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Mercedes-Benz
Für viele Autofahrer gestaltet sich das Bedienen des Navigationssystems während der Fahrt als schwierig. Mit dem Handy telefonieren ist komplett verboten. Zu viel Ablenkung. Nun stellen Sie sich vor, sie sollten dazu noch mit 80 km/h durch dichtesten Feierabendverkehr rasen und dabei noch ein Schiller-Gedicht aufsagen: So in etwa würde es Schauspielern wie Bruce Willis ergehen, gäbe es nicht Männer wie Alex King. Er ist Film-Fahrzeug-Koordinator und kümmert sich nicht nur darum, dass John McClane in Moskau stets einen fahrbaren Untersatz zur Verfügung hat, sondern sorgt auch dafür, dass er sich in aller Ruhe auf coole Sprüche und das obligatorische Rumballern konzentrieren kann.
Hierfür wird den Stars das Steuer quasi aus der Hand genommen. Nicht im wörtlichen Sinne, doch wird das Lenkrad, an dem Bruce Willis im Film so vehement dreht und reißt, jeglicher Funktion beraubt. Und während Herr Willis also munter am Rad drehend für die Kamera posiert, hält die Zügel ein Stuntman wie Larry Rippenkroeger in der Hand. Dafür werden alle wichtigen Funktionen des Autos – also Lenkung, Gas und Bremse – von einem zweiten Cockpit gesteuert, welches außen am Fahrzeug befestigt wird. Wie das Ganze genau funktioniert, erklärte Alex King:[foto id=“471322″ size=“small“ position=“right“]
»Der Driving-Pod, wie wir das System nennen, erlaubt es der Film-Crew, die Schauspieler in Ruhe zu filmen, ohne dabei Akteure oder Filmcrew zu gefährden. Die Stars können sich so auf ihre Rolle konzentrieren und müssen sich nicht zusätzlich um das Fahren kümmern. Das wäre selbst für den besten Schauspieler zu viel des Guten. Sie würden Text vergessen, sich verhaspeln oder mit dem Wagen irgendwo dagegen fahren. Das will natürlich keiner. Darum montieren wir ein Driving-Pod am Auto, damit etwa Bruce Willis seine Rolle spielen kann, während ein geübter Stuntman das wirkliche Fahren übernimmt. Trotzdem sieht alles echt und aufregend aus.
Bei »Stirb Langsam: Ein guter Tag zum Sterben« hatten wir das Driving-Pod an die Schnauze des Mercedes Sprinters montiert und haben einen Großteil der Szenen mit dem Van auf diese Weise gedreht. Das Fahrgefühl ist dabei total komisch. Dabei ist es eigentlich egal, wo du den Driving-Pod montierst. Möglich ist alles: Front, Heck, Seite oder auf dem Dach. Bei diesem Film haben wir jedoch auf einen Dach-Pod verzichtet, da die Autos, welche die McClanes im Film fahren, alle ziemlich hoch sind. Der Sprinter, der Unimog, die G-Klasse, dawill man den ohnehin hohen Schwerpunkt nicht künstlich noch höher legen. Das würde die Fahrzeuge unberechenbar machen. Bei der Mercedes E-Klasse, die wir heute zu Demonstrationszwecken mitgebracht haben, ist das etwas ganz anderes. Da könnt ihr euch mal ein Bild machen, wie das Ganze funktioniert.«
Auch Bruce Willis Stunt-Double Larry Rippenkroeger hatte am Anfang seine liebe Not, das Auto vom Dach aus zu steuern: »Am Anfang ist das echt ein schräges Gefühl. Man hat keinerlei Gefühl dafür, wie weit das Auto gehen kann. Man muss sich also komplett neu herantasten, weil etwa Fahrtwind oder Fliehkräfte vollkommenen anders als gewohnt auf den Wagen wirken. Man muss sich auf andere Dinge verlassen, darauf hören, ab wann die Reifen anfangen zu quietschen und darauf achten, ab wann das Heck anfängt auszubrechen.«
Ganz so wild wollte ich es ohnehin nicht angehen lassen. Ich war daher dankbar, dass wir zunächst eine Testrunde drehten, bei der ein Profi am Steuer saß. Ich selbst nahm auf dem Beifahrersitz Platz, während der Fahrersitz leer blieb. Doch bereits auf der Einführungsrunde wurde mir klar, was Larry und Alex mit dem »merkwürdigen Gefühl« meinten. Dank unzähligen Übungsstunden hatte unser Fahrer den Wagen bestens im Griff und bügelte nahe am Grenzbereich um die Kurven der Strecke. Im Innenraum sah man lediglich das Lenkrad, das sich durch die Fliehkräfte hin und her drehte. Ein komisches Gefühl so ganz ohne Fahrer. [foto id=“471324″ size=“small“ position=“right“]
Dann durfte ich selbst ran. Helm auf und ab aufs Dach. Bevor es losgeht, gibt es noch mehr Warnhinweise für mich: Das Steuer auf dem Dach verfügt weder über Servolenkung noch über einen Bremskraftverstärker. Auch das Gaspedal ist etwas schwergängig. In der Praxis bedeutet das, es gibt nur ein Gas: Vollgas. Da die Lenkung selbst während der Fahrt unheimlich schwergängig bleibt, fahre ich nur sehr langsam um den Parcours. Am Ende der Runde entledige ich mich nicht nur meines Helms sondern ziehe auch den Hut vor allen Stuntfahrern, die mit diesem Gerät die wildesten Verfolgungsjagden nachstellen.
geschrieben von Holger Zehden/auto.de veröffentlicht am 20.06.2013 aktualisiert am 20.06.2013
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