Ford

Ford im auto.de-Gespräch: „Mit Offensive bei Produkten zurück in die Profitabilität“

Köln – Das Europa-Geschäft von Ford läuft schlecht. Woran es liegt? „Die wirtschaftliche Krise in einigen europäischen Ländern geht mit einer Kaufzurückhaltung insbesondere im Segment der Privatkunden einher“, sagt Bernhard Mattes. Die Menschen in den betroffenen Regionen haben nach Einschätzung von Fords Deutschland-Chef „derzeit andere Sorgen“.

Ford offenbar auch, Stichwort Werksschließung, Produktionsverlagerung, Stellenabbau, Kosteneinsparungen. War das zu erwarten?

Bernhard Mattes: Ford hat in der Vergangenheit mit Produktionsanpassungen auf die rückläufige Nachfragesituation in Europa reagiert. Da die Industrie aber mittlerweile einen Nachfragerückgang von mehr als 20 Prozent seit 2007 verzeichnet, wird deutlich, dass es sich um ein strukturelles Problem von Überkapazität in der europäischen Automobilindustrie handelt, und nicht um ein zyklisches Phänomen. Wir sind davon überzeugt, dass die kommunizierten Maßnahmen gemeinsam mit der angekündigten Produktoffensive die richtigen sind, um Ford Europa zurück in die Profitabilität zu führen.

Warum bekommen insbesondere die Hersteller von Klein- und Kompaktwagen diesen Einbruch bei der Nachfrage zu spüren?

Bernhard Mattes: Weil sie sich in einem besonders sensiblen Preissegment bewegen, das primär durch Privatkäufer gekennzeichnet ist.

Und warum stehen Sie in Deutschland etwas besser da? Sind die Rahmenbedingungen anders?

Bernhard Mattes: Die Nachfrage hier ist relativ stabil und derzeit versuchen viele Hersteller, durch Absatzsteigerungen auf dem deutschen Markt fehlende Absatzchancen in anderen europäischen Märkten auszugleichen. Dies führt zu einem hohen Anteil an taktischen Zulassungen. Hinzu kommt eine sehr aggressive Nachlasspolitik einiger Hersteller. Daran beteiligen wir uns aber nicht.

Und was machen Sie?

Bernhard Mattes: Wir entlasten ganz im Gegenteil den Handel, indem wir keine großen Lagerbestände aufbauen und zugleich mit neuen Produkten und Angeboten wie der Flatrate unsere Position stärken.

Wenn Sie mal überlegen: Wie viele Ford-Slogans fallen Ihnen für die Zeit Ihrer Tätigkeit bei Ford ein?

Bernhard Mattes: Mir fallen vor allem alle Markenversprechen ein, die während meiner bisherigen Amtszeit eingeführt wurden. Seit diese Gültigkeit hatten – als Markenversprechen für deutsche Kunden – ist die Entwicklung des Unternehmens im positiven Sinn vorangeschritten. Mit unserem aktuellen Markenversprechen „Go Further“ – auf Deutsch „Eine Idee weiter“ – haben wir sehr überzeugend Kontinuität bewiesen.

Fehlt nicht vielleicht doch ein nachhaltigerer Slogan, woran man eine Marke auch längerfristig festmachen kann?

Bernhard Mattes: Zum ersten Mal in der Geschichte hat Ford mit „Go Further“ ein globales Markenversprechen. Mit der Umsetzung unseres „One Ford“-Plans, zu dem auch die globale Produktstrategie gehört, ist ein globaler Slogan nur eine logische Konsequenz. „Go Further“ signalisiert deutlich, dass Ford mit seinen Produkten und Technologien im Vergleich zum Wettbewerb ganz vorne rangiert. Das ist nicht vage, sondern konkret und selbstbewusst und beschreibt unser Handeln, eben „Eine Idee weiter“.

Ihr Konkurrent VW, der einfach „Das Auto“ sagt, hat mit dem neuen Golf in der Kompaktklasse gerade wieder vorgelegt. Wie gefällt Ihnen die siebte Auflage?

Bernhard Mattes: Ich kommentiere und bewerte die Produkte anderer Automobilhersteller grundsätzlich nicht öffentlich, aber wir schauen uns unsere Wettbewerber schon sehr genau an.

Wann wird Ihr Focus die Segmentführerschaft übernehmen?

Bernhard Mattes: Diese Frage stellt sich für Deutschland nicht. Wir wollen den Focus wie unsere anderen Baureihen profitabel vermarkten und nicht mit hohen Nachlässen in den Markt drücken, um auf Stückzahlen zu kommen. Das würde uns als Hersteller, aber auch der Ertragssituation des Handels massiv schaden. Weltweit ist der Focus das meistverkaufte Auto im ersten Halbjahr und das zeigt seinen Erfolg.

Was macht den Golf und VW eigentlich so erfolgreich? Was kann Ford von VW und was kann VW umgekehrt von Ford lernen?

Bernhard Mattes: Wir konzentrieren uns nun vollständig auf unsere Kernmarke Ford, in den USA zusätzlich noch auf Lincoln. Die „One Ford“-Strategie einer weltweit ausgerichteten Produktstrategie basierend auf einem Plan, an dem das gesamte Team arbeitet, hat unser Unternehmen wieder auf eine solide, profitable Basis gestellt.

Wie wichtig war es in der derzeitigen Situation, mit einer Veranstaltung wie dem „Go Further“-Event in Amsterdam Ihre Händlerschaft in Europa wieder zu motivieren?

Bernhard Mattes: Der Handel ist eine überaus wichtige Basis unseres Erfolgs. Insofern hat eine Veranstaltung wie die in Amsterdam, bei der wir einen Ausblick auf unsere künftigen Produkte gegeben haben, durchaus einen hohen motivatorischen Stellenwert.

Was haben Sie denn vor Ort alles von den Händlern gehört?

Bernhard Mattes: Von vielen, dass sie sich auf die neuen Produkte freuen, die wir in den kommenden Monaten in Europa und Deutschland auf den Markt bringen werden. [foto id=“441836″ size=“small“ position=“left“]Zudem haben wir einen weiteren Beweis für „Go Further“ geliefert: Während andere in der Krise eher zurückstecken, gehen wir nach vorne und steigern unsere Anstrengungen, weitere Produkte in wachstumsstarken Segmenten auf den Markt zu bringen.

Ist die Kritik einer deutschen Händlerin berechtigt, manche Modelle seien viel zu wenig bekannt, Ford mache zu wenig und meist nur punktuell auf sie aufmerksam?

Bernhard Mattes: Ich verstehe die Kritik, teile Sie aber nicht. Wir haben unseren Schwerpunkt etwas von den klassischen hin zu den digitalen Medien verschoben. Damit gelingt uns ein intensiverer Dialog mit Kunden und Interessenten. In der werblichen Kommunikation sind wir mit neuen Produkten auf allen Kanälen präsent. Die Medien berichten aufgrund der Fahrtermine, die im Vorfeld der offiziellen Markteinführung stattfinden, über die Produkte. Und die Händler selbst haben auch Möglichkeiten, neue Produkte über die werbliche Kommunikation in ihren regionalen Umfeldern zu positionieren.

Sie haben 2012 noch viel vor: Nach der komplett neu entwickelten Nutzfahrzeug-Baureihe Transit Custom und Tourneo Custom sollen der neue Fiesta und die nächste Kuga-Generation auf den Markt kommen …

Bernhard Mattes: … 2013 dann der neue Mondeo und die neuen Nutzfahrzeug-Baureihen Connect und Transit. Und in absehbarer Zeit auch Neuheiten wie unser kleines EcoSport-SUV-Modell.

Die Neuauflage Ihres Flaggschiffs Mondeo sollte schon früher kommen. Was verschiebt den Start so weit nach hinten in die zweite Hälfte 2013?

Bernhard Mattes: Der Grund für die zeitliche Verschiebung ist, dass wir eine robuste und qualitativ hochwertige Markteinführung des Mondeo garantieren wollen. Die hätten wir zum ursprünglich angedachten Produktionsstart nicht garantieren können.

Wann wird die Gestaltung der mittleren Armaturenträger in den Ford- Modellen endlich übersichtlicher? Wenn der Vertrag mit Sony ausläuft?

Bernhard Mattes: Lassen Sie sich überraschen.

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