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Bei Motorradfahrern ist es üblich, in einem Sicherheitstraining unter fachkundiger Anleitung Bewegungsabläufe und Reflexe zu überprüfen und wieder neu einzuüben. Rollerfahrer sind bei solchen Veranstaltungen so gut wie nie dabei. Ein speziell für diese Fahrergruppe entwickeltes Training soll nun Hemmschwellen überwinden helfen. Mit Tipps und Kniffe werden die Scooterfahrer an die Hand genommen, um dem Hobby sicher nachgehen zu können.
Denn großen Trainingsbedarf sieht Instruktor Bernd Wölfle schon bei den Scooterfahrern, denn der typische Rollerfahrer legt mehr Wert auf bequeme Kleidung als auf Sicherheit: Sie tragen trotz flotter Fahrt nur Jeans und Flip-Flops und einen Jet-Helm. Das italienische Lebensgefühl auf zwei Rädern macht zwar optisch einiges her, „aber es gibt für Rollerfahrer keine extra Straßen“, gibt der Trainigsleiter zu bedenken. Bereits ein 125er-Roller hat so viel Leistung, dass er locker Tempo 100 schafft. Das allein ist schon Grund genug, das Fahrschulkönnen aufzufrischen.
Grundlegende Unterschiede gegenüber dem Motorrad gibt es bei den Trainings nicht, denn die Fahrphysik ist bei den beiden Fahrzeugarten gleich. Mit den großen Rollern ist das Training sogar einfacher, denn „das Kurvenfahren geht leichter und dank der Automatik konzentriert sich der Fahrer mehr auf die Straße“, sagt der Initiator des Trainings Günther Wimme. Auch die Angst unsicherer Probanden, das Fahrzeug vor aller Augen bei einer Übung womöglich abzuwürgen und sich zu blamieren, ist bei den kupplungslosen Rollern unbegründet.
Nach einer theoretischen Einführung zu Beginn des eintägigen Kurses fährt die Gruppe einige Runden auf dem Trainingsgelände in Burgau, um den Kurs kennenzulernen. „Entspannt euch“, gibt Wölfle seinen meist höchst konzentrierten und etwas verkrampften Schützlingen mit auf den Weg. „Ich will, dass ihr Spaß am Fahren habt und heute Abend mit einem Grinsen heimfahrt.“[foto id=“468487″ size=“small“ position=“right“]
In der ersten Übung müssen die Teilnehmer eine Hand vom Lenker nehmen, damit sie ein Gefühl für ihren Scooter bekommen. Dann geht es auf die Kreisbahn, wo Schräglage und Blickrichtung trainiert werden. „Du fährst dort hin, wo du hinschaust“, gibt der Instruktor den Rollerfahrern mit auf den Weg. Nach ein paar Runden ist auch das Mitnehmen eines Sozius überhaupt kein Problem oder beim Kreiseln auf dem Asphalt den Hindernissen in Form von Plastikpylonen souverän auszuweichen. Blitzschnelles Entscheiden ist das Lernziel der nächsten Übung: Auf der Fahrbahn liegen eine Handvoll Kieselsteine und der Trainigsleiter lässt ausweichen oder darüber fahren. Beides geht problemlos, wenn der Fahrer sich konsequent für eine Möglichkeit entscheidet und auf gar keinen Fall zaudert.
In der zweiten theoretischen Einheit vermitteln die Fachleute Wissenswertes zur Fahrwerkstechnik. Dann gehen alle Teilnehmer die Strecke zu Fuß ab und markieren die Einlenk- und Scheitelpunkte mit Pylone. Beim Durchfahren der Strecke macht der Instruktor durch Gesten mit den Armen und durch Zurufe auf die kritischen Stellen aufmerksam und erinnert immer wieder daran, die korrekte Blickrichtung einzuhalten und spart auch nicht mit Lob, wenn die gefahrene Linie gut war.
Dann gehts ans Bremsen. Das Verzögern mit ABS hat so mancher schon ausprobiert, aber nun geht es zusätzlich um die Flucht ins Gelände. Der Instruktor verlangt, dass die Fahrer zuerst auf Tempo 50 beschleunigen, um dann bei diesem Tempo den asphaltierten Bereich zu verlassen. Dabei kommen sie nebenan in der Wiese zum Stehen. „Ihr müsst lernen, selbst zu entscheiden“, gibt Bernd Wölfle seinen Schützlingen zum Beginn der Übung den Tipp mit. Wer sich nicht traut, kann einfach geradeaus weiterfahren. Aber letztlich steht jeder mit seinem Roller unbeschadet im Gras und freut sich. Die Freude über die gelungenen Übungen bewahren vermutlich alle Teilnehmer für sich auf und fahren so heim, wie es ihnen der Trainingsleiter vor dem Training prophezeit hatte: mit einem Grinsen unter dem Helm.
geschrieben von auto.de/(ww/mid) veröffentlicht am 29.05.2013 aktualisiert am 29.05.2013
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