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Saab
Von Holger Zehden In den letzten Jahren machte die ehemals schwedische Automobilmarke Saab vornehmlich negativ Schlagzeilen durch Zahlungsengpässe und drohende Pleite. Mit der Übernahme durch das niederländische Unternehmen Spyker, wollte man bei Saab wieder voll durchstarten. So wurde nach fast zehn Jahren Planung die obere Mittelklasse mit dem neuen Saab 9-5 bereichert, der sich gegen Branchenriesen wie BMW 5er und Mercedes E-Klasse behaupten muss.
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Schon 1997 schickte Saab den 9-5er als Nachfolger des 9000er Modells auf den Markt, den es ab 2000 auch als Kombi zu kaufen gab. Zwar wurde das Flaggschiff von Saab über die Jahre mehrfach geliftet, doch die zweite Modellgeneration wurde erst zur [foto id=“368963″ size=“small“ position=“left“]Internationalen Automobilausstellung IAA 2009 in Frankfurt präsentiert. Zu den Händlern rollte die Limousine der oberen Mittelklasse dann 2010. Den 9-5 SportCombi hatte Saab auf dem Auto-Salon in Genf dieses Jahres erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Technisch basiert der Saab 9-5 auf der gleichen Plattform wie der Opel Insignia, der jedoch zumindest auf dem Papier nicht ganz in die Sphären der oberen Mittelklasse vorstoßen soll. Um zu überprüfen, wie gut Saab der Technologietransfer gelungen ist, haben wir uns den 9-5er, im höchsten Ausstattungsniveau Aero, zum Test kommen lassen.
Optisch wird der neue Saab 9-5 dem Klischee des hübschen Schweden gerecht. Wir mussten schon zweimal in den Fahrzeugschein schauen, um glauben zu können, [foto id=“368964″ size=“small“ position=“right“]dass der Wagen tatsächlich 5.008 mm lang ist. Damit überragt er seinen Technologie-Bruder Insignia um ganze 178 mm, und selbst Konkurrenten wie einen Audi A6 oder BMW 5er lässt er damit hinter sich. Im Profil wirkt der 9-5er, trotz 19-Zoll-Alufelgen, mit denen unser Testfahrzeug ausgestattet war, dezent. Auffällig ist hier lediglich die relativ steil aufgestellte Frontscheibe, wodurch die Fensterlinien einen sich nach hinten verjüngenden Keil bilden. Ganz anders Front und Heck. Das Gesicht des schwedischen Flaggschiffs hat deutlich an Dynamik gewonnen. Der weit aufgerissene Kühlergrill und die im Ausstattungsniveau Aero serienmäßigen Lufteinlässe um die Nebelscheinwerfer, verhelfen der Limousine zu einer sportlichen Optik. Die bläulich schimmernden Bi-Xenon-Scheinwerfer sorgen für zusätzliche Dynamik.
[foto id=“368965″ size=“small“ position=“left“]Während einige Stilelemente bereits zum Facelift 2005 in die erste Modellgeneration eingeflossen sind, zeigt sich das Heck des Saab 9-5 gründlich überarbeitet. Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert. Die Rückleuchten sind deutlich geschrumpft und präsentieren sich nun als LED-Bremslicht-Leisten. Von hier zieht sich ein das Firmen-Logo aufnehmendes Lichtband quer über die Kofferraum-Klappe. Eine durchgehende Chromleiste wertet die Heckansicht zusätzlich auf. Interessiert dürfte so mancher Verkehrsteilnehmer die doppelflutige Sportauspuffanlage, deren flache Endrohe in den Stoßfänger integriert wurden, beäugen. Optisch ist der Saab 9-5 von außen wahrlich ein Leckerbissen.
Saab bietet seinen 9-5er in den drei Ausstattungsvarianten Linear, Vector und dem Topniveau Aero, dem auch unser Testfahrzeug zuzuordnen ist. So ausgestattet, bietet die Limousine hochwertige Materialien und tadellose Verarbeitung. Das Gestühl war sportlich konturiert und bot entsprechend guten Seitenhalt in den Kurven. Der Sitzkomfort über längere Strecken war angenehm. [foto id=“368966″ size=“small“ position=“right“]Mit drei klassischen Rundinstrumenten wirkte der Arbeitsplatz aufgeräumt und modern. Während das Linke schlicht die Drehzahl zeigt, wurde im mittleren Instrument mit Geschwindikeitsanzeige das Display für den Bordcomputer leicht erhöht eingebunden, und durch einen Chromring optisch aufgewertet. Das rechte Rundinstrument beherbergt Anzeigen für Turboladedruck, Kraftstoffreserve und Motortemperatur. Die grün schimmernden Tachonadeln tauchen den Arbeitsplatz im Saab 9-5 in ein angenehmes Licht.
Auch die einzelnen Elemente der Mittelkonsole können für sich überzeugen, sind gut verarbeitet und mit Chromapplikationen optisch aufgewertet. Im Gesamtbild sorgen jedoch Details dafür, dass der Saab hinter den angepeilte Konkurrenten wie etwa BMW oder Audi zurückfällt. Natürlich ist Design eine hochgradig subjektive Angelegenheit, doch wirkt die Mittelkonsole im Saab 9-5, durch die großflächige Anwendung grauer Kunststoffe, weit weniger wertig, als zum Beispiel das Interieur eines 5er [foto id=“368967″ size=“small“ position=“left“]BMW. Während der Saab 9-5 von außen zu gefallen weiß und sich durchaus neben der deutschen Konkurrenz sehen lassen kann, wird der ambitionierte Schwede im Inneren nur vom Platzangebot dem hohen Anspruch der oberen Mittelklasse gerecht. Mit den verwendeten Materialien und deren Verarbeitung liegt in etwa gleich auf mit dem Halbbruder Opel Insignia, der jedoch deutlich weniger Beinfreiheit bietet. In beiden Fahrzeugen schnuppert man am nächsthöheren Segment, bleibt jedoch eindeutig hinter BMW 5er, Audi A6 und Mercedes E-Klasse zurück.
Von der Ausstattung her kann sich der Saab 9-5 durchaus sehen lassen. So umfasst die Komfortausstattung des Saab 9-5 bereits in der Basisversion Linear Ambient-Beleuchtung, Keyless-Start per Start-Stopp-Knopf, Lederlenkrad, Mittelarmlehne vorne, Zweizonen-Klimasystem sowie Berganfahrassistent (Hill Start Assist bei Schaltgetriebe).
Unser Testwagen verfügte im Ausstattungsniveau Aero zusätzlich über serienmäßigen Regensensor, 19-Zoll-Leichtmetallräder, Tempomat, [foto id=“368968″ size=“small“ position=“right“]Multifunktions-Bedienelemente am Lenkrad, USB-Anschluss in der Mittelarmlehne vorn, Mittelarmlehne hinten, sowie eine 12-Volt-Steckdose im Kofferraum. Darüber hinaus waren aufpreispflichtige Extras, wie das Gepäck-Managementsystem „U-Rail“, Saab Parking Assistance und das Saab Infotainment und Navigations-Paket verbaut. Letzteres besteht aus Radio mit AM/FM-Tuner mit RDS sowie DVD-Player, 8-Zoll-Farb-Touchscreen, AUX/USB-Anschlüssen, einer Festplatte mit 10 GB Speicherplatz für Musik und natürlich einem Navigationssystem mit Sprachsteuerung.
Auch die Sicherheitsausstattung umfasst bereits in der Basisvariante Halogen-Scheinwerfer, Antiblockiersystem (ABS), elektronischen Bremskraftverteiler (EBD), elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP), Kurven-Bremskontrolle (CBC), mechanischer Bremsassistent (MBA), Traktionskontrolle (TCS), aktive Kopfstützen (Saab Active Head Restraints, SAHR 3), acht Airbags sowie ein Überroll-Schutzsystem.
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Das Fahrverhalten im aktuellen Saab 9-5 ist durchweg gut. Trotz seiner Länge lies er sich erstaunlich leicht durch den Stadtverkehr manövrieren. Der starke 2.0-Liter Diesel mit doppelter Turboaufladung befeuerte unser Testfahrzeug mit 140 kW/190 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 400 Nm bei 1.750 Umdrehungen pro Minute. Genug Leistung also, um die 1.835 Kilogramm des Saab in unter zehn [foto id=“368970″ size=“small“ position=“right“]Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen. Da das üppige Drehmoment schon frühzeitig zur Verfügung steht, sind kurze Zwischenspurts für die große Limousine kein Problem. Auch über Land und auf der Autobahn lässt der Saab 9-5 seinem dynamischen Äußeren Taten folgen, wodurch jedoch der Verbrauch weit über die vom Hersteller angegebenen 6,1 Liter pro 100 km/h ansteigt. Kann man den eigenen Gasfuß im Zaum halten, nähert man sich den den Werksangaben, bleibt jedoch im Schnitt knapp einen Liter darüber. So verbrauchte unser Testwagen bei gemäßigter Fahrt im Schnitt 7,9 Liter Diesel, was immer noch als gut angesehen werden kann, berücksichtigt man Leistung, Größe und Gewicht des Fahrzeugs. Auch bei der Geräuschdämmung hat Saab ganze Arbeit geleistet, so blieben sowohl Wind- und Abrollgeräusche außen vor.
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Bei der Raumaufteilung hätte Saab auch etwas besser abwägen können. Während Fondpassagiere üppige Beinfreiheit genießen, die in ihrer Dimension eher an Oberklasselimousinen erinnert, fällt der Kofferraum mit 515 Litern vergleichsweise moderat aus. So fasst etwa der Kofferraum des 5er BMW fünf Liter mehr, der des Audi A6 mit 530 Litern 15 Liter mehr. Spitzenreiter im Segment ist die Mercedes E-Klasse mit 540 Litern Ladevolumen.
Der Saab 9-5 ist ein wirklich gutes Auto, das mit Leistung, Wirtschaftlichkeit und Komfort durchaus überzeugt. Sein Problem ist jedoch, die vom Hersteller vorgenommene Positionierung im Markt. Denn mit einem Einstiegspreis von 33.700 Euro liegt er genau zwischen Mittel- und oberer Mittelklasse der deutschen Premiummarken. Und da in den höheren Fahrzeug- und Preisklassen Prestige und Status eine zunehmende Rolle spielen, Preisunterschiede von einigen wenigen Tausend Euro jedoch eher weniger ins Gewicht fallen, ist es eher fraglich, ob der Saab hierzulande großen Absatz finden wird. Bei Preisen [foto id=“368973″ size=“small“ position=“right“]jenseits der 50.000 Euro fährt man dann doch lieber Mercedes, BMW oder Audi, allein um des Prestiges willen.
Zudem haben in den letzten Jahren auch Fahrzeuge der Mittelklasse, wie etwa der Toyota Avensis oder der Renault Laguna in Sachen Ausstattung deutlich zugelegt, sodass sich auch diese Modelle ähnlich gut ausgestattet ordern lassen. Insbesonders für den Technologiespender Insignia trifft das zu, der zudem für deutlich weniger Geld zu haben ist. Vielleicht entschließt sich Saab beziehungsweise Spyker dazu, zur Markteinführung des 9-5 SportCombi im kommenden Jahr, die Preispolitik zu überdenken. Denn technisch ist der Saab 9-5 einwandfrei, er sieht gut aus und überzeugt in der Praxis.
So ist er eine interessante Alternative im Segment der Mittelklasse-Limousinen am Markt. Allerdings mit dem Makel des Preise, der in unseren Augen vor dem Hintergrund der Wettbewerbsfähigkeit zu hoch ist.
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Bewertung – Saab 9-5 2.0TTiD Aero |
|
Exterieur-Design | 1,2 |
Interieur-Design | 2,2 |
Multimedia | 2,0 |
Fahrbetrieb | 1,7 |
Verbrauch | 1,4 |
Kosten pro Jahr* | |
Anschaffungspreis Testfahrzeug | 52.650,00 Euro |
Kraftstoffkosten** | 1.596,00 Euro |
Steuern | 272,00 Euro |
Wertverlust | 7.897,50 Euro |
Gesamtkosten pro Jahr: |
9.765,50 Euro |
Testergebnis/Gesamtprädikat: |
1,7 |
*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) |
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Saab 9-5 2.0TTiD Aero | |
viertürige, fünfsitzige Limousine der oberen Mittelklasse, Frontantrieb |
|
Länge/Breite/Höhe: | 5.008 mm/1.868 mm/1.467 mm |
Radstand: | 2.837 mm |
Motor |
Reihen-Vierzylinder Common-Rail-Diesel mit zweistufigem Turbo |
Hubraum: | 1.956 ccm |
Leistung: | 140 kW/190 PS bei 4.500 Umdrehungen pro Minute |
max. Drehmoment: | 400 Newtonmeter bei 1.750 Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 230 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 9,1 s |
Test-Verbrauch Mittel: | 7,9 l/100 km |
CO2-Ausstoß: | 163 g/km |
Schadstoffklasse: | Euro 5 |
Ausstattung (Serie, Auswahl, Niveau Prime-Line): |
Zweizonen-Klimasystem, Regensensor, 19-Zoll-Leichtmetallräder, Gepäck-Managementsystem „U-Rail“, Antiblockiersystem (ABS), elektronischer Bremskraftverteiler (EBD), elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP), Kurven-Bremskontrolle (CBC), mechanischer Bremsassistent (MBA), Traktionskontrolle (TCS), aktive Kopfstützen (Saab Active Head Restraints, SAHR 3), acht Airbags, sowie ein Überroll-Schutzsystem |
Gewichte/Zuladung | |
Leergewicht: | 1.835 kg |
zul. Gesamtgewicht: | 2.360 kg |
zul. Dachlast: | 100 kg |
Kofferraumvolumen: | 515 l |
Preise | |
Basismodell: | ab 33.700 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.) |
Testwagen: | 52.650 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.) |
Topmodell: |
ab 48.900 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.) |
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geschrieben von auto.de/holger zehden | fotos: auto.de veröffentlicht am 20.07.2011 aktualisiert am 20.07.2011
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Ich finde es erstaunlich, wie man immer noch über Prestige reden kann und dabei nur die drei deutschen Marken meint. Mercedes mit hohen Qualitätsproblemen seit 10 Jahren, BMW der Wagen der gutverdienenden Proleten und Audi das Auto des Unternehmensleiters, teilweise genau so langweilig wie die Anzüge der besagten Herren. Wenn Sie über Prestige sprechen wollen, dann bitte erst in der richtigen Liga – Aston Martin etc. Und zu Saab kann ich nur sagen bitte weiter so, Saab war, ist und bleibt ein Fahrzeug für Individualisten.
Es soll ja durchaus auch Menschen geben die es eben NICHT nötig haben ein Auto aus Prestige-Gründen zu kaufen. Das empfinde ich eher als sympatisch.
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Gast auto.de
Juli 21, 2011 um 1:27 pm UhrAllein an der Innenraumanmutung ist noch wirklicher Verbesserungsbedarf. Ansonsten ein rumdum gelungenes tolles Auto. Da kann man angesichts der gegenwärtig ruhenden Saab-Fertigung nur sagen: Saab Weiter so!