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Es gibt Strafgefangene, die ausbüchsen. „Ich bin dann mal weg.“ Eiserne Gitter und dicke Gefängnismauern sind auf wundersame Weise immer mal wieder erstaunlich durchlässig. An solche Botschaften und polizeiliche Fahndungsanstrengungen hat man sich fast schon gewöhnt. Jetzt eine Überraschung: Einer, der hinter Gitter gehörte, verwirklichte in einem ehrenwerten Amt jahrlang eine kriminelle, aber außerordentlich einträgliche Geschäftsidee.
Die Geschichte geht so: Der altgediente TÜV-Gutachter Norbert F. – 30 Jahre im Dienst – drückt bei der Abnahme der Führerscheinprüfung beide Augen zu, gibt versteckte Orientierungshilfe, damit Fragen von den Prüflingen richtig beantwortet werden, und kassiert von jedem, der auf diese Weise „garantiert“ zum ersehnten Führerschein kommt, etwa 50 Euro. So geht das über Jahre. Dankbar für den Beistand bei der theoretischen Prüfung seien ihm vor allen Araber, Türken und Vietnamesen, die der deutschen Sprache kaum oder gar nicht mächtig waren, schreibt die „Welt“ in einem Beitrag, der sich mit den Vorgängen bei einer der größten Berliner Fahrschule befasst.
Von der Berliner TÜV-Zentrale, bei der der Mitarbeiter mit Geschäftssinn in Lohn und Brot stand, sei nichts bemerkt worden, heißt es. Dass von der Fahrschule eines gewissen Ali Hasan T. jährlich bis zu 600 (!) Fahrschüler erfolgreich durchgeschleust wurden, erregte offenbar keinen Argwohn. Derweil flossen Woche für Woche üppige Schmiergelder in die Taschen des hilfreichen TÜV-Prüfers. Insgesamt 152.000 Euro sollen zusammengekommen sein. Die Anleitung zum richtigen Ausfüllen der Fragebögen war den Prüflingen offensichtlich nicht nur einen dankbaren Händedruck wert. Von der Kreuzberger „Erfolgsfahrschule“ wurde sogar emsig Reklame geschoben für ihre Ausbildung, die gewissermaßen den Führerschein garantierte.
Nachdem ans Ohr der Staatanwaltschaft gedrungen war, dass es da wohl nicht mit rechten Dingen zugehe, wurde im TÜV-Prüfungsraum heimlich ein Mikrofon installiert. Umgehend war der Beweis erbracht, dass die Führerscheinanwärter vom TÜV-Prüfer zielgerichtete Unterstützung erfuhren.
Inzwischen wird 6.000 Verdachtsfällen nachgegangen. 4.000 Führerscheininhaber wurden nachgeprüft, 1.500 von ihnen mussten den Schein bereits wieder abgeben. Auch für den TÜV dürfte die aufgedeckte Korruption Folgen haben. Geprüft wird, ob es Hinweise auf das Geschehen gegeben hat, denen der TÜV nicht konsequent nachgegangen ist. Zu lesen ist: „Dem TÜV droht neben einer Geldbuße von bis zu einer Million Euro auch der Entzug der Prüfungsermächtigungen. Zudem könnte der Konzern augrund der Ermittlungen in das Korruptionsregister aufgenommen werden“.
geschrieben von auto.de/(automobilreport.com/ar/Wolfram Riedel) veröffentlicht am 08.12.2009 aktualisiert am 08.12.2009
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