Ihre persönliche Autoberatung
0800 - 40 30 182
Formel-E
Die Züge im Gesicht von Harry Unflath verraten Anspannung gepaart mit Sorge. Seit 29 Jahren ist der Marketingchef vom Team Abt Sportsline im Motorsport aktiv. Aber ein routiniertes Nervenkostüm vor dem Start eines Rennens ist Harry bis heute nicht vergönnt. Zu emotional sind für ihn die Momente an der Piste. „Natürlich wollen wir ein gutes Ergebnis einfahren. Dann sind unsere Partner und Sponsoren zufrieden. Aber vor einem Rennen weiß man nie, was alles passieren wird und ob man am Ende ganz oben auf dem Podium steht. Das ist für mich immer Aufregung pur“, gesteht Unflath vor dem Start zum ersten Lauf der Formel-E-Saison in Peking. Das Team Schaeffler Abt Audi Sport tritt bereits im zweiten Jahr in dieser Rennserie an – mit Ambitionen.
Abklatschen und Händeschütteln in der Startaufstellung. Noch einmal auf das Carbon-Monocoque des Formel-E Renners von Lucas di Grassi klopfen. Unflath verlässt das Grid in Richtung Box – den Kopf leicht gesenkt, voller Gedanken, voller Hoffnungen und voller Wünsche. Wird es auch dieses Mal gut gehen?
Einfluss kann er jetzt nicht mehr nehmen. Motorengebrabbel wie in der Formel-1 oder der DTM gibt es nicht. Vielmehr erfüllt ein Pfeifen und Summen die Szenerie beim Start. Die Soundkulisse erinnert an den Film „Top Gun“ als die Startampel das Rennen freigibt. Die Formel-E-Renner klingen wie Jets auf dem Flugzeugträger. 26 Runden werden auf dem 3,4 Kilometer langen Stadtkurs rund um das Olympiastadion in Peking gefahren.
Das besondere bei dieser Rennserie: Etwa nach der Hälfte der Renndistanz müssen die Fahrzeuge getauscht werden, weil die Batterien nicht die volle Distanz durchhalten. Beim Wechsel kommt es auf jede Sekunde an. Zwar haben diese Boxenstopps eine Mindestzeit von 52 Sekunden – damit wird die Sicherheit gewährleistet – aber jeder Handgriff muss sitzen, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Weiter geht die Jagd mit mehr als 220 km/h um den Sieg.
Im Heck der rund 900 Kilogramm schweren Renner liefert die Batterie bis zu 200 kW Leistung. Alleine sie macht ein Drittel des Gesamtgewichtes der Boliden aus. Das Rennen bleibt vom ersten bis zum letzten Kilometer spannend, packend und voller emotionaler Ereignisse. Heiße Duelle auf der Strecke, spektakuläre Drifts, Überholmanöver am laufenden Band. Formel-E ist Racing pur. Die Piloten geben auf dem engen Stadtkurs zwischen Leitplanken und Betonmauern alles. Und es sind keine unbekannten Protagonisten auf der Piste. Ehemalige Formel-1-Weltmeister wie Jaques Villeneuve, Le Mans Sieger wie Loic Duval und Jungstars wie der Formel-E-Titelverteidiger Nelson Piquet Junior drehen am Lenkrad. Aber auch Legenden wie Alain Prost sind am Rand als Teammanager mit dabei.
Diese Rennserie ist zwar nicht so schillernd wie die klinisch reine, durchdeklinierte Formel-1. Dafür ist die Formel-E dominiert von Charaktertypen und –im wörtlichen Sinne – spannungsgeladenem Renngeschehen bei dem auch die Fans ein Wörtchen mitzureden haben. Die Garantie dafür liefern das Regelwerk und der „Fanboost“. Online dürfen bis sechs Minuten nach dem Start Stimmen für den jeweiligen Lieblingsfahrer abgegeben werden. Die Piloten mit dem größten Zuspruch bekommen für ihren Formel-E-Boliden für fünf Sekunden mehr Leistung und haben damit einen kleinen Vorteil.
Für Lucas di Grassi vom Team Schaeffler Abt Audi Sport gab es in Peking zwar keinen „Fanboost“, aber der Brasilianer holte sich am Ende Rang zwei. Zuvor lieferte er sich rundenlang einen harten Kampf mit Nicolas Prost, der nach einem Schaden am Heckflügel das Rennen kurz vor Schluss aufgeben musste. Gewonnen hat übrigens Le Mans Recke Sébastien Buemi. Ex-Formel-1-Pilot Nick Heidfeld vom Team Mahindra landete im Renner hinter Lucas Di Grassi auf Rang drei.
Hans-Jürgen Abt, Teamchef bei Schaeffler Abt Audi Sport zeigte sich „zufrieden mit dem Start in die Saison. Darauf können wir aufbauen und wir freuen uns auf spannende Rennen“, so Abt. Dass sich der Traditionsrennstall aus Kempten in dieser zukunftweisenden Rennserie engagiert, ist für ihn mehr als ein Experiment. „Die E-Mobilität ist in aller Munde und wird künftig eine große Rolle spielen. Auch deshalb wollen wir als Pioniere im Rennsport von Anfang an dabei sein“, resümiert Hans-Jürgen Abt nach dem Rennen.
Harry Unflath wirkt nach dem Zieleinlauf wieder entspannt. Das darf er auch sein, denn Rang zwei von Lucas di Grassi beschert dem Team 18 Punkte für die Teamwertung und mit den zwei Punkten von Daniel Abt rangiert seine nun mit 20 Zählern auf dem dritten Gesamtrang der Konstrukteurswertung hinter Renault und Dragon Racing. „Ein guter Auftakt“, so Harrys kurzes Statement, bevor er nach einem aufregenden Tag mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht das Geschehen in Richtung Hotel verlässt.
geschrieben von AMP.net/Sm veröffentlicht am 27.10.2015 aktualisiert am 27.10.2015
Auf auto.de finden Sie täglich aktuelle Nachrichten rund ums Auto. All das gibt es auch als Newsletter - bequem per E-Mail direkt in Ihr Postfach. Sie können den täglichen Überblick zu den aktuellen Nachrichten kostenlos abonnieren und sind so immer sofort informiert.