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Fahrbericht VW Amarok 2.0 TDI 4MOTION Trendline: Lastesel in Abendgarderobe

2010 wollte Volkswagen-Nutzfahrzeuge den Pick-up-Markt umkrempeln. Der VW Amarok soll den Spagat zwischen Life-Style-Fahrzeug und Arbeitstier meistern. Neben den traditionellen Märkten für Pick-ups in Amerika, Asien und Afrika, soll der Amarok auch in Europa Konkurrenten wie dem Mitsubishi L200, Nissan Navara und Toyota Hilux die Kunden abjagen.

(K)ein Lückenbüßer[foto id=“366609″ size=“small“ position=“right“]

Anfang 2011 präsentierte VW die aktuellen Absatzzahlen und bekräftigte abermals, bis spätestens 2018 Toyota als weltweit größter Autobauer abzulösen. Eine logische Folge war daher, gewinnträchtige Lücken in der Angebotspalette zu stopfen. Ein Resultat dieser Strategie ist der VW Amarok, zu deutsch VW Wolf. Während Pick-ups in Deutschland ein Schattendasein führen, erfreuen sie sich in Märkten rund um die Welt größter Beliebtheit. Produziert wird das Lasten-Tier in Argentinien und das merkt man dem Amarok auch leider an. Zwar vertreibt VW den Amarok unter der Marke VW Nutzfahrzeuge, mit den aus dem Pkw-Segment bekannten Austattungsvarianten Trendline und Highline soll der „Wolf“ aus Wolfsburg jedoch als Lifestyle-Auto an den Mann oder natürlich die Frau gebracht werden.

Auf den zweiten Blick

Optisch passt das, zumindest auf den ersten Blick. Unser viertüriger Testwagen mit Doppelkabine in Starlight Blue Metallic hinterließ einen guten Eindruck. Er hat bereits das neue VW-Gesicht, welches sehr nahe an den Touareg angelehnt ist. Auch Profil und Heck muten wertig an. [foto id=“366610″ size=“small“ position=“left“]Auf die laut VW breiteste Ladefläche seiner Klasse, lässt sich zudem eine Europalette quer aufladen. Ein Blick in den Innenraum vermittelt ebenfalls einen VW-typischen Eindruck, mit wertigen Materialien und guter Verarbeitung. Der Arbeitsplatz ist aufgeräumt. Zwei durch Chromränder aufgewertete Rundinstrumente geben Aufschluss über Drehzahl und Geschwindigkeit. Dazwischen liegt das Display des Bordcomputers, über das Informationen zu Laufleistung oder Verbrauch abrufbar sind. Die Mittelkonsole beherbergt das MP3-fähige Radio und im Fall unseres Testwagens das Display des Navigationssystems. Darunter findet sich das Bedienfeld der Klimaanlage. Seitlich des Schaltknüppels befinden sich Knöpfe zum Deaktivieren des ESP und zum Aktivieren der Geländeuntersetzung. Auf den zweiten Blick, und beim ersten physischen Kontakt, trübt sich der erste Eindruck jedoch merklich ein.

[foto id=“366611″ size=“small“ position=“right“]Außen spürt man anhand der Spaltmaße, dass der Amarok nicht für den anspruchsvollen, europäischen Markt konzipiert zu sein scheint. So klafften bei unserem Teswagen Motorhaube und Kotflügel im Kühlerbereich daumendick auseinander. Gen Windschutzscheibe verengte sich dieser Spalt jedoch auf weniger als einen Zentimeter. Ähnliches gilt für die Heckklappe. Im Innenraum wird bei der ersten Berührung deutlich: Es sieht aus wie eine Limousine fühlt sich aber an wie ein Nutzfahrzeug. Die verwendeten Materialien sind nicht annähernd so hochwertig wie im Golf, dem Tiguan oder dem Passat. Im Amarok dominiert Hartkunststoff. Dessen Verarbeitung insgesamt ist ordentlich. Die Serienausstattung des Basis-Amarok fällt recht übersichtlich aus. Dazu zählen sechs Airbags, Aufnahmepunkte für zwei Isofix-Kindersitze im Fond – indem leider kaum mehr Beinfreiheit vorhanden ist als in einem Polo – elektronisches Stabilisierungsprogramm mit Bremsassistent, ABS (inkl. Offroad ABS), Antriebsschlupfregelung  (ASR) und eine elektronische Differentialsperre (EDS), Halogen-Hauptscheinwerfer, elektronische Wegfahrsperre sowie ein MP3-fähiges Radio (RCD 210).

[foto id=“366612″ size=“small“ position=“left“]Zusätzlich zur Serie enthielt unser Testwagen im Ausstattungsniveau Trendline elektrisch einstellbare Außenspiegel, Leichtmetallräder, elektrische Fensterheber, halbautomatische Klimaanlage Climatic und Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung. Zusätzlich verfügte unser Testwagen über aufpreispflichtige Extras wie Navigationssystem, eine Abrieb- und steinschlagresistente Laderaumbeschichtung, Ledersitze und Lederlenkrad, sowie eine getrennt regelbare Sitzheizung der beiden Vordersitze. Den Allradantrieb 4MOTION gibt es hingegen in allen Ausstattungsniveaus nur gegen Aufpreis. Neben dem 2.0-Liter Biturbo mit 120 kW/163 PS unseres Testwagens, hat VW noch einen einfachen Turbodiesel mit 90 kW/122 PS im Angebot, der wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb geordert werden kann. Warum VW jedoch bisher gänzlich auf eine Automatikschaltung verzichtet und den Amarok lediglich mit manuellem Sechs-Gang-Schaltgetriebe ausliefert, erschließt sich uns nicht. Zumal Handschalter auf den typischen Pick-up-Märkten in Nord- und Südamerika eher die Ausnahme sind.

Nichts für die Stadt[foto id=“366613″ size=“small“ position=“right“]

Auch während des Fahrbetriebs werden die Nutzfahrzeug-Gene des Amarok deutlich. Die Lenkung reagiert indirekt, wodurch sich zu keiner Zeit Limousinen-Feeling einstellte. Diesen Eindruck verstärkte die Federung noch zusätzlich, neigte sich der Pick-up  doch spürbar in die Kurve. Von den Pkw-ähnlichen Fahreigenschaften, mit denen VW im Prospekt wirbt, war nichts zu spüren. Den Eindruck verstärkte zusätzlich der 2.0-Liter Biturbo-Diesel  unseres Testfahrzeugs. Trotz doppelter Aufladung und 120 kW/163 PS, vermittelt unser Pick-up einen etwas trägen Eindruck. Immerhin beschleunigte das Aggregat, dank 400 Nm (zwischen 1.500 und 2.000 U/min) die 2.820 kg unseres Amarok souverän aus dem Stand. Bei Zwischenspurt, oder schnellerer Fahrt auf Landstraße oder Autobahn, ging dem Turbo-Diesel jedoch schnell die Puste aus. Dadurch erreichten wir den von VW angegebenen Verbrauch von 7,9 Litern nie. [foto id=“366614″ size=“small“ position=“left“]Stets kratzte der Pick-up in unserem Test an der Zehn-Liter-Marke im durchschnittlichen Verbrauch. Durch die indirekte Lenkung hatte man zudem stets das Gefühl einen Transporter zu fahren. In der Stadt fühlt man sich somit im Amarok genau so heimisch wie der namensgebende Wolf. Dank 5.254 mm Länge, belegt der Pick-up locker zwei Parklücken. Durch die große Ladefläche und einen Wendekreis von 12,95 m benötigt das Einparken generell ein wenig Übung. Durch enge Innenstädte quält man sich sprichwörtlich hindurch. Als Lifestyle/Stadtauto fällt der Amarok damit glatt durch.

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Lastentier für schweres Gelände

Entlässt man den VW “Wolf“ jedoch in seinen natürlichen Lebensraum, und betrachtete ihn als das was er ist, nämlich ein Nutzfahrzeug, sieht die Sache ganz anders aus. Die Zuladung ist in der Tat beeindruckend. Dank der mit bis zu 250 kg belastbaren Heckklappe, fasst die Ladefläche des Amarok sogar zwei Europaletten.[foto id=“366616″ size=“small“ position=“left“] Über vier Verzurrösen lässt sich die Ladung sicher transportieren. Während die Komfort-Blattfedern bereits eine maximale Zuladung von 948 kg zulassen, verkraftet die Heavy-Duty-Variante bis zu 1.147 kg. Nur der Nissan Navara nimmt in der aktuellen Version 28 kg mehr auf die Achsen. Wem das noch nicht reicht, kann zusätzlich weitere 2.800 kg an den Amarok anhängen.

Auch das Fahrwerk, welches uns besonders bei Leerfahrten auf der Straße doch sehr weich vorkam, lies den Pick-up souverän durchs Gelände pflügen. Hierfür lässt sich der Amarok zusätzlich mit einem Unterfahrschutz sowie Geländebereifung ausstatten. Dank permanentem Allradantrieb und einem Böschungswinkel [foto id=“366617″ size=“small“ position=“right“]von bis zu 28 Grad, sind so auch abgelegene Ziele kein Problem. Laut VW bezwingt der Offroad-Lastenesel selbst Anhöhen mit 100 Prozent Steigung (45 Grad) mit bis zu 1.000 kg Zuladung. Auch der Verbrauch relativiert sich, in Anbetracht von Abmessungen und Gewicht des Pick-ups. Gerade darum hätte VW es nicht nötig, hier mit geschönten Laborwerten (7,8 Liter) zu werben. Die Innenausstattung aus Hartplastik ist für ein Nutzfahrzeug wiederum recht praktisch. Einmal mit dem Lappen drüber gewischt und alles ist wieder sauber. Nutzwert bieten Extras wie Sitzheizung und Schminkspiegel zwar nicht, angenehm sind sie dennoch.

Fazit

Mit dem Amarok hat VW einen fulminanten Einstand in das Pick-up Segment gestartet. Durch die extrem breite Ladefläche, mit 1.222 mm Breite zwischen den Radhäusern, fasst der Amarok Europaletten als einziger des Segments im Querformat. Dadurch bietet der Amarok 2,52 qm Platz für Zuladung. Nur Pick-ups vom Format der Ford F-Serie bieten da mehr. [foto id=“366618″ size=“small“ position=“left“]Als Limousine taugt der Amarok jedoch wenig. Für deutsche Städte ist er einfach zu groß, verbraucht zu viel und man bekommt deutlich wertigere Fahrzeuge für weit weniger Geld. Der Einstiegspreis der Basisvariante des Amarok liegt bei 26.471,55 Euro ohne Allradantrieb. Unser Testwagen schlägt durch Trendline-Ausführung und Sonderausstattung bereits mit 41.078,80 Euro zu Buche. Für den gleichen Preis erhält man auch einen Tiguan mit umfangreicher Sonderaustattung und dem stärksten 2.0 Turbodiesel mit 125 kW/ 170 PS und Allradantrieb.

Für den ersten hauseigenen Pick-up ist der VW Amarok jedoch  durchaus gelungen. Er ist ein wirklich solides Nutzfahrzeug, das zusätzlich zu exzellenter Geländegängigkeit und der größten Ladefläche seiner Klasse, noch viel Komfortausstattung und Individualisierungsmöglichkeiten bietet. Wer jedoch einen komfortablen Offroader als Pkw-Ersatz erwartet wird enttäuscht. Besser beraten ist der mit einem SUV à la Tiguan oder BMW X1 besser beraten.[foto id=“366619″ size=“small“ position=“right“]

Als Nutzfahrzeug für schweres Gelände ist der Amarok jedoch eine echte Alternative, die preislich nur knapp über der Konkurrenz mit vergleichbarer Größe und Motorisierung liegt. Eine Single Cab Variante des Amarok, ohne zweite Sitzreihe, soll noch im Laufe dieses Jahres folgen. Mit etwa einem Meter längerer Ladefläche, dürfte dieser dann noch mehr Platz zu einem geringeren Preis bieten. Spätestens damit wird der VW Amarok der Konkurrenz einiges an Wasser abgraben und für gute Verkaufszahlen sorgen. Vielleicht ja sogar in Deutschland.

Bewertung – VW Amarok 2.0 TDI 4MOTION Trendline       

Exterieur-Design 2,1
Interieur-Design 2,1
Multimedia 1,9
Navigation 2,1
Fahrbetrieb 2,7
Verbrauch 3,0
Kosten pro Jahr*
Anschaffungspreis Testfahrzeug 41.078,80 Euro
Kraftstoffkosten** 2.098,35 Euro
Steuern 368,00 Euro
Wertverlust 6.161,82 Euro
Gesamtkosten pro Jahr:   
8.628,17 Euro
Testergebnis/Gesamtprädikat:  
2,3

*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.)
**Kraftstoffkosten bei 1,41 Euro/Liter Diesel und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern

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Datenblatt – VW Amarok 2.0 TDI 4MOTION Trendline
fünfsitziger Pick-up, Allradantrieb
Länge/Breite/Höhe: 5.254 mm/1.944 mm/1.834 mm
Radstand: 3.095 mm
Motor: Vierzylinder-Common-Rail Dieselmotor mit Biturbo, Allradantrieb, 6-Gang-Schaltgetriebe
Hubraum: 1.999 ccm
Leistung: 120 kW/163 PS bei 4.500 Umdrehungen pro Minute
max. Drehmoment: 400 Newtonmeter bei 1.500 bis 2000 Umdrehungen pro Minute
Höchstgeschwindigkeit: 181 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 11,1 s
Testverbrauch im Mittel: 9,9 l/100 km
CO2-Ausstoß: 209 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
Ausstattung
(Serie, Auswahl, Niveau Trendline):
Sechs Airbags, Aufnahmepunkte für 2 Isofix-Kindersitze, Starrachse mit mehrlagig Blattfedern hinten, Elektronisches Stabilisierungsprogramm mit Bremsassistent, ABS (inkl. Offroad ABS), ASR und EDS, Halogen-Hauptscheinwerfer, Nebelscheinwerfer, elektronische Wegfahrsperre, Geschwindigkeitsregelanlage, Leuchtweitenregulierung, Radio „RCD 210“ (MP3-fähig)
Gewichte/Zuladung
Leergewicht: 1.993 kg
zul. Gesamtgewicht: 3.040 kg
Zuladung: 948 – 1.147 kg
Anhängelast gebremst: 2.800 kg
Anhängelast ungebremst: 750 kg
zul. Stützlast: 120 kg
Ladefläche: 2,52 qm
Preise
Basismodell: ab 26.471,55 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Testwagen: 41.078,80 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Topmodell: ab 32.861,85 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)

 

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