„Falscher Sicherheitsabstand“ wird unterschätzt

Durch zu wenig Abstand zum Vordermann werden immer mehr Verkehrsteilnehmer zu Dränglern, die sich und andere gefährden. Unfälle mit Personenschaden durch zu geringen Sicherheitsabstand sind seit 2010 wieder deutlich angestiegen. So fuhren 2012 insgesamt 44 468 Autofahrer zu dicht auf ihren Vordermann auf und verursachten dabei jeweils einen schweren Unfall mit Verletzten und Toten. Die Zahl übertrifft sogar den Höchststand von 2009. Während die absoluten Zahlen bei fast allen anderen Unfallursachen rückläufig sind, stiegen Abstandsdelikte in den letzten zwei Jahren wieder deutlich an.

Ganz typisch ist ein Unfall-Ablauf, wie er sich auf der Autobahn A66 Mitte September in der Nähe von Wiesbaden ereignet hat. Verkehrsbedingt musste die Fahrerin eines Alfa Romeo stark abbremsen. Daraufhin konnte der 61-jährige Fahrer eines BMW X1 nicht mehr rechtzeitig reagieren und prallte in das Heck des Alfas. Zwei weitere Fahrer fuhren dann fast zur gleichen Zeit ihrem jeweiligen Vordermann auf. Laut Polizei Frankfurt wurden drei Personen verletzt und es entstand ein Sachschaden in Höhe von 120.000 Euro. Bei ausreichendem Sicherheitsabstand wäre der Unfall aller Voraussicht nach aber vermeidbar gewesen. Schon bei Tempo 100 und einem Abstand von 15 Metern kann ein Autofahrer bei einer Bremsung des Vordermanns nicht mehr schnell genug reagieren. Das beweisen Tests der Unfallforschung der Versicherer (UDV).

Eine Auswertung der Unfalldatenbank der Versicherer zeigt, dass schwere und tödliche Verletzungen bei zwei fahrenden Fahrzeugen noch wahrscheinlicher sind als bei Auffahrunfällen, bei denen ein Fahrzeug schon steht. Außerdem steigt die Unfallschwere nochmals an, wenn mehr als zwei Autos in den Crash involviert sind. Dann ist bei jedem dritten Unfall ein Schwerverletzter oder Getöteter zu erwarten. „Typische Drängler glauben, mit ihrer Fahr-Erfahrung das erhöhte Risiko eines geringen Abstandes kompensieren zu können“, erläutert Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Nach Erkenntnis der UDV fahren vor allem gut situierte Männer mittleren Alters mit langjähriger Fahrpraxis immer wieder viel zu dicht auf. Diese Fahrer würden die Entfernung und die Geschwindigkeit viel zu niedrig einschätzen.

Dabei gibt es eine einfache Regel, wie sich der richtigen Abstand einhalten lässt: Der Abstand soll immer dem halben Tachowert entsprechen. Somit ist schon bei Tempo 100 mindestens ein Abstand von 50 Metern erforderlich. Eine gute Orientierungshilfe sind die Leitpfosten, die etwa alle 50 Meter am Straßenrand aufgestellt sind. Wer drängelt und zu dicht auffährt, gefährdet aber nicht nur andere. Er muss auch mit drastischen Strafen rechnen. Wer beispielsweise lediglich einen Abstand von 15 Metern einhält, muss laut UDV bei Tempo 100 mit 100 Euro Bußgeld und zwei Punkten in Flensburg rechnen. Der gleiche Abstand bei Tempo 130 führt zu einem Fahrverbot von einem Monat, 240 Euro Strafe und vier Punkten. Wer mit 160 km/h drängelt, verliert den Führerschein sogar für zwei Monate und zahlte 320 Euro Geldbuße. Autofahrer, die sich selbst nicht „im Griff“ haben, sollten einen Abstandswarner oder Tempomat nutzen, der bei zu geringem Abstand den Wagen abbremst. Der UDV fordert daher, die intelligenten Systeme verbindlich für alle Pkw vorzuschreiben.

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