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Porsche
Von Mario-Roman Lambrecht
Wann darf „Mann“ anfangen, ein Auto zu lieben ohne gleich als völlig meschugge zu gelten? Ich bin der Meinung, es gibt immer wieder automobile Wunderwerke, die eine Liebesbekundung verdient haben. Ein bayrischer Autohersteller hat es in seiner Kampagne sehr schön formuliert: Ist es Liebe?
Wer einmal einen Porsche zwischen den Fingern hatte, der weiß wie es sich anfühlt, eine Legende zu erleben. Über vierzig Jahre wird schon am Grundgerüst der Designikone 911 gefeilt. Der derzeitige Beauty-Höhepunkt: Das Porsche 911 Turbo Cabriolet, dem ein erotischer Hauch von Begierde umweht.
Das aktuelle Turbo Cabriolet präsentiert sich bereits in der dritten Generation. Angefangen hat dies alles im Jahre 1987. Damals feierte der rasante Open-Air-Sportler seine Premiere. Mit 221 kw (300 PS), Heckantrieb und Luftkühlung im Motorraum. Der unverwechselbare Boxer-Sound brachte den Besitzern das Frischluft-Dauergrinsen bei. Die Beschleunigung in 5,4 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde und eine Spitzengeschwindigkeit von 260 km/h, trugen dazu bei. Anfangs sorgte noch ein Vierganggetriebe für die Kraftübertragung zu den Hinterrädern. Nach einem Jahr wurde es durch eine Schaltbox mit fünf Gängen abgelöst. 1989 wurde die Produktion des ersten Turbo Cabriolets eingestellt.
Es dauerte 14 Jahre bis sich Porsche wieder zu einem neuen Turbo Cabriolet entschloss. Warum es so lange dauerte? Vielleicht war es auch eine Besänftigung der Porsche-Fans, die in der Vergangenheit entsetzt auf Spiegeleier-Scheinwerfer sehen und einen wassergekühlten Boxer hören mussten? Das 996 Turbo Cabriolet setze mit 309 kw (420 PS) leistungstechnisch noch mal einen drauf. Aus dem Stand sprintete das Turbo Cabriolet aus dem Jahre 2003, mit serienmäßigem Sechs-Gang-Schaltgetriebe in nur 4,3 Sekunden von 0 auf [foto id=“93157″ size=“small“ position=“right“]100 Kilometer pro Stunde. Erst bei Tempo 305 km/h endete der Vorwärtsdrang. Mittlerweile präsentiert sich das aktuelle Porsche Turbo Cabriolet (997) frischer und stärker denn je.
Auch ein Topmodell wie der 911 Turbo darf nur behutsam optimiert werden. Porsche hat das so gut es geht beherzigt und ihm dennoch ein eigenes, unverwechselbares Exterieur verpasst. Das auffälligste Merkmal ist der Bürzel am Heck. Um den Luftstrom für einen optimalen Abtrieb zu nutzen, fährt der Spaltflügel im Heck insgesamt 65 Millimeter und damit 30 Millimeter weiter aus, als beim Turbo Coupé. Somit wird für ein stabiles Vorankommen auch bei hohen Geschwindigkeiten gesorgt. Zwei verchromte Endrohre links und rechts im Heck, sorgen für den artgerechten Porsche-Klang.
Große Lufteinlässe hinter den Türen und an der Heckschürze, sorgen für die notwendige Kühlung im Motorraum. Zusammen mit den serienmäßigen 19 Zoll Turbo-Felgen, geben sie der Seitenansicht einen eigenständigen sportlichen Touch, verlassen aber dennoch nicht die legendäre Elfer-Linie. Die Front wurde mit vergrößerten Lufteinlässen in der Frontschürze, weit auseinander stehenden Nebelleuchten und LED-Blinkleuchten verfeinert. Die ovalen Bi-Xenon-Scheinwerfer sind Serie. Zudem lässt die Unterlippe den Elfer optisch bulliger ausschauen.
Das Interieur wartet serienmäßig, unter anderem mit einem erstklassigen Bose-Soundsystem – bestehend aus zwölf Lautsprechern, Lederausstattung und Navigationssytem mit Touchscreen auf. Das Porsche Communication Management in seiner neusten Generation ist gerade zu narrensicher zu bedienen und verschont den Fahrer mit dem neumodischen Drehrädchen Wahn anderer Hersteller.
Die gesamte Haptik im Innenraum ist hochwertig und edel verarbeitet. Wem der Innenraum so noch nicht gefällt, kann sich diesen individuell von Porsche konfigurieren lassen. Ob Carbon, Aluminium oder Alcantara, dem Kunden sind fast keine Grenzen gesetzt. Wer es auf die Spitze treiben möchte, könnte sogar die Nähte [foto id=“93158″ size=“small“ position=“left“]in Pink bestellen.
Der Kofferraum fasst zwar nur 105 Liter, lässt sich aber mit dem von Porsche massgefertigtem Gepäck (optional bei Porsche Design erhältlich) erstaunlich gut füllen. Zudem gehört bei einem Porsche zum guten Ton, die „Rückbank“ als zusätzlichen Kofferraum anzusehen. Somit ist auch ein Urlaubstrip zu zweit unkompliziert zu bewerkstelligen.
Das Verdeck ist eine aerodynamische Meisterleistung. Nicht nur, dass es im geschlossenen Zustand die berühmte Elfer-Form bewahrt. Mit einem cW-Wert von 0,31 ist der Luftwiderstandsbeiwert identisch zum Turbo Coupé. Ein besonderer Luxus ist das Öffnen und Schließen der Kappe während der Fahrt.
Offiziell lässt sich die Stoffmütze nur bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h innerhalb von 20 Sekunden öffnen und schließen. Inoffiziell klappt dies auch bis Tacho 70. Das Verdeck verschwindet dabei vollständig hinter der Rücksitzbank.
Im geschlossenen Zustand haben selbst groß gewachsene Fahrer, dank der tiefen Sitzposition, keine Probleme mit dem Verdeck. Auch bei hohen Geschwindigkeiten bietet das dreilagige Verdeck einen guten Geräuschkomfort.
Weiter auf Seite 2: Motor; Antrieb; Leichtgewicht
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Das Turbo Cabriolet schickt 353 kW (480 PS) auf den Beton. In einem breiten Drehzahlband von 1.950 – 5.000 U/min, zerren 620 Newtonmeter kräftig an der Antriebswelle. In Verbindung mit dem Sport Chrono-Paket, wächst das Drehmoment kurzzeitig sogar auf enorme 680 Nm, was für einen noch effizienteren Zwischenspurt sorgt. Der 3,6 Liter große Sechszylinder Boxer-Motor kommt dabei auf eine Literleistung von 98,1 kW (133,3 PS) pro Liter Hubraum.
Erreicht wird diese enorme Leistungsentfaltung durch Zwangsbeatmung. Zwei Turbolader arbeiten hier erstmals mit einer aufwendigen Turbinengeometrie. Durch sie kann der Abgasstrom im gesamten Drehzahlbereich geregelt und die Strömung optimal auf die Turbinenschaufeln geleitet werden.
In der Praxis heißt das eindrucksvoll Vortrieb ohne Ende. Nur 3,8 Sekunden vergehen beim Spurt von 0 auf 100 mit der Tiptronic-Variante. Die manuelle Sechsgangschaltung hängt 0,2 Sekunden hinterher. Mit einem Topspeed von 310 km/h spielt der Zuffenhausener in der Liga der Supersportler mit, und dabei ist es wurscht, ob offen oder nicht.
Bei Vollgas weht ein ordentlicher Sturm im Innenraum. So gehört sich das, der Club der „Offen-300-Fahrer“ ist eben nichts für Schlappschwänze. Alternativ lässt sich aber auch ein Windschott im Fond installieren, das selbst bei hohen Geschwindigkeiten einen sehr guten Job verrichtet. Zu keiner Gelegenheit lässt der der [foto id=“93160″ size=“small“ position=“right“]Porsche Zweifel an seiner enormen Leistung aufkommen. So fühlen sich echte 480 Pferde an.
Um die enorme Kraft so effizient wie möglich auf den Asphalt zu bringen, gibt’s heckbetonten Allrad serienmäßig. Eine elektro-magnetische gesteuerte Lamellenkupplung sorgt für eine optimale Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Bei Bedarf leitet das Porsche Traction Management (PTM) blitzschnell mehr Antriebsmoment auf die Vorderachse, um so Traktionsprobleme zu vermeiden.
Das PTM kommuniziert dabei permanent direkt mit dem PSM und PASM. Das sorgt nicht nur für eine bestmögliche Fahrdynamik auf den Straßen, es macht das Turbo Cabriolet somit auch das ganze Jahr fahrtauglich. Offen driften bei minus 10 Grad im Schnee? Bitte sehr! Dabei geizt der Turbo sogar ordentlich mit dem Sprit. 12,9 Liter auf 100 km ist für einen Sportler ein fantastischer Wert.
Mit einem üppigen Gewicht von 1655 Kilogramm, gehört der Zuffenhausener in dieser Liga zu den Leichtgewichten. Das ist der Tribut an den Fahrer, der auf Luxus nicht verzichten und auch sicher im Alltag unterwegs sein möchte. Dank des konsequenten Leichtbaus, hält sich das Mehrgewicht von 70 Kilogramm zum Coupé in Grenzen. Unter anderem wurden Türen und Fronthaube aus Aluminium gefertigt.
Setzt sich das Turbo Cabriolet einmal in Bewegung, presst der Boxer den Fahrer bei jedem Gasstoß forsch in die Sitze. Von Übergewicht ist nichts zu merken. Kurvige Landstraßenfahrten sind ein sehr gefährliches Jagdgebiet für den Fahrer. Irgendwo lauert nämlich auch, geschickt getarnt, der größte Feind eines jeden Sportwagens; der Blitzer. Spielverderber gab es ja schon immer, gerade wenn man in einem Auto sitzt mit dem Kurvengeschwindigkeiten erreicht werden, die manch ein Alltagsauto mühsam auf der Geraden erzielt.
Die Lenkung ist die absolute Referenz im Sportwagensegment. Straff, präzise und direkt, übermittelt sie dem Fahrer jede Menge Feedback von der Straße. Auch die Gasbefehle werden exzellent und feinfühlig umgesetzt. Mit etwas Übung und gezielten Gasschüben lässt sich der Kleine sogar zum sexy Power Slide bewegen.
Das serienmäßige aktive Porsche Active Suspension Management, kurz PASM, lässt dem Fahrer per [foto id=“93161″ size=“small“ position=“left“]Knopfdruck die Wahl zwischen einer sportlichen Abstimmung (Sportprogramm) oder dem sportlich komfortablen Normalprogramm. Dies ist erstaunlich komfortabel geraten und glänzt mit einer geradezu tadellosen Alltagstauglichkeit. Bodenunebenheiten werden gut weggesteckt und auch längere Autobahntrips sind, nicht zuletzt Dank der gemütlichen Sportsitze, keine Dauerbelastung für die Bandscheibe.
Nicht so im Sportprogramm. Wer in diesem Modus nach Italien fährt, riskiert Bandscheibe und Schläge von der geliebten Beifahrerin. Der Sport-Modus taugt mehr für gut ausgebaute Landstraßen oder für Rennstrecken. Bodenunebenheiten werden Dank der knüppelharten Abstimmung, deutlich wahrgenommen und verlangen dem Fahrer Feingefühl ab, um nicht aus der Kurve zu fliegen.
Wo wir schon bei Kurven sind. Hier herrscht potentielle Suchtgefahr. Ein Trip durch kurvige Gebirge lässt Glückshormone entstehen, die der Fahrer bis dato noch gar nicht kannte. Steigungen mit Vollgas, harte Bremsmanöver, freudiges Herausbeschleunigen, der bellende Sound des Boxers. Das auch noch offen zu erleben lässt alle Sorgen rundherum vergessen.
Weiter auf Seite 3: Fahrwerk; Sicherheit; Fazit; techn. Daten & Preis
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Kommt es dann doch mal hart auf hart, packt die Bremsanlage energisch zu. An der Frontachse kommen Sechskolben-Festsattelbremsen auf der innenbelüfteten 350 Millimeter großen Bremsscheibe zum Einsatz. Die Bremsscheiben an der Hinterachse messen ebenfalls 350 Millimeter im Durchmesser. Sie werden von Vierkolben-Festsätteln gebremst.
Optional steht auch eine Delxue Variante in Form einer Keramikbremsanlage zum Einsatz. Die weiterentwickelte und an der Vorderachse mit 380 Millimeter großen Scheiben ausgestattete Bremsanlage bietet noch schnelleres Ansprechverhalten, sehr hohe Fadingstabilität und Korrosionssicherheit.
Es ist die Kombination aus einer lebenden Legende, einer perfekten Harmonie zwischen Fahrer und Auto, einem hervorragenden Fahrwerk und dem einzigartigen Klang des Antriebsaggregats. Jeder noch so enge Windung saust der Elfer mit voller Freude entgegen um dann mit vollem Boxergebell wieder aus der Kurve heraus zu beschleunigen. Auf diesem Level spielen nur noch die Kollegen von Ferrari und Lamborghini mit.[foto id=“93163″ size=“small“ position=“right“]
Dabei lässt das PSM dem Fahrer sehr viel Freiraum für die Kurvenhatz. Die Elektronik greift sehr spät und in den meisten Fällen behutsam ein. Bei ausgeschalteter Elektronik ist Vorsicht angesagt. Wer sich hier am Limit bewegt, riskiert schnell eine strafende Abmahnung in Form eines Drehers. Denn auch mit all dem Luxus-Schnick-Schnack sollte man nicht vergessen, es handelt sich hierbei um einen echten Sportwagen, dementsprechend verlangt dieser auch Respekt vom Fahrer ab.
Die Qual der Wahl hat der Käufer bei der Getriebeart. Knackig traditionell mit manuellem Sechsgangschaltgetriebe oder neumodisch faul mit Fünfgang-Automatikgetriebe. Der Vorteil der Tiptronic liegt in der Beschleunigung. Statt in 4 Sekunden, geht es in 3,8 Sekunden von null auf hundert. Dafür verpasst man aber die Freude am Schalten und Kuppeln, somit geht die Empfehlung in Richtung Schaltgetriebe.
Ich bin nicht nur verknallt, ich bin unsterblich verliebt. Wie schon das Turbo Coupé, ist dieses Auto eine Referenz in seiner Klasse. Es wird immer wieder Herausforderer geben, doch sind diese meist immer mit Kompromissen behaftet. Das Porsche 911 Turbo Cabriolet ist einfach ein grundehrlicher Sportwagen, mit [foto id=“93164″ size=“small“ position=“left“]einem ordentlichem Schuss Gran Tourismo-Charakter.
Einen Porsche in den Händen zu haben heißt Perfektion in Vollendung zu erleben. Er flüstert Dir permanent zu: „Benutz mich, führe mich, spiel mit mir“. Und zwar erotischer als Megan Fox es mir jemals zu hauchen könnte. Perfekte Verarbeitung, ein grandioses Fahrwerk, hohe Laufleistungen und eine Vielzahl an Individualisierungsmöglichkeiten, machen den Traum vom perfekten Sport-Automobil wahr. Ob Landstraße, Autobahn, Stadtverkehr oder Rennstrecke – dieses Auto ist das perfekte Synonym für ein sportliches Alltagsauto. I’m in love with you, baby.
Note: 1+
Antrieb: Allrad
Hubraum: 3.600 cm³
Zylinderzahl: 6
Leistung: 353 kw (480 PS) bei 6.250 U/min
Drehmoment: 620 Nm (Overboost 680 Nm) bei 1.950-5.000 U/min
Vmax: 310 km/h
Beschleunigung 0- 100 km/h in 4,0 s (3,8 s – Tiptronic)
Leergewicht: 1.655 kg
Co2 Emission g/km: 309 g
Durchschnittsverbrauch: 12,9 l/100 km
Preis: ab 156,956,00 EUR inkl. MwSt.
geschrieben von auto.de/Text+Fotos: Mario-Roman Lambrecht veröffentlicht am 27.07.2009 aktualisiert am 27.07.2009
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Gast auto.de
August 2, 2009 um 1:50 pm Uhr"Ich bin nicht nur verknallt, ich bin unsterblich verliebt".
Seit dem ich Ihren Artikel gelesen habe, bin ich es auch.