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Nostalgie bei Fiat
Nein, Cabrio-Puristen dürften mit dem neuen Fiat 500C wenig am Hut haben. Für sie hätte das C in der Typenbezeichnung nur dann eine Berechtigung, wenn sich wie bei einem klassischen Open-Air-Gefährt die Stoff- (oder Stahl-)mütze komplett nach hinten befördern ließe. Wie bei einem echten Cabrio eben. Davon ist aber bei Fiats offener Knutschkugel nicht die Rede.
Er erlangt die „C-Weihen“ bereits mit einem überdimensionalen Stoffschiebedach, bei dem die Dachflanken zwischen A- und C-Säule nicht von der Öffnungsprozedur betroffen sind. Auf diese Weise wollen die Italiener an den legendären Nuova 500 erinnern. Der Klassiker, im direkten Vergleich zu seinem Nachfahren geradezu ein Winzling, machte 1957 die Azzuri mobil und wurde auch diesseits der Alpen zu einer automobilen Ikone. Manche Söhne oder Enkel der einst über den Brenner gekommenen Eisspezialisten haben noch heute ein solches Gefährt mit dem Rolldach vor ihrer germanischen Gelateria stehen.
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Wie beim geschlossenen Fiat 500 stellt auch beim 500C die Form eine überaus gelungene Retro-Optik dar. Selbstwenn sich die beiden 3,55 Meter langen Italiener auf den ersten Blick wie Zwillinge zu gleichen scheinen, ist bei der Frischluftversion nicht einfach nur ein großes Loch ins Dach geschnitten worden. Diverse Versteifungen erforderten eine Anpassung des Fahrwerks an die geänderte Karosseriestruktur. Außerdem erhielt der etwa 40 Kilogramm schwerere 500C eine andere Windschutzscheibe.
Schon bei der 500er-Limousine imponierte das überaus hohe Maß an Individualisierungsmöglichkeiten. Ein schlauer Kopf hatte seinerzeit exakt 549936 unterschiedliche Konfigurationen ermittelt. Beim 500C ist das nicht viel anders. Elf Außen- und drei Verdeckfarben, sieben Sitzdesigns, zehn Felgen-Outfits, 27 Design-Sets in Form von Streifen, Emblemen oder Logos sowie 37 Schlüsselcover sorgen dafür, dass im Alltag nur schwerlich zwei komplett identische Fahrzeuge zu finden sein werden.
Ob in schwarz, rot oder elfenbein: In das dreilagige Stoffrolldach mit der beheizbaren Glasheckscheibe haben die Ingenieure aus Bella Italia eine Menge Gehirnschmalz investiert. Die Bedienung erfolgt grundsätzlich elektrisch, entweder per Knopfdruck über dem Innenspiegel oder per Fernbedienung über den Zündschlüssel. In 16 Sekunden lässt der Fiat 500C die Sonne in den Innenraum, eine Sekunde länger dauert die Schließprozedur. Das dürfte bei einem plötzlichen Regenschauer reichen.
In verschiedenen Grundstellungen und Zwischenpositionen kann das Dach platziert werden. Bei jeder Geschwindigkeit legt sich die Stoffmütze bis zum hinteren Dachkantenspoiler zusammen. Tempo 60 ist angesagt, wenn die Öffnung vergrößert werden soll und das Rolldach sich über die Heckscheibe schiebt. Dann entfällt allerdings der Durchblick nach hinten, so dass sich die Fiat-Verantwortlichen genötigt sahen, dem 500C serienmäßig rückwärtige Parksensoren zu spendieren. Besonders pfiffig: Wenn das Dach sich über die Heckscheibe legt, ist es so gefaltet, dass die dritte Bremsleuchte sichtbar bleibt.
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In der Alltagstauglichkeit wird der Fiat 500C durch das riesige Rollschiebedach so gut wie nicht beeinträchtigt. Das Kofferraumvolumen ist mit 182 Litern nur um drei Liter geringer als beim Festdach-500er und kann durch Umklappen der im Verhältnis 50:50 geteilten Rücksitzlehne auf 520 Liter erweitert werden. Die kleine Heckklappe weist mit 67 Zentimetern eine niedrige Ladekante auf, was wohl weniger wichtig ist beim Einladen der Taschen aus den Modeboutiquen als beim Hineinwuchten von Getränkekisten oder dem Einkauf aus dem Supermarkt. Geradezu genial: Ist das Stoffdach ganz nach hinten geschoben und überlappt damit ein Stück weit die Heckklappe, genügt eine Betätigung des Kofferraumgriffs, und schon surrt das Dach ein kleines Stück bis zum Dachspoiler nach oben und ermöglicht so das Öffnen des Gepäckabteils.
Identisch mit dem Fiat 500 ist das Motorenangebot der C-Version. Den Einstieg bildet ein 1,2-Liter-Vierzylinder, der mit 69 PS die Fuhre in 13,4 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und eine Spitze von 160 km/h ermöglicht. Exakt 100 PS generiert der 500C 1.4 16V aus 1368 ccm Hubraum, womit er die Sprintdisziplin in 11,0 Sekunden erledigt und 182 km/h schnell ist. Ein 1248 ccm großer Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung leistet 75 PS. Er beschleunigt in 13,0 Sekunden auf 100 km/h und schafft Tempo 165 Spitze.
Frühestens Ende nächsten Jahres wird ein neuer Zweizylinder bei Fiat serienreif sein und wohl auch für den 500C angeboten werden. Nicht dementieren wollte Fiat-Vorstandsvorsitzender Manfred Kantner eine sportliche Abarth-Version sowie eine Ausweitung der 500-Familie durch einen Kombi: „Wir sind sehr optimistisch, dass wir das hinkriegen.“
Pop und Lounge heißen die beiden Ausstattungslinien für den Fiat 500C, der gemeinsam mit dem 500 und dem Panda in Tichy (Polen) gebaut wird. Grundsätzlich serienmäßig sind ein höhenverstellbares Lenkrad, Radio mit CD-Spieler und diverse elektrische Heinzelmännchen für Fenster, Außenspiegel und Türverriegelung. Die jeweils 2000 Euro teurere Lounge-Version bietet zusätzlich Klimaanlage, Nebelscheinwerfer, Lederlenkrad, einen höhenverstellbaren Fahrersitz und Leichtmetallfelgen. Ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) samt Berganfahrhilfe hat nur der Benziner mit 100 PS von Haus aus, kann aber für die anderen Versionen für 350 Euro geordert werden. Eine Start-Stopp-Automatik (nicht für den Diesel) schlägt mit 300 Euro zu Buche. Damit lassen sich nach Auskunft von Produktmarketingchef Steffen Enzenauer im Stadtverkehr bis zu zehn Prozent Treibstoff sparen.
Bei 13.800 Euro beginnt der Einstieg in die Frischluftwelt des Fiat 500C mit dem kleinen Benzinmotor. Für den großen Benziner und den Diesel sind jeweils mindestens 15.800 Euro zu entrichten. Damit beträgt der Aufpreis für das Cabrio-Feeling 2.800 Euro, wobei in dieser Summe die hinteren Parksensoren bereits enthalten sind.
Eine Erfolgsgeschichte und in gewisser Weise bereits Kult ist der noch nicht einmal zwei Jahre erhältliche Fiat 500. Wenn am 5. September der 500C startet, braucht es keinerlei hellseherische Fähigkeiten, um auch ihm eine rosige Zukunft zu prognostizieren. Laut Fiat-Sprecher Thomas Kern soll der Anteil der Frischluftversionen innerhalb der 500-Baureihe bei 20 Prozent liegen. Als bereits Monate vor der Markteinführung ein auf 500 Exemplare limitiertes Sondermodell mit der Zusatzbezeichnung Opening Edition (ausschließlich) über das Internet angeboten wurde, war das Kontingent jedenfalls bereits innerhalb von wenigen Stunden vergriffen.
geschrieben von auto.de/Thomas G. Zügner veröffentlicht am 02.09.2009 aktualisiert am 23.10.2019
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