Spartanischer Anfang vor 40 Jahren
Das liegt natürlich nicht an dem Namen, der seit 40 Jahren derselbe ist. Wer diesen Dauer-Erfolg des Fiesta verstehen will, muss sich mit seiner Technik beschäftigen, mit seinem Design und vor allem: mit seinem Charakter. Natürlich war der Kleine in seinen jungen Jahren wie seine Wettbewerber Fiat 127, Renault 5 und VW Polo ein ziemlich einfaches Auto - auch in der Materialqualität und beim Rostschutz. Mit 40 PS und in der Basisausstattung - Ford berechnete 1976 für dieses Auto 8.440 D-Mark - war er eine eher nackte Kiste. Immerhin: Als erster seiner Klasse hatte er serienmäßig eine heizbare Heckscheibe.
Doch eine Ausfahrt mit einem frühen Fiesta zeigt schnell, dass ein kleines Auto wie eine einfache Mahlzeit sein kann: Es macht satt, will sagen: Es erfüllt komplett seinen Zweck. Und das alles andere als öde: Die Schaltung klick-klackt präzise, und da Kleinwagen damals ja nur kaum mehr als eine halbe Tonne wogen, reichten 40 PS schon zum Sich-schnell-Fühlen. Mit dem XR2i von 1981 wurde der Fiesta dann ohnehin zum Knaller. 84 PS, 170 km/h Spitze, Null-Hundert in 10,1 Sekunden. Der Kleine lernte das Rennen.
Wie der XR2i der Urahn der scharfen Fiesta-Versionen war, deren neueste der ST200 mit 200 PS ist, finden sich Gene des Ur-Typs auch in den folgenden Generationen wieder. Stets zeichnete den Fiesta ein leichte Fahrbarkeit aus, ein Handling ohne Heimtücke und eine Art kindliche Freude am Fahren. Mit ihm lässt sich so herrlich durch die Wälder und Felder strömen und durch die City wuseln, dass einem irgendwann mal der Gedanke durch den Kopf schießt: Mehr Auto brauche ich nicht - oder allenfalls einmal im Jahr für den Familienurlaub.
Der von 1989 bis 1996 gebaute Fiesta III ging ein bisschen in diese Richtung, war gewachsen und auf Wunsch viertürig. 1996 dann kam das rundliche Design mit dem Fiesta Numero IV, der 1999 zu Nummer V gefacelifted wurde. Und Verwirrung gab es obendrein, denn Nummer 4 sah man dann auf den Straßen auch als Mazda. Die zwei Hersteller kooperierten damals, und so baute Ford den Fiesta für Mazda auch als 121.
2001 wuchs der Fiesta auf knapp vier Meter, sein Design bekam Ecken und Kanten, wie es damals bei Ford Mode war. Erwachsener wirkt die Generation VI und war sozusagen ein Vollwert-Auto, das in südlichen Ländern als Familienkutsche angesehen wurde.
2009 dann kam die aktuelle Generation, die gestalterisch mit betont großen Scheinwerfern und stark ansteigender Gürtellinie einen erneuten Sprung tat. Mehr Platz hat sie, mehr Komfort und mehr Sicherheit. Und beim Facelift 2012 erhielt der Kleinwagen dann den bis heute für die meisten Ford-Modelle typischen, sechseckigen Kühlergrill im Aston-Martin-Stil.
Das Cockpit ist beim aktuellen Modell komplett eingerichtet, es gibt Konnektivitäts- und Sicherheitsangebote, über die vor wenigen Jahren nicht einmal Oberklasse-Limousinen verfügten. Doch wie schon seit vielen Jahren berichten die sensible Lenkung, die wunderbar exakte Schaltung und das komfortabel-dynamische Fahrwerk von der Hingabe, mit der Ford auch kleine Autos zu großen Charakteren entwickeln kann. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Fiesta. Bleib, wie du warst und bist! Bleib der alte Gerneklein!
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