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Die Kultmarke Vespa legt mit der GTV 300 Via Montenapoleone ein neoklassizistisches Roller-Sondermodell zu Ehren des gleichnamigen Mailänder Prachtboulevards auf. Das 5 929 Euro teure Juwel ist äußerlich tief in der Historie verwurzelt.
Mitten im Herzen Mailands befindet sich das Refugium der Reichen und Superreichen, die Einkaufspassage für Besserverdienende, das Herz der Klatschpresse – die Via Montenapoleone. Als Hommage an den von den Mailändern kurz [foto id=“326895″ size=“small“ position=“left“]Montenapo genannten Luxus-Boulevard hat der Piaggio-Konzern das Vespa-Sondermodell GTV Via Montenapoleone aufgelegt, wohl wissend, dass beide in einem ähnlichen Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Weltruf als Marke „Made in Italy“ begründet haben.
Dementsprechend erinnert die GTV mit einer im Stil der 50er Jahre gehaltenen Formensprache an die Anfänge der Vespa-Geschichte: sei es der auf dem Vorderradkotflügel positionierte Frontscheinwerfer, der weitgehend unverkleidete Lenker oder die geteilte Zweiersitzbank. Die elegante Silhouette des traditionellen Blechkleids spiegelt ebenfalls die Historie wider. Für den richtigen Glamourfaktor sorgen bei der Monte-GTV funkelnde Chrom-Felgen. Lenkerarmaturen aus schwarz glänzendem Kunststoff ernten Lob und Kritik: Der Blinkerschalter ist gut bedienbar, doch wenig schöne Blinddeckel verunzieren die Bedienelemente.
Unter der scheinbar antiquarischen Hülle herrscht modernste Technologie in Form des aktuellen Piaggio-Einspritz-Einzylinders mit 278 ccm Hub. Dieser Motor pustet mit schier unbändiger Sprintkraft etwaigen Zeitenmief aus allen Ritzen und Poren. Bei voll geöffnetem Gasgriff perlt es wie bei frischem Prosecco, die GTV spurtet aus dem Stand auf und davon und zeigt den Hinterherblickenden ihr ausladendes [foto id=“326896″ size=“small“ position=“right“]Hinterteil mit dem verchromten Klapp-Gepäckträger. Die quirlige Lebendigkeit hält bis Tacho 70, dann geht dem Vierventiler etwas die Puste aus. Im Gegensatz zum surrenden Lüfter, der dem Kühler schon bei moderaten Temperaturen geradezu proletarisch lautstark Frischluft zufächelt – das ist alles andere als standesgemäß.
Auch die recht geringe Reichweite von 220 Kilometern als Folge herzhaften „Angasens“ und des damit verbundenen Spritkonsums von 4,3 Litern bei kleinem Tank sind lästig. Noch ärgerlicher ist indes die übereifrige Spritwarnleuchte, die je nach Fahrweise allzu früh schon ab 110 Kilometern zunächst mit Blinken, danach mit Dauerlicht nachdrücklich ans Nachtanken gemahnt. Und das ist und bleibt eine Katastrophe: Selbst bei vorsichtigem Befüllen spritzt ein Spritschwall aus der kleinen Öffnung und landet auf dem feinen Zwirn, zudem hinterlässt aus dem Tank-Überlauf fließendes Benzin einen unschönen Inkontinenz-Fleck unter dem Roller. Erfreulich sind dagegen die Versicherungskosten: Für die Haftpflicht beispielsweise bei der AXA werden nur 44,35 Euro fällig.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Fahrkomfort; Unterwegs auf Kopfsteinpflaster…; Datenblatt & Preis
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Der Komfort auf dem geteilten Sitzmöbel hält mit den feudalen Wartegelegenheiten in den Edelläden der Montenapo gut mit. Mit aufrechtem Oberkörper genießt man entspannte Kniewinkel und die breite Ablage für die feinen Lederschuhe. Im Vergleich [foto id=“326898″ size=“small“ position=“left“]zur durchgehenden Bank der GTS sitzt man aber näher und dadurch gedrängter am Lenker. Das ist gut für einen juvenil-aggressiven Fahrstil in der Stadt. Der gesetzten Klientel dürfte das zu weit gehen, sie bevorzugt ein eher klassisches Ambiente.
Fahrwerksmäßig bedient das Sondermodell die erste Neigung aufs Beste: Bei ihr geht alles wie von selbst, behände flitzt sie auf kleinen Zwölfzöllern durch jede Lücke und biegt ohne Kraftaufwand fast rechtwinklig ab. Im Gegenzug geht ihr die souveräne Stabilität zugunsten agiler Hibbeligkeit ab. Unterwegs auf Kopfsteinpflaster schüttelt es die Besatzung richtig durch, hier machen sich die knappen und unterdämpften Federwege bemerkbar. Auf solchem Untergrund fällt die Bremsdosierung nicht nur wegen des matschigen Druckpunkts besonders schwer, ungeachtet der insgesamt zufriedenstellenden Wirkung. Was den exorbitanten Preis angeht, halten wir’s mit den gut betuchten Besuchern der Via Montenapoleone: Darüber spricht man lieber nicht.
Datenblatt: Vespa GTV Via Montenapoleone – Automatikroller |
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Antrieb: | – flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Viertakt-Motor – vier Ventile |
Hubraum: | 278 ccm |
Bohrung x Hub: | 75,0 x 63,0 mm |
max. Leistung: | 15,8 kW/21,5 PS |
max. Drehmoment: | 22,3 Nm bei 5 000 U/min |
– elektronische Kraftstoffeinspritzung – geregelter Katalysator – CVT-Automatikgetriebe – Stahlrohr-Rahmen – gezogene Kurzschwinge – Triebsatzschwinge mit zwei Federbeinen – je eine Scheibenbremse vorn und hinten – Reifen vorn 120/70-12, hinten 130/70-12 |
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Sitzhöhe: | 79 cm |
Tankinhalt: | 9,5 Liter |
Leergewicht: | 154 kg |
Zuladung: | 186 kg |
Versicherung beispielsweise bei der AXA: | KH: 44,35 Euro (SF 1, Zulassung Düsseldorf, 50 Mio. Euro pauschal mit Schutzbrief) TK: 29,67 Euro (150 Euro Selbstbeteiligung) |
Preis: | 5929 Euro |
geschrieben von auto.de/(rkm/mid) veröffentlicht am 19.10.2010 aktualisiert am 19.10.2010
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