Seit 19 Jahren bietet der japanische Hersteller Subaru das Modell Forester als Kompakt-SUV an, das schon auf dem Markt war, bevor es SUV gab. Subaru baut nur Fahrzeuge mit Boxer-Motor und Allradantrieb, bezeichnet sich deswegen zu Recht als den größten Hersteller von Allradfahrzeugen in der Welt und ist stolz auf seinen komplett symmetrischen Allradantrieb. Dann wollen wir doch mal sehen, welchen Grad der Reife der Subaru Forester in seinen ersten 19 Jahren erreicht hat.
Unser Subaru Forster 2.0 mit Allradantrieb steht als automobiler Individualist mit kurzem Radstand auf vier 18-Zoll- Rädern mit den Außenmaßen eines trendiges Kompakt-SUV und dennoch ganz anders, obwohl auch äußerlich darum bemüht, nicht als Hinterwäldler zu gelten. Die ganz an den Rand gerückten, auffällig ummantelten Nebelscheinwerfer betonen die Breite, ebenso die beiden senkrecht stehenden, schwarzen Lufteinlässe neben dem Kühlergrill, die allerdings keine Luft einlassen, sondern nur schmückende Akzente sein sollen. Die breite Chromspange mit dem Subaru-Logo und die Scheinwerfer ziehen die Front ebenfalls in die Breite. Die Schweinwerfer ziehen sich in die Flanke des Forsters hinein und verkürzen so optisch den langen vorderen Überhang.
Der Forester verzichtet auf die heute vielfach üblichen hohen und breiten Schultern und zeigt sich damit von der Seite eher zurückhaltend. Unterfahrschutz vorn und hinten in Alu-Optik und schwarze Seitenschweller weisen ihn als geländetauglich aus. Der Heckspoiler bringt den sportlichen Akzent. Auch das Heck ändert nichts an der Gesamterscheinung. Seine Fahrer werden ihn wahrscheinlich als zeitlos beschreiben.
Sein Innenraum fällt eine Spur konservativer aus. Das Design der Armaturentafel zeigt keine größeren gestalterischen Ambitionen: zwei Rundinstrumente und ein kleines Display unter der Hutze im Blickfeld des Fahrers, eine zweite Gruppe einfacher Bildschirmanzeigen auf der Mitte der Armaturentafel und darunter der Sieben-Zoll-Touchscreen des Infotainment-Systems. Alles ein bisschen bieder und aus der Zeit gefallen. Die recht kleinen, straff gepolsterten Sitze mit glattem Leder und ohne spürbaren Seitenhalt in Kurven wirken ebenfalls wie von gestern.
Dabei ist eine Menge aktueller Technik an Bord, angefangen vom Fernlicht-Assistenten, schlüssellosem Zugang, LED-Licht vorn und hinten, Kurvenlicht, Bluetooth-Schnittstelle, Fahrersitz mit Memory-Funktion, Freisprecheinrichtung, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Navigationssystem samt Karten-Updates, Rückfahrkamera und eine elektrische Heckklappe, bei der man die Geduld nicht verlieren darf. Der Allradantrieb hilft mit Berg-Abfahrhilfe, eine adaptive Geschwindigkeits-Regelung ist an Bord und das Fahrwerk lässt sich beim „Sport“ dreifach einstellen. Das Modell Sport bekommt außerdem eine Alu-Pedalerie mit auf die Reise. Für die das stufenlose Automatikgetriebe „Lineartronic“ gibt es sogar Schaltpaddel am Multifunktions-Lenkrad aus Leder, mit denen man sieben Stufen von Hand schalten kann, was sich vorwiegend beim Geräusch auswirkt.
Subaru ist stolz auf sein Allrad-Konzept, das in der Tat aus dem Rahmen fällt. Der Vier-Zylinder-Motor arbeitet nach dem Boxer-Prinzip. Damit arbeitet alles symmetrisch: Motor, Getriebe, Antriebsachsen der vier Räder. Die große Bodenfreiheit, die recht großen Böschungs- und der Rampenwinkel weisen den Forester als das ideale Gefährt nicht nur für unwegsame Wälder aus.
Der Zwei-Liter-Diesel leistet 108 kW / 147 PS und stellt sein maximales Drehmoment von 350 Newtonmetern schon bei 1600 Umdrehungen pro Minute bereit. Irgendwie typisch für Subaru, dass er sich beim Start keine Mühe gibt, sein Selbstzünder-Prinzip zu verleugnen. Später klingt er kultivierter, reagiert sehr spontan und stark auf jede Eingabe des Gaspedals und harmoniert gut mit seiner Riemenautomatik. Mit knapp zehn Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h und einer Spitze von 188 km/h passen seine Fahrleistungen in seine Klasse. Der Normverbrauch (nach NEFZ) liegt mit 6,3 Litern auf 100 km für ein knapp 1700 kg schweres Geländefahrzeug am oberen Rand der in dieser Klasse heute üblichen Werte. Wir hatten bei schneller Autobahnfahrt auch schon einmal die Zehn auf der Uhr.
Vielleicht war es nicht fair, dem Subaru Forster keinen Ausflug in unwegsames Gelände abgetrotzt zu haben. Aber so ein Gelände muss man erst einmal finden, ohne sich mit einem Förster oder einem anderen Waldmenschen anzulegen. Also glaubten wir ihm seine Geländequalitäten nach Ausritten über legale Wege und kümmerten uns eher um seine On-Road-Eigenschaften.
Kenner des Forester-Konzepts mögen einwenden, dafür sei der nicht gedacht. Auch wir hatten angesichts des kurzen Radstands unsere Bedenken. Aber bis auf eine leichte Neigung zu Nickbewegungen hat sich der kaum ausgewirkt. Wir hatten auch einen sehr stabilen und unbeirrbaren Geradeauslauf erwartet. Doch das Einlenken geschieht recht spontan. Bei starken Kurven wirken sich dann aber nicht nur die glatten Sitze, sondern auch das starke Einknicken oder Wanken des Fahrwerks aufs Wohlbefinden aus. Geradeaus empfanden wir 160 km/h als angenehme Reisegeschwindigkeit, bei der sich die Fahrgeräusche und der Einfluss von Seitenwind noch nicht aufs Gemüt legen.
Mit 505 Litern Kofferrauminhalt, dem klassenüblichen Maß an Variabilität und mit einem maximalen Laderaum von 1560 Litern spielt der Forster in der Liga der Kompakt-SUV zum Beispiel aus dem Hause Toyota (RAV4) gut mit. Mit 455 Kilogramm fällt die Zuladung für einen Fünfsitzer mit diesen Belademöglichkeiten allerdings – typisch japanisch – ein bisschen knapp aus.
Ein Asphalt-Cowboy ist der Subaru Forester nicht. Ihm geht es nicht darum, seinem Besitzer in der üblichen Weise bei dessen Außendarstellung zu unterstützen. Wer den Forester und seinen Fahrer sieht, darf davon ausgehen, dass es hier nicht um den schönen Schein geht. Der Subaru Forester ist gewiss kein Blender, sondern eher ein guter Kamerad. Und über allem funkeln die Sterne des Subaru-Logos.