Drift-Modus
Aber das schaltfaule Dahingleiten und die Autobahnfahrt über 200 km/h sind ja eigentlich nicht die Kernkompetenz des kleinen Kölners. Er ist auf die engagierte Kurvenhatz abgestimmt, sowohl bezüglich der Leistungs-Charakteristik als auch mit Blick auf das zwar harte, aber dennoch ausreichend komfortable Fahrwerk. Dieses ist beim ST200 im Vergleich zum ST für ein direkteres Handling und mehr Stabilität noch sportlicher abgestimmt. 278 Millimeter große Bremsscheiben an der Vorder- und 253 Millimeter große Scheiben an der Hinterachse sorgen für kraftvolle Verzögerung. Die Bremssättel sind rot lackiert.Für mehr Fahrdynamik sorgt die aktive Fahrdynamikregelung Enhanced Torque Vectoring Control (ETVC), welche die Antriebskräfte optimal auf die beiden Vorderräder verteilt, um Traktion und Agilität speziell beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven zu verbessern. Bei Bedarf bremst das System das kurveninnere Rad ab und leitet die Antriebskraft auf das äußere Rad. Hier ist der ST200 ebenso wie sein Serien-Pendant in seinem Element. Und ein über die ESC-Funktion realisierter Drift-Modus wie im Focus RS ist auch an Bord und zaubert so manchem ein breites Grinsen ins Gesicht. Nur für Mutige und Könner: Das ESC lässt sich auch komplett abschalten.
Und noch eine weitere Eigenschaft des neuen Fiesta-Flaggschiffs verleitet dazu, die Gänge auch mal auszudrehen: der Klang. Das sonore Getöse aus den beiden Endtöpfen rechts im Heck kann sich durchaus hören lassen. Von gemütlich brabbelnd bis aggressiv schreiend reicht die Bandbreite je nach Drehzahl und Gaspedal-Stellung. Verstärkt wird der gute Ton wie beim normalen ST durch den "Sound-Symposer", der das Ansauggeräusch des Motors gezielt in den Innenraum überträgt. Bei beherzter Fahrt ist der Norm-Verbrauch von 6,1 Liter auf 100 Kilometer naturgemäß schnell Makulatur. Zwischen acht und neun Liter genehmigt sich der Ecoboost-Motor dann schon.
Der ST200 hebt sich aber nicht nur bezüglich der Fahrleistungen, sondern auch optisch vom Serien-ST ab: Exklusiv für das Sondermodell gibt es eine Lackierung in Asphalt-Grau und mattschwarze 17-Zoll-Räder. Auch die Front- und Heckschürze sowie die Seitenschweller hat Ford modifiziert. Im Innenraum fallen zunächst die stark konturierten Recaro-Sportsitze mit dunkler Leder-Stoff-Polsterung und Kontrastnähten in Silber und Rot ins Auge. Ebenfalls schick sind die beleuchteten ST-Logos in den Türen.
Quasi als Sportabzeichen trägt der ST200 eine Plakette mit dem Modellnamen, die zwischen dem Schalthebel für das sauber schaltende manuelle Sechsgang-Getriebe und den Bedienelementen in der Mittelkonsole angebracht ist. Für Unterhaltung ist das sprachgesteuerte Infotainmentsystem "Sync" mit AppLink und 5-Zoll-Display zuständig. Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen, ob sich die 4.000 Euro Aufpreis gegenüber dem regulären ST lohnen zurückzukommen: Ja, das lohnt sich. Und zwar nicht in erster Linie wegen der in der Tat besseren Fahrleistungen, sondern allein schon wegen der Exklusivität des doch recht limitierten Sondermodells. Der Mehrpreis wird sich bei einem etwaigen Verkauf wohl in jedem Fall bezahlt machen. In ein paar Jahren werden sich Sammler und Enthusiasten vermutlich die Klinke in die Hand geben, um einen der seltenen Kompaktsportler zu ergattern.