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Ford
Henry Ford wäre am 30. Juli 2013 150 Jahre alt geworden. Ford Deutschland feierte den Geburtstag seines Firmengründers auf eigene Weise. Mit acht top-restaurierten Modellen aus der Werkssammlung ging es zu den „8. Classic Days“ auf Schloss Dyck im Rheinland. 1967 war der 17 M „RS“ das sportliche Topmodell der Marke. Ihm reichten 66 kW/90 PS für 9 100 Mark.
Bei den Automobilen des Jahrgangs 1967[foto id=“477255″ size=“small“ position=“right“] schrieben der NSU Ro 80 mit seinem Zweischeiben-Wankelmotor Geschichte und der Lamborghini Miura als erster Mittelmotor-Sportwagen Geschichte. Die deutsche Autoindustrie kämpfte mit drastischen Einbrüchen, denn die 2,3 Millionen Neuwagen, die die Hersteller gefertigt hatten, bedeuteten einen Rückgang um 600 000 Fahrzeuge gegenüber 1966.
Ford präsentierte auf seinem IAA-Stand in Frankfurt eine ganz neue Baureihe für die Mittelklasse. Der 17 M (P7) sollte sich vornehmlich gegen den erfolgreichen Rekord von Opel stemmen. Der Kontrast zum rundlichen Vorgänger 17 M (P5) von 1964 hätte formal nicht deutlicher ausfallen können. Mit 4,74 Metern Länge war der neue 17 M zur eindrucksvollen Erscheinung gewachsen, 18 Zentimeter länger als der Vorgänger. Das Design mit ausgeprägten Ecken und Kanten verkörperte den amerikanischen Geschmack und wirkte im Vergleich zum alten 17 M seltsam konservativ. Als Alternativen für die Karosserien bot Ford eine zwei- und viertürige Limousine, einen zweitürigen Kombi und das Coupé an.
[foto id=“477256″ size=“small“ position=“left“]Dem Zweitürer mit der schräg gestellten C-Säule kam die Rolle des Topmodells zu. Da Opel im gleichen Jahr den Rekord mit dem Commodore und Sechszylinder-Motoren krönte, erhielt auch der 17 M als Topmodell „RS“ einen Sechszylinder. Der V6 mit zwei Litern Hubraum und 66 kW/90 PS stammte aus dem Vorgänger. 46 Jahre später mobilisiert der stärkste Mondeo als Mittelklasse-Urenkel des 17 M 176 kW/240 PS. Da wirken die 90 Pferdestärken bei nicht sonderlich begeistert drehenden 5000/min seltsam beschaulich. Für die Kraftübertragung an die starre Hinterachse mit Blattfedern reichten vier Gänge. Die bürgerlichen Versionen der Baureihe begnügten sich mit drei Gängen und einer Lenkradschaltung.
Wie weit sich Automobile in 46 Jahren entwickelt haben, verdeutlicht besonders eindringlich der Innenraum. Nackenstützenfreie Sitze schunkeln die Passagiere in einem schlichten Ambiente aus dünnen schwarzen Kunststoffbezügen für die Türinnenseiten. Der dünne Lenkradkranz aus glattem Kunststoff liegt nicht wirklich gut in der Hand und die Klimatisierung des Innenraums regeln verchromte Handkurbeln.
Doch gerade damit sammelt der Ford die ersten Sympathiepunkte. Der sommerliche Hitzestau hat bei heruntergekurbelten Scheiben keine Chancen und selbst bei flotter Fahrweise zieht es nicht im Innenraum. Der Motor klingt sonor und erwachsener, als es 90 PS vermuten lassen. Zum Attribut „sportlich“ reichten 1967 noch 15 Sekunden für den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Die möchte 2013 dem Oldie aus der Sammlung von Ford in Köln niemand wirklich zumuten. Mehr als 110 km/h scheinen unangebracht. Die Reifen quietschen schon ab Tempo 30 in Kurven wie die Tonspur eines amerikanischen Krimis bei Verfolgungsfahrten und die Bremsen vermitteln ebenfalls nicht den Eindruck, dass sie in weniger als 40 Metern aus Tempo 100 wirksam zum Stillstand verzögern.
Vier Spezialisten kümmern sich in Köln um die Oldtimer der Marke, für eine komplette Restaurierung vergehen teilweise Jahre, weil gerade Teile für die Innenausstattung oder Chromzier nur mühsam aufzutreiben sind. Der 17 M „RS“ glänzt in frischem zeitgeistigen Orange. Statt sportiver Anbauteile und Breitreifen genügen schwarze Seitenstreifen und Chromschmuck für die 13 Zöller. Natürlich überzieht das charakteristisch strukturierte Vinyl das Dach des Coupés, in den Sechzigern unverzichtbares Merkmal eines ambitioniert positionierten Automobils.
Die sommerliche Ausfahrt mit dem Kölner Coupé, das nie ganz den großen Kultstatus erreichte, belebt angenehme Erinnerungen an eine Zeit, in der der Besitz der Langspielplatte „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ von den Beatles jedem Teenager mehr Prestige bescherte als heute das ultimative iPhone, an Schlaghosen, die cool waren, bevor der Begriff überhaupt geboren war. Die kleine Reise nach Dyck südöstlich von Mönchengladbach lehrt aber auch, dass Autofahren nicht zu den Dingen gehörte, die sich als Anwalt für die These andienen können: „Früher war alles besser!“
1967 liegt aus heutiger Sicht ein gefühltes Jahrhundert zurück: Im Nahen Osten rang Israel seine arabischen Nachbarn in einem sechstägigen Krieg nieder, der südafrikanische Chirurg Christian Bernard verpflanzte erfolgreich das erste menschliche Herz, in Amerika ging der erste Geldautomat der Welt in Betrieb und die Bundesrepublik feierte Eintracht Braunschweig als deutschen Fußballmeister. Doch dann schlägt der 17 M RS an einer Ampel spontan die Brücke zur Neuzeit: „Coole Karre Opa!“ stellt ein Teenager am Straßenrand durchs offene Fenster fest und seine drei Kumpels tippen anerkennend nickend an die Schilde ihrer Baseball-Kappen. Na also! Geht doch!
Zweitüriges Coupé mit Vinyldach, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Millimetern: 4 736/1 756/1 404/2 705. Leergewicht: 1 080 kg, Gepäckraum: k.a., Tankinhalt: 55 Liter, Preis (1967): 9 100 D-Mark. | |
V6-Motor, Benziner mit einem Registerfallstromvergaser, Hubraum: 1 998 ccm, Leistung: 66 kW/90 PS bei 5 000/min, max. Drehmoment: 156 Nm, bei 3 000/min, Kraftübertragung: Viergang-Getriebe, 0 – 100 km/h: 15,0 s, Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h, Verbrauch: ca. 12,5 l/100 km. |
geschrieben von auto.de/(tl/mid) veröffentlicht am 05.08.2013 aktualisiert am 05.08.2013
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