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Alle paar Jahre gönnt der Piaggio-Konzern dem Flaggschiff der Marke Vespa, der GTS, einen Zuschlag beim Hubraum. In der neuen Version beträgt die Gesamtgröße nun 278 ccm, das Topmodell geht als GTS 300 Super an den Start.
Wer die Riesen-Wespe fahren will, muss für sie 300 Euro mehr als für die 4 599 Euro teure GTS 250 beim Händler auf den Tisch blättern.Erstaunt registriert man beim Blick aufs Datenblatt, dass zwar der Hubraum um 34 ccm wuchs, die Leistung jedoch gleich geblieben ist.
Der Einzylinder-Viertaktmotor leistet in beiden Rollern 16 kW/22 PS, die bei 7 500 U/min erreicht werden. Unterschiede gibt es beim maximalen Drehmoment, das nun um zwei Nm auf 22 Nm gewachsen ist. Und diese kleinen Differenzen machen letztlich den großen Unterschied zwischen der neuen und alten GTS aus.
Sofort nach dem Start flitzt nämlich die 158 Kilogramm schwere Italienerin los, als gebe es hinter der nächsten Ecke Gratis-Eiscreme. Die 300er Vespa gewinnt nicht nur jeden Ampelstart innerorts, sondern beschleunigt auch hinter dem Ortsschild so flott, dass so mancher Autofahrer reichlich überrascht dreinschaut. Da muss man hinterm Lenker noch mehr darauf achten, dass man nicht unterschätzt wird, denn vom Äußeren her ist die GTS 300 ein recht putziges Zweirad. Trotz der kompakten Bauweise läuft sie aber relativ ruhig geradeaus, auch auf Autobahnetappen.
Da die Metall-Verkleidung den eher bescheidenen Dimensionen entspricht, also reichlich knapp bemessen ist, und obendrein keine Windschutzscheibe hat, faltet sich jeder Fahrer, der größer als 1,70 Meter ist, bereits nach wenigen Minuten unwillkürlich zusammen und rollert etwas zusammengekrümmt dahin. Wenig Platz fürs Gepäck bietet das Staufach unter der Sitzbank. Mit Mühe passt ein einzelner Jet-Helm hinein. Hinzu kommt, dass es keinen Gepäckträger gibt. Trost findet man dann wieder in der Freude über die großen und vibrationsfreien Rückspiegel sowie über die schönen und übersichtlichen Instrumente. Dabei fehlt allerdings ein Tageskilometerzähler.
Wesentlich entspannter als auf der Autobahn geht es im Stadtverkehr und auf kleineren Straßen außerorts zu. Da spielt die Super-Wespe ihre Vorteile voll aus: ordentlich Power, geringes Gewicht und Wendigkeit. Doch allzu sportlich sollte man nicht unterwegs sein, denn dann machen sich die recht weiche Federung, die kleinen 12-Zoll-Räder, der in Linkskurven schnell aufsetzende Seitenständer und die nicht besonders giftig zupackende Bremse negativ bemerkbar. ABS ist übrigens für die GTS 300 nicht erhältlich, die kleinere 250er kann immerhin wahlweise damit geordert werden.
Pluspunkte sammelt die große Vespa beim Verbrauch: Trotz reichlicher Autobahnkilometer bei Vollgas benötigte sie nur 3,9 Liter Super auf 100 Kilometer. Der Stopp an der Zapfsäule erfordert wegen des engen und unübersichtlichen Einfüllstutzens im Roller-Heck eine sehr ruhige Hand, um nicht eine Pfütze des kostbaren Saftes unterm Hinterrad zu produzieren. Neben den Spritkosten kommen jährlich die Haftpflichtkosten zum Unterhalt hinzu, die bei der AXA mit 47 Euro zu Buche schlagen. Außerdem stellen knapp 4 900 Euro einen stolzen Anschaffungspreis für einen Roller da. Aber wer gemütlich dahinrollern will, hat mit der größten Vespa aller Zeiten viel Freude.
Roller mit flüssigkeitsgekühltem Einzylinder-Viertaktmotor,
278 ccm Hubraum,
16 kW/22 PS Leistung bei 7 500 U/min,
max. Drehmoment 22 Nm bei 5 000 U/min,
vier Ventile pro Zylinder, geregelter Katalysator, elektronische Einspritzung,
Fliehkraft-Trockenkupplung, stufenlose Variomatik,
Höchstgeschwindigkeit 118 km/h,
Leergewicht (ohne Zubehör) 158 kg,
zul. Gesamtgewicht 338 kg, Zuladung 180 kg,
Sitzhöhe 81 cm,
Tankinhalt 10 Liter,
Verbrauch 3,9 l/100 km Super;
Beiträge bei der AXA-Versicherung: KH 47 Euro (SF 1, Zulassung Düsseldorf, 100 Mio. Euro pauschal mit Schutzbrief), TK: 32 Euro (150 Euro Selbstbeteiligung);
Preis 4 899 Euro.
geschrieben von (ww/mid) veröffentlicht am 04.09.2008 aktualisiert am 04.09.2008
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