Okay, dieses Fahrzeug hier hat eigentlich zwei Namen. Ramp- oder Flip-Car. Beide passen irgendwie. Es ist eines der Autos, die Justin [Lin, Regisseur] unbedingt im Film haben wollte. Er wollte für den Schurken im Film ein Auto, das gleichzeitig als Waffe dient. Man fährt einfach in ein anderes Auto rein, das überschlägt sich, man selbst fährt aber einfach weiter. Im ursprünglichen Script sollte das ein Militär-Konvoi mit verschiedenen LKWs und Unimogs sein, alle über fünf Tonnen schwer. Was mir also als Erstes vorschwebte war auch so etwas wie ein Sattelzug, ein Dreiachser mit einer Art riesigem Kuhfänger vorne dran. Als ich Justin aber meine ersten Entwürfe zeigte, sagte er sofort: »Nein, auf keinen Fall. Ich will etwas, wie den da« [Dennis zeigt auf einen Nissan GT-R]. Darauf ich zu ihm: »Also, wenn du ein 1.5-Tonnen schweres Auto in einen 10-Tonner hämmerst, wird nicht das raus kommen, was du dir vorstellst.« Wir haben dann ein wenig Hin und Her diskutiert. Dabei kam raus, dass ihm so etwas wie ein
Formel-1-Wagen vorschwebt. Wir haben unsere Ideen auf Papier festgehalten, im Anschluss ein paar Modelle angefertigt und … das Ergebnis steht jetzt hier.
Glücklicherweise hat sich die Größe der Fahrzeuge im Konvoi deutlich reduziert. Denn auch der Wagen hier hätte vermutlich keine so gute Figur gemacht, wenn er mit einem 5- oder 10-Tonner zusammenprallt. Mit den kleinen Trucks hat es jedenfalls super funktioniert. Beim Crash selbst saß allerdings keine Person am Steuer. Stattdessen zogen wir das Flip-Car mit einem Stahlseil. Im entgegenkommenden Lkw saß jedoch ein Stunt-Fahrer. Ich sage euch, das war ein mehr als wilder Ritt für ihn. Er fuhr etwa 65 km/h und das Flip-Car kam mit etwas über 30 km/h auf ihn zu. Der Lkw hob ab und flog etwa … ich würde sagen bestimmt 20 – 30 Meter, bis zum Tor vorne an der Straße. Das Fahrzeug funktioniert also wirklich. Einer unserer Fahrer hatte sich sogar dazu bereit erklärt, es in der Szene zu fahren. Wir hielten das aber für keine so gute Idee.
An der Hinterachse hat das Flip-Car eine zusätzliche Lenkung. Das war ein Feature, auf das Justin ebenfalls bestanden hat. Ursprünglich waren aber auch ganz andere Szenen geplant. Aber Filme verändern sich eben ständig während der Dreharbeiten. Aber es sieht verdammt cool aus. Habt ihr den Trailer gesehen? Da bekommt man einen ganz kurzen Eindruck wie es aussieht, wenn das Teil sich durch den dichten Verkehr schlängelt. Das sieht total abgefahren aus. Die Rampe hier vorne lässt sich per Luftdruck ausfahren und schützt den Fahrer beim Einschlag in ein anderes Auto. Der Wagen war ursprünglich als Drei-Sitzer angelegt, so wie er jetzt hier steht. Während des Drehs sollte es dann plötzlich doch nur ein Einsitzer werden, dann sollte doch wieder Platz für drei Personen sein. Wir haben die Seitenkästen mit den Zusatz-Sitzen also bestimmt zwei, drei Mal abgesägt und wieder dran montiert.
Baut das Flip-Car auf irgendeinem anderen Auto auf? Zum Beispiel einem Chevrolet Suburban?
Nein, eigentlich haben wir es komplett neu entworfen und gebaut. Natürlich haben wir auf bestehende Teile zurückgegriffen, wenn wir konnten. Querträger, Querlenker und Antriebsspindel stammen sogar tatsächlich aus einem
Chevy Suburban. Die Hinterachse haben wir aus einem K30
Chevy Pickup aus den 70ern oder 80ern ausgebaut. Der Motor ist ein LS3 400 PS Motor, den wir mit einer geänderten Steuersoftware auf über 500 Pferde bekommen haben. Da das Teil so riesig ist und der Wagen so nah an der Straße liegt, musste ich ein Winkel-Getriebe aus einem Sportboot benutzen, damit ich die Leistung auch auf die Achsen bekomme. Netter Nebeneffekt ist der geniale Sound dieser Art von Getriebe. Sehr hoch, sehr laut. Wenn das Baby die Straße lang fährt, hörst du fast nur den Getriebe-Sound.
Hier an der Spoiler-Aufhängung ist etwas ausgefräst. V und I. Hat das eine Bedeutung? Steht das für den 6. Teil?
Ja, das ist in der Tat eine 6. Da hat sich mein Mechaniker wieder einen Spaß erlaubt. Er meinte, das wird sowieso keinem auffallen. Wir bauen eigentlich immer so kleine »Eastereggs« für die entsprechenden Filme ein … Noch mal zum Motor. Passend zum Boots-Getriebe hatten wir den Fächerkrümmer ursprünglich bei Basset Racing bestellt. Die konnten uns aber nicht die Menge liefern, die wir wollten, also kamen wir mit Magnaflow zusammen. Der Auspuff war dabei das coolste an der Sache. Es hat ewig gedauert, bis uns der Look gefiel. Der Sound belohnt aber für all die Arbeit. Es macht echt Spaß das Ding zu fahren, auch wenn unsere Stunt-Fahrer ein wenig Übung brauchten, um mit der Heck-Lenkung fertig zu werden. Wir verbrachten knapp vier Wochen auf dem Willow Springs International Raceway hier um die Ecke für eine Art »Casting« welcher Fahrer das Flip-Car kontrollieren kann. Bei 80 bis 120 km/h ist das mit zwei Lenkachsen nicht unbedingt einfach. Wenn du den Wagen da nicht vollkommen unter Kontrolle hast, kommt dir das Heck schneller rum, als du »Hecklenker« sagen kannst.
Wie schnell fährt das Flip-Car denn?
Also, ich habe es bei Testfahrten bis etwa 170 km/h geschafft. Unsere Fahrer hatten aber bis zu 200 Sachen drauf. Da hatten wir das Getriebe aber länger übersetzt.
Ist die Lenkung so wie bei einem Monstertruck?
Ja genau, genau so eine Lenkung haben wir verbaut. Wir mussten sie allerdings noch ziemlich modifizieren, damit unserer Fahrer mit dem Lenkverhalten auch bei hohen Geschwindigkeiten zufrieden waren. Und … lass mal sehen ... Sie scheinen alle beim Transport abgebrochen zu sein, aber ursprünglich hatten wir hier vorne, im Sichtfeld des Fahrers, eine Art Trimmungs-Anzeige. Wie bei einem Boot, damit der Fahrer sehen kann, wie die Hinterachse gerade eingelenkt ist. Trotzdem haben wir für den Notfall auch eine automatische Zentrierung eingebaut. Falls man also wirklich droht, die Kontrolle zu verlieren, genügt ein Knopfdruck und die Hinterachse stellt sich automatisch gerade. Daher waren auch die Reifen ein Problem. Denn man bekommt passende Gummis nicht einfach im Handel.
Habt ihr denn so viele gebraucht?
Auf jeden Fall. Man sollte ja meinen, dass der Wagen mit zwei Lenkachsen so gut wie nie ins Schleudern kommt. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Sobald du anfängst mit der Hinterachse zu lenken bricht dir der Wagen aus. Die Karre schlitterte eigentlich permanent durch die Gegend. Die Reifen waren dem entsprechen schnell durch. Ich weiß daher nicht mal genau, wie viele Reifen wir im Endeffekt zusammen hatten. In London haben wir sie aber alle auf einem Haufen gelagert, der 12 Meter lang, knapp 8 Meter breit und über 3 Meter hoch war.
Und wie viel wiegt das Teil? Es ist immerhin ziemlich groß.
Ich würde schätzen … knapp 1.7-Tonnen. Aber wir hatten es in diesem Zustand nicht auf der Waage. Viele der »Kleinteile« wurden erst nachträglich angebaut. Diese Plexiglas-Platten zum Beispiel. Irgendwann während der Dreharbeiten ist entschieden worden, dass das Flip-Car kugelsicher sein sollte … mal ehrlich … bei einem offenen Wagen? Aus diesem Grund bauten wir praktisch über Nacht all diese Scheiben an, damit der Fahrer zumindest etwas Schutz hat, wenn er bei einer Verfolgungsjagd von den Cops beschossen wird.