Fahrbericht Volvo S80 D3 – Alter Schwede?

Man sagt ja, Volvo baue sichere und solide Autos. Mit ihrem Flaggschiff S80 wollen sich die Schweden auch in Sachen Komfort vor allem mit deutschen Premiumherstellern wie Mercedes, BMW und Audi messen. Ob der von uns getestete Volvo S80 D3 Executive wirklich mit BMW 5er und Co. mithalten kann?

Linientreu

Als der S80 bei uns vorfährt präsentiert sich uns ganz klar ein Volvo. Klare Linien, Ecken und Kanten, kein Schnickschnack. Die Fensterlinie fällt nach hinten ab, jedoch ohne coupéhaft wirken zu wollen. Aus den Frontscheinwerfern läuft eine Sicke, knapp unter der Fensterlinie, über die Flanke und mündet in die Volvo-typischen Heckleuchten. In Kombination mit der massiven C-Säule verleiht dies dem [foto id=“356209″ size=“small“ position=“left“]S80 sehr muskulöse „Schultern“. Die Wagenfarbe Electric Silber-Metallic und die gekrönten S80-Wappen an den C-Säulen, sowie die Chromleisten an Front, Flanken und Heck, unterstreichen das kühle und elegante Auftreten des Schweden zusätzlich. Ganz im Gegensatz zur Konkurrenz hat sich Volvo beim Design des S80 nicht von der neuen Sportlichkeit anderer Business-Limousinen anstecken lassen, was zwischen den extrem dynamisch wirkenden BMWs und Audis fast schon erfrischend wirkt. Optisch fällt der S80 also in der oberen Mittelklasse dadurch auf, dass er am wenigsten auffällig ist. Hier bleibt Volvo seiner Linie treu, das gefällt.

Auf den ersten Blick …

Beim Zustieg in die Limousine wirkt erst einmal alles sehr hochwertig. Auch hier wertet Volvo den S80 mit unzähligen, dezent verbauten Aluminium-Applikationen sowie Einlagen aus Echtholz das Innere des Wagens auf. Die Bedienung aller wichtigen Funktionen geht leicht von der Hand. Alle Wagenfunktionen? Nein, ein kleines, wichtiges Detail widersetzt sich bei Volvo konsequent diesem Kredo, und das ist das Navigationssystem. Dessen Steuerung fällt derart umständlich aus, dass Volvo seinen Fahrzeugen eine zusätzliche Anleitung[foto id=“356214″ size=“small“ position=“right“] beilegen muss, wie das Navi und die Bedienelemente dafür überhaupt zu finden sind. Das Display hierfür versenkt sich bei Nichtgebrauch nämlich in der Mittelkonsole. Nachteil Nummer eins: Das Bild der (optionalen) Rückfahrkamera wird ebenfalls über dieses Display angezeigt. Ist es jedoch eingefahren, muss der Fahrer warten, bis das Display herausgefahren ist, bevor man sicher zurücksetzen kann. Nachteil Nummer zwei: Das Display ist in einer nicht nachvollziehbaren, nach unten geneigten Position angebracht, die ungefähr auf die Größe eines Dreijährigen abgestimmt ist. Zudem lässt sich das Display nur über eine zusätzliche Fernbedienung oder durch einen Klick auf die an der Lenksäule angebrachten Navi-Steuerung aktivieren. Doch um diese zu finden, braucht es für Volvo-Novizen eine Landkarte. Punktabzug.

Auch beim zweiten Blick auf den Rest der „Inneneinrichtung“ fällt das ein oder andere Detail auf, was beim S80 irgendwie fehl am Platz wirkt. Dazu gehört die etwas schrullig wirkende Analoguhr auf der Beifahrerseite, die Sitzbezüge der Vordersitze, die nach unten hin nicht vernäht sind und als Lederlappen einfach runter hängen, sowie eine schlecht angepasste Kofferraum-Verkleidung, welche direkte Sicht auf die Karosserie bietet. Zugegeben, besonders die letzten beiden Punkte fallen nur bei genauerer Inspektion auf, doch bei einem Wagen der oberen Mittelklasse – der ja nicht ganz billig ist – haben auch solche Kleinigkeiten Gewicht. [foto id=“356201″ size=“small“ position=“left“]Die deutsche Konkurrenz macht hier einen deutlich wertigeren Eindruck. Erneuter Punktabzug. Positiv fallen hingegen das schöne Panoramaglasdach, das Entertainment-System für die zweite Sitzreihe mit Monitoren in den Lehnen der Vordersitze sowie deren Belüftungs- und Massagefunktion auf, was der Fahrzeugklasse wiederum mehr als angemessen ist. Allerdings kosten all diese Extras auch extra Geld. Im Gesamteindruck konnte uns der Innenraum des S80 nicht ganz überzeugen, zeigt er doch in Verarbeitung und Handhabung einige Unzulänglichkeiten. Auch die Kombination von Materialien und deren Farben traf nicht unbedingt unseren Geschmack. Aber über diesen lässt sich ja auch vortrefflich streiten.

Technik die begeistert

Technisch hingegen gefiel uns der Volvo sehr – mal abgesehen vom erwähnten Navi/Rückfahrkamera-Display. Neben Spurassistent und Toter-Winkel-Warner verfügte unser Testwagen noch über eine aktives Geschwindigkeits- und Abstandsregelsystem mit Bremsassistent Pro. Mit eingestelltem Tempomat, hält der S80 damit automatisch den perfekten Sicherheitsabstand zum Vordermann ein und bremst stärker ab, sobald die Sensoren aktive Bremslichter im Vorfeld registrieren. Während diese Systeme jedoch optional gebucht werden müssen, verfügt der S80 serienmäßig über ABS mit EBV-Bremsassistent, Fahrdynamikregelung (DSTC), Fahrer- und Beifahrerairbag, Seitenairbags sowie das Schleudertrauma-Schutzsystem (WHISP). Damit wird deutlich, wo Volvo hin will. Bis 2020 soll nämlich kein Insasse eines Volvo mehr verletzt oder gar getötet werden. Ein sehr ambitioniertes Ziel, was jedoch zum Volvo-Image passt und in Anbetracht der exzellent funktionierenden Assistenz-Systeme unseres Wagens auch (beinahe) realistisch wirkt.

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So fährt er sich

Aber genug des Betrachtens und Befühlens. Ein Auto will schließlich gefahren werden. Bei unserem Test-S80 handelte es sich um den kleinsten Diesel D3 mit 2.0-Litern Hubraum und 120 kW/163 PS. Damit ist der Volvo zwar kein Sportler, jedoch reicht die Leistung für den Alltagsgebrauch vollkommen aus. Durch die vielen Assistenz-Systeme fällt einem auch das Navigieren im urbanen Umfeld leicht. Der Wagen ist in alle Richtungen gut einsehbar und bewegt sich agil selbst durch dichteren Stadtverkehr. Auch auf Landstraßen und Autobahnen macht der S80 eine gute Figur. Das Automatikgetriebe schaltet ruhig und ohne Ruckeln. Bei sportlicher Kurvenfahrt fällt im Volvo jedoch der relativ geringe Seitenhalt der Sitze auf. Die Straßenlage bleibt hingegen durchweg gut.[foto id=“356218″ size=“small“ position=“right“] Der Volvo schwimmt nicht, er hält nur jegliche Unebenheit der Straße vom Fahrer fern. Zwar bietet der S80 verschiedene Fahrwerksabstimmungen (Comfort, Sport und Advanced), jedoch fällt der spürbare Unterschied eher gering aus. Für längere und ruhige Fahrten ist der Volvo S80 daher bestens geeignet, besonders mit der Sonderausstattung unseres Wagen. So beugt die Massagefunktion der Vordersitze verkrampft schmerzenden Rücken vor, bei hohen Temperaturen kühlt der Sitz diesen zusätzlich. Auch auf den Rücksitzen dürfte selbst bei langer Fahrt entspannte Ruhe herrschen, bietet der S80 doch mit DVD-Player und DVB-T Fernsehfunktion, selbst bei schneller Fahrt ausreichend Zerstreuung. Zudem stört kein Laut den Fahrer, denn der Ton wird via Infrarot an beiliegende Kopfhörer weitergegeben. Damit wird dann wirklich schnell mal der Weg zum Ziel der Reise. Der Volvo S80 ist ein entspannter und doch souveräner Zeitgenosse auf der Straße.

Motorenpalette und Preise

Wer mehr Leistung will als unser D3-Testwagen, kann sich den S80 auch als D5 mit 2.4-Liter Diesel und einer Leistung von 151 kW/205 PS ordern. Während der D3 lediglich als Fronttriebler mit wahlweise Sechsgang-Schalt- oder Automatikgetriebe buchbar ist, [foto id=“356222″ size=“small“ position=“left“]steht der starke Diesel noch zusätzlich als Allradantrieb zur Verfügung. Alle Dieselaggregate verfügen natürlich serienmäßig über Rußpartikelfilter. Bei den Benzinmotoren stehen verschiedene Vier- und Sechszylinder zur Auswahl. Den Einstieg markiert die Variante S80 T4, mit 1.6-Litern Hubraum und 132 kW/ 180 PS den Anfang. Die nächste Leistungsstufe stellt der 2.0-Liter-Vierzylinder (Bezeichnung 2.0T) mit 149 kW/203 PS dar, gefolgt von der Turbo-Variante T5 mit 177 kW/ 240 PS. Bei den Sechszylinder-Aggregaten kann man sich zwischen 3.0 und 3.2 Liter Maschinen entscheiden. Während letzterer mit 179 kW/243 PS sowohl mit Front- als auch mit Allradantrieb bestellbar ist, verkauft Volvo sein Spitzenmodell T6 mit 224 kW/ 304 PS ausschließlich als AWD. Als Einstiegspreis in sein Flaggschiff ruft Volvo 32.880 Euro für den kleinsten Benziner auf. Wer Diesel fahren will, muss für einen D3 mindestens 35.550 Euro hinblättern. Hier zeigt sich jedoch auch, wie sehr die Sonderausstattung zu Buche schlagen kann. Unser Testwagen Volvo S80 D3 Executive, mit all seinen Extras, würde ab Werk bereits 63.269 Euro kosten. Die Spitzenmodelle kosten in der Grundausstattung 44.200 Euro beim D5-AWD-Diesel und 46.600 Euro beim T6-AWD-Benziner. Der S80 ist also kein Schnäppchen.

Unser Fazit

Der S80 ist ein echter Volvo: klassisch, elegant und sicher. Während die Konkurrenz sich gegenseitig versucht im Puncto dynamisches Aussehen und Fahrverhalten zu übertrumpfen, geht Volvo seinen eigenen Weg. Unser Gesamturteil für den Volvo S80 D3 Executive fällt daher geteilt aus.[foto id=“356251″ size=“small“ position=“left“] Während technisch alles auf dem neusten Stand ist, wirkt das Design des Innenraums zwar elegant und hochwertig, doch irgendwie auch etwas antiquiert. Allerdings ist man an die Farbkombination nicht gebunden. Fragt sich nur wer bei Volvo grade diese Ausstattung für den Presse-Vorführwagen[foto id=“356250″ size=“small“ position=“right“] für geeignet hielt. Alles in allem ist der Volvo S80 zu recht am oberen Ende der Mittelklasse angesiedelt, auch wenn er im Puncto Motorisierung und Verarbeitung nicht ganz mit der direkten Konkurrenz aus Deutschland mithalten. Dafür kostet er sowohl in Anschaffung und Versicherung deutlich weniger als andere Klassenkameraden. Zudem ist der Verbrauch mit 6.3 Litern im Drittelmix auch durchaus gut. Ein Schnäppchen wird der S80 dadurch jedoch nicht.

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