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Hubert Paulus weiß, was Familien brauchen – und er weiß das meistens besser als Vater, Mutter, Kinder und die Großeltern selbst. Kein Wunder, der Ingenieur ist schließlich Tester im Technik-Zentrum des ADAC in Landsberg am Lech. Dort bekommt er Dutzende Modelle aller Hersteller in seine genormten Testzyklen. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Familientauglichkeit. „Dabei gibt es ganz offensichtliche Kriterien – und solche, die der Kunde zu wenig bedenkt.“
Vor allem einen Punkt: „Platz, Platz, Platz – das sind schon fast die drei wichtigsten Punkte beim Autokauf für die Familie“, so Paulus. Er erlebt regelmäßig, dass sich da gerade junge Eltern verschätzen. Wenn sie sich wegen Nachwuchs vom geliebten Roadster trennen müssen, dann kauft der Vater beispielsweise eine verhältnismäßig preiswerte Fließheck-Limousine – wegen der praktischen großen Heckklappe. Auch ein Kombi der Kleinwagen-Klasse sei schon mal gefragt. Billig, wendig, praktisch. Aber in beiden Fällen eher nur theoretisch gut geeignet.
Denn diese Autos sind nicht die beste Wahl für junge Familien. Beim Fließheck sagt das schon der Name: Im Gegensatz zum klassischen Kombi ist die Ladefläche in der Höhe nicht so weit nutzbar. Beim kleinen Kombi ist das zwar anders – aber er bleibt eben klein. „Doch schon mit einem Kind nimmt der Platz rapide zu; da dürfen Eltern nicht allein den dritten Sitzplatz des Sprößlings einrechnen“, so Paulus.
Wer ein Kind hat, der hat ziemlich schnell auch weitere Kinder im Auto – wegen der Fahrgemeinschaft Richtung Krippe, Schule oder Fußballplatz. Und außerdem nimmt der Bedarf an zusätzlichem Raum für Kinderwagen, Spielzeug oder Gepäck deutlich zu. Und zwar wesentlich deutlicher, als die Eltern das anfänglich vermuten.
Deswegen gibt der ADAC-Experte eine eindeutige Empfehlung: Am Van geht eigentlich kaum ein Weg vorbei. Sogar die dritte Sitzbank sollten Familien dabei gleich ins Kalkül ziehen – nicht nur wegen des Shuttles zum Bolzplatz oder Ballettunterricht. Oft wird es sogar beim normalen Kombi schlicht zu eng für mehr als zwei Kindersitze. Da ist das Angebot in Reihe drei Gold wert.
Schiebetüren hinten erleichtern Ein- und Aussteigen. Die Ladekante ist niedrig genug, um den Buggy nebst Einkäufen leicht unterzubringen – und reichlich Ablagen helfen beim Verstauen des Kinderkrimskrams. 30 Liter Stauraum sind keine Seltenheit. Nachteil: Der Van ist meist einige Tausender teurer als ein gleich großer Kombi.
Zudem sind viele Vans optisch gewöhnungsbedürftig. Darum greifen viele Familien auch gern zum SUV. Doch der Lifestyle-Geländewagen hält gravierende Fallen für Familien bereit. Erstens: Die Ladekante ist meist deutlich höher. Eine Mutter muss den Wochenendeinkauf zum Beispiel in VWs SUV Tiguan rund 20 Zentimeter höher wuchten als in den Van Touran. Zweitens: Hat der SUV Allradantrieb, dann frisst der Wagen mehr Sprit als ein vergleichbar großer Van. Drittens: Der Einstieg in hochbeinige Geländewagen kann gerade für Kinder mühsam sein – und gefährlich beim Rauskraxeln.
Auch bei der Auto-Innenausstattung haben Familien besondere Anforderungen. Mit der Sicherheitstechnik fängt es an. Ist der Beifahrer-Airbag abschaltbar? Wichtig, wenn dort eine Babyschale platziert werden soll. Hat der Wagen mindestens zwei Isofix-Haken für die sichere Befestigung von Kindersitzen? Sind Türen und Fenster hinten vom Fahrersitz aus kindersicher zu verschließen? Gibt es auch auf den Rücksitzen Fensterairbags? Der ADAC etwa testet das – und bewertet auch nach diesen Kriterien die Familienfreundlichkeit. ABS, sechs Airbags und ESP sollten auch bei Gebrauchten erste Wahl sein. Spurassistenten oder gar ein Abstandsradar können zwar zwei, drei Tausender teuer sein. „Aber Eltern am Steuer sind oft abgelenkt – da kann sich diese Ausgabe sehr schnell rechnen”, sagt der Tester.
Dass Mutter und Vater vom durchgestylten Sondermodell mit hellbeigen Velourssitzen Abstand nehmen werden, ist wohl klar. Aber zusätzlich sollten Eltern auch bei Kunststoffen und Polstern überlegen, wie gut sie zu reinigen sind. Gerade die Rückseiten der Vordersitze sind beliebte Fußstützen der Kleinen in ihren Kindersitzen.
Wie ist das Wohlfühlklima an Bord? Und wie hoch ist der Unterhaltungswert? Deswegen rät Paulus beispielsweise vom Aufpreis für die derzeit so beliebten Panorama-Dächer ab. Auf der Sommerreise in den sonnigen Süden können sie schnell zum Grill für die Kinder in ihren festgezurrten Sitzen werden. Ist dagegen das Rollo geschlossen, hat es sich mit dem Panorama. Der ADAC-Ingenieur empfiehlt, das Geld besser für eine automatische Klimaanlage zu investieren. Und Achtung! Darauf achten, dass die kühle Luft auch ausreichend nach hinten geblasen wird.
Eine gute Investition sind überdies auch Klapptische an der Rückseite der Vordersitze für das Malbuch der Kleinen – und der DVD-Bildschirm hinter der Vorder-Kopfstütze sorgt auch für spannende (und zugleich für die Eltern entspannende) Urlaubsreisen. Hinter den Kindern sollte übrigens auf solchen Fahrten mit viel Gepäck stets ein Trennnetz zum Kofferraum gespannt sein. Ein solides Gitter hält im Falle eines harten Bremsmanövers sogar noch mehr aus.
Paulus legt sich übrigens fest, dass ein klassisches Autotest-Kriterium bei der Suche nach dem Familien-Fahrzeug nicht mehr so eine große Rolle spielt: die PS-Stärke. „Das Modell braucht natürlich genug Kraft, um auf Landstraße oder Autobahn auch mal einen Lkw zügig zu überholen“, so der Tester. Aber dafür reiche auch ein gutes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen – die hohe Endgeschwindigkeit trete dagegen schnell in den Hintergrund, wenn hinten die Zwillinge Karten spielen.
Einen Familientipp hat der Tester noch für alle Eltern auf der Fahrt in den Urlaub: „Vater und Mutter sollten nicht beide aus Gewohnheit vorne sitzen.“ Wenn ein Elternteil neben dem Kind auf der Rücksitzbank Platz nimmt, dann ist schon so manche Reise in den Süden deutlich entspannter verlaufen. Und das ist schließlich in jedem Familienauto unbezahlbar.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 24.09.2012 aktualisiert am 24.09.2012
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