Formel 1: Das Team von Sauber erlebt einen Neuanfang

Im Formel-1-Team von Peter Sauber ist ein lang geplanter Wechsel an der Technikspitze vollzogen worden: Willy Rampf (56), der in den vergangenen zehn Jahren Technischer Direktor des Teams war, übergibt die verantwortungsvolle Aufgabe an James Key (38).

?: Vor zwei Tagen hat James Key sein Amt als Technischer Direktor angetreten. Warum haben Sie sich für ihn entschieden?

Sauber: „Ich war beeindruckt, was Force India mit begrenzten Ressourcen in der jüngeren Vergangenheit erreicht hat. Dafür ist James Key massgeblich verantwortlich. Für mich war es auch wichtig, einen Technischen Direktor zu engagieren, der es gewöhnt ist, mit limitierten Ressourcen zu arbeiten und dabei das Maximum herauszuholen. Bei uns steht ihm eine erstklassige Infrastruktur zur Verfügung, und ich bin überzeugt, dass er das Team vorwärts bringen kann.“

?: Was sind seine Hauptaufgaben?

Sauber: „Sein erster Grand Prix für unser Team wird das Rennen in Shanghai sein, wo er auch die technische Verantwortung an der Strecke haben wird. Kurzfristig geht es für ihn darum, das Potenzial des C29 auszuschöpfen, was wir in den ersten drei Rennen nicht getan haben. Langfristig wird er den Bereich Technik so strukturieren, wie er es für richtig hält. Da rechne ich durchaus mit Veränderungen. Das geschieht aber nicht von heute und morgen, sondern ist ein Prozess, der sich über eine gewisse Zeit hinziehen wird.“

?: Warum sind denn Veränderungen nötig im Bereich der Technik?

Sauber: „Wir sind leistungsmäßig nicht da, wo wir es erwartet hatten, und wo wir aufgrund der Möglichkeiten, mit denen wir den C29 entwickeln konnten, sein müssten. Ich suche selber nach Erklärungen. Klar ist, dass im zweiten Halbjahr 2009 eine große Verunsicherung in der ganzen Mannschaft herrschte. Darüber darf man sich nicht wundern. Kein Mitarbeiter wusste, ob wir in Bahrain wieder am Start sein würden. Diese Verunsicherung verschwand erst, nachdem ich das Team übernommen hatte und die Mitarbeiter wieder eine Perspektive hatten. Es geht jetzt darum, so rasch wie möglich Versäumtes aufzuholen.“

?: Wie sind die Voraussetzungen dafür?

Sauber: „Wir durchleben als Team einen Neuanfang. Wir sind mitten im Wandel vom Werksteam zum Privatteam. Wir haben unser Budget um 40 Prozent und die Belegschaft um ein Drittel reduziert. Das ist ein massiver Einschnitt. Allerdings steht so ein Prozess der Einschränkung allen andern etablierten Teams aufgrund der FOTA Restriktionen noch bevor. Es gilt, gewohnte Pfade zu verlassen und neue Wege zur größtmöglichen Effizienz zu finden. Das gilt nicht nur in der technischen Entwicklung, sondern auch im operativen Bereich. Beispielsweise in der Zusammenarbeit der Ingenieure mit unseren beiden neuen Fahrern, so etwas muss sich einspielen. Auf James Key warten vielfältige Aufgaben. Als Organisation haben wir alle Voraussetzungen, um wieder zur alten Stärke zurückzufinden.“

?: Willy Rampf wird zwar in Shanghai noch dabei sein, aber Malaysia war sein letzter Grand Prix als verantwortlicher Technischer Direktor. Was bedeutet das für Sie als Teamchef?

Sauber: „Da geht eine Ära zu Ende. Willy hat insgesamt 14 Jahre in unserem Team gearbeitet, zehn Jahre davon als Technischer Direktor. Er hat die Firma mit geprägt und war auch hauptverantwortlich für die Erfolge im Laufe der Jahre. Willy hat viel für unser Team geleistet, dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

?: Wie kam Willy Rampf eigentlich damals zu Team?

Sauber: „Ich habe Willy 1993 durch Leo Ress kennen gelernt, der damals bei uns Technischer Direktor war. Er hat Willy zu unserem allerersten Grand Prix in Kyalami eingeladen. Willy Rampf arbeitete zu jener Zeit als Ingenieur für BMW in Südafrika. Er hat sich dann ein paar Monate später bei uns beworben, und ich stellte ihn als Renningenieur von Heinz-Harald Frentzen ein.“

?: Wie ging es weiter?

Sauber: „1998 machte Willy nochmals einen Abstecher zu BMW in München, wo er verantwortlich war für das Paris-Dakar-Programm mit den Motorrädern. Auch dort hatte er auf Anhieb Erfolg. Er kam dann 2000 ins Team zurück, und ich ernannte ihn kurze Zeit später zum Technischen Direktor. Das erwies sich als Glücksgriff, denn in seinem ersten kompletten Jahr, 2001, erreichten wir in der Konstrukteurs-WM Platz vier, das war für uns ein großer Erfolg. Unter Willys technischer Regie liefen auch die Jahre mit dem BMW Sauber F1 Team, in denen wir den Doppelsieg in Kanada feierten. Willy deutete aber bereits damals an, dass er sich beruflich verändern wollte, versprach aber, so lange zu bleiben, bis seine Nachfolge geregelt ist. Das ist jetzt mit der Verpflichtung von James Key vollzogen.“

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