Ausstieg marginal.

Die Idee des versenkbaren Metalldachs ist so neu nicht: 1935 setzt Peugeot bereits mit dem 301 Eclipse die Idee des Pariser Zahnarztes Georges Paulin um, ein Metall-Klappdach im Kofferraum zu versenken. Von 1936 bis 1938 wurde das Konstrukt beim 402 Eclipse in Serie produziert. Und auch der Neuling steht – zumindest was die interne Optik angeht – fest auf historischem Boden. Erinnerungen an die glorreichen 50er und 60er Jahre wecken sehr markant die weiß unterlegten Skalen und roten Ziffern der chromberingten Rundinstrumente. Und kein Stilbruch trübt die reine Freude, denn all diese instrumentarischen Memorabilia kann man sich nicht nur in dem heute üblichen grauen Kunststoff moderner Interieurs, sondern auch in Leder beinahe jedweder Couleur ordern: Farbig sei der Innenraum, ledern und moderner, doch voller nostalgischer Perfektion. Nur das fest installierte Infodisplay auf der Mittelkonsole wirkt wie ein postmoderner Fremdkörper im sonst so formschönen Cockpit.

Das Verdecksystem scheint nicht nur wie beim Mercedes SLK zu funktionieren, es ist eben dieses System. Der Verdeckspezialist CTS (Car Top Systems) ist Lieferant sowohl für den 307 CC wie auch für das Pendant aus Schwaben. Das vollautomatisierte Hardtop steckt Platz sparend im Kofferraum. Per Knopfdruck durchlebt der 307 CC in ganzen 25 Sekunden die Metamorphose von offener Schönheit zum wetterfesten Coupé und umgekehrt. Dabei kann der Fahrer ganz gemütlich rollen, denn bis zu einer Geschwindigkeit von zehn km/h lässt sich das Verdeck während der Fahrt öffnen und schließen. Bei geschlossenem Dach bietet der 307 CC ein Kofferraumvolumen von 350 Liter (nach VDA), in der Cabrio-Konfiguration stehen 204 Liter zur Verfügung. In die hinteren Kopfstützen haben die Sicherheitstechniker zwei Metallbügel integrierte, die im Falle eines Überschlags ausgefahren werden. Front- und vordere Seiten-Airbags, aktive Kopfstützen sowie vier Dreipunkt-Sicherheitsgurte mit Gurtkraftbegrenzern komplettieren das Sicherheitspaket. Beim Euro-NCAP-Crashtest kam der 307 CC immerhin auf vier Sterne.

Zwei bekannte Motoren bietet Peugeot für sein großes Coupé-Cabrio an: Beide besitzen zwei Liter Hubraum, schöpfen daraus jedoch in der kleinen Variante 100 kW/136 PS und in der großen 130 kW/177 PS. Besonders der Basismotor hat unter der Mehrlast von rund 200 Kilogramm im Vergleich zur geschlossenen Version des 307 zu arbeiten, will fleißig geschaltet werden und macht erst bei Drehzahlen jenseits der 4000/min richtig Spaß. Die 200 Kilogramm Mehrgewicht gehen nicht nur auf das Konto der aufwändigen Dachhydraulik, es sind vielmehr Versteifungsarbeiten an der Karosserie, die den offenen Franzosen zu den Steifen unter den Offenen macht, was durchaus nicht selbstverständlich ist. Denn eines ist ja klar: Wenn das Dach fehlt, fehlt auch ein wesentlicher stabilisierender Faktor. Die Restkarosserie wird weicher, verdreht und verwindet sich leichter. Dagegen muss man etwas tun, und so finden sich im 307 CC unterm Blech Verstärkungen, die die Stabilität der Karosserie erhöhen. Bodenwellen, schnelle Kurven, Schlaglöcher – all diese Unbilden beeindrucken den 307 CC Cabrio nicht im Geringsten. Die Karosserie verwindet sich nicht in merkbaren Größen, zeigt Limousinenfestigkeit auch in offenem Zustand. Und so lässt sich der 307 CC zügig auch um enge Kurven bewegen, liegt satt auf der Straße, ist leicht und unproblematisch zu handlen. Die Gangwechsel gehen mit der Schaltung des serienmäßigen Fünfganggetriebes locker von der Hand, die Servolenkung arbeitet präzise und die Federung ist eher komfortabel als sportlich abgestimmt, ohne dabei jedoch zu weich zu wirken.

Einen besonders flotten Vierer erlaubt die 130 kW/177 PS starke 307 CC Sport-Version. Der Motor zieht auch aus niedrigen Drehzahlen gut den Cabrio-Fan durchaus erfreuen: 0-100 km/h in 10,3 bzw. 9,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 207 bzw. 225 km/h. 8,2 bzw. 8,8 Liter Super verbraucht der 307 CC pro 100 Kilometer. Beide Versionen sind mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe bestückt, optional für 1350 Euro Aufpreis gibt es für den kleinen Motor eine sequenzielle Automatik mit Tiptronic von Porsche.

Das offene Vergnügen für vier hat seinen Preis, der aber bleibt durchaus im Rahmen. 24 500 Euro kostet die Einstiegsvariante, der stärker motorisierte 307 CC Sport schlägt mit 28 500 Euro zu Buche. Dann allerdings schon serienmäßig mit Klimaautomatik, fünffach CD-Wechsler sowie Leder-Stoff-Sportsitzen und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen ausgestattet. Wer es lieber preiswert mag, der muss zum 206 CC greifen. Von dem gibt es nun mit Filou (16 990 Euro), Roland Garros (21 700 Euro) und Quicksilver (19 945 Euro) gleich drei Sondermodelle.

Kannibalisierungseffekte im eigenen Haus mit dem 206 CC sieht man bei Peugeot nicht: "Wir rechnen damit, dass der 307 CC bei jungen Familien gut ankommen wird, die trotz Kind nicht auf das Cabriovergnügen verzichten wollen," so Peugeot-Deutschland-Chef Olivier Veyrier, der in der Preisgestaltung des 307 CC auch eine "Demokratisierung des Cabriomarktes auch für Normalverdiener" sieht und augenzwinkernd die "soziale Ader" Peugeots im Gegensatz zur Konkurrenz aus Stuttgart herausstellt.

Mit dem 206 CC hat Peugeot mehr als gute Erfahrung gemacht. Seit der Einführung im Januar 2001 verkauften die Franzosen in Deutschland 50 500 Einheiten von ihrem kleinen Cabrio mit Stahldach. Dass da mehr geht, beweist der 307 CC seit letztem Herbst. 1500 Einheiten des großen Bruders verkauften die Franzosen davon in Deutschland noch 2003, in diesem Jahr sollen es 11 000 sein, plus 14 000 Einheiten 307 CC. Damit ist Peugeot der Marktführer, was den Cabrioabsatz in Deutschland angeht. Und pro Tag gehen 50 Bestellungen für den 307 CC in der deutschen Peugeot-Zentrale in Saarbrücken ein.

Bis Ende Februar lagen Peugeot bereits 5 900 Bestellungen für den 307 CC vor. Damit hat der Importeur keinen Grund zu Klagen. Für dieses Jahr rechnen die Franzosen in Deutschland mit einem Gesamtabsatz von 134 500 Fahrzeugen. Darunter 14 000 206 CC und 11 000 307 CC, womit die "Oben-ohne-Fraktion" 19 Prozent des gesamten Peugeot-Absatzes generieren würde. Angepeilt wird insgesamt ein Marktanteil von 4,3 Prozent. Der 307 CC wird dabei hilfreich sein, immerhin katapultierte er sich bei den Cabriozulassungen im Januar bereits auf Platz drei. Und besonders seine Wertstabilität soll der eher emotional geprägten Kaufentscheidung auch eine rationale Komponente hinzufügen: Beim 206 CC beträgt der Wertverlust in den ersten zwei Jahren weniger als 18 Prozent. Das soll auch beim 307 CC so bleiben.

Wer bei Peugeot europaweit auf Schnäppchenjagd gehen möchte, wird nicht so schnell fündig. Die Franzosen haben ihre Preise weitgehend harmonisiert und gestatten innerhalb der EU lediglich eine Preisdifferenz von zwei Prozent. Bis Oktober 2005 soll dann auch diese fallen: Dann gibt es den einheitlichen Europa-Standard: ein Auto, ein Preis.

11. März 2004. Quelle: Auto-Reporter

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