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Der Prüfer beim TÜV Rheinland in Köln war gnädig. Wer wollte, konnte eine theoretische Führerscheinprüfung am Computer ablegen, ohne dass sein Name und das Ergebnis in der Datenbank dokumentiert wurden. Und das war gut so; denn auch alte Hasen drohen zu scheitern, wenn sie sich an den PC setzen, ohne vorher noch einmal im Lehrbuch geblättert zu haben.
Ich wusste zum Beispiel nicht, dass eine weiße Tafel mit einem großen „A“ an einem Lastwagen für „Abfall“ steht. Ich wusste noch nicht einmal, dass es ein solches Zeichen in der Straßenverkehrsordnung gibt. Außerdem hatte ich längst vergessen, dass bei zu den Fragen oft mehrere richtige Antworten angeboten werden. Der namenlose Ausdruck meines Prüfungsergebnisses enthielt dann auch den demotivierenden Vermerk: nicht bestanden und „Wir wünschen Ihnen bei Ihrer weiteren Ausbildung viel Erfolg.“
Einen Moment empfand ich das als Zynismus. Aber diese Bemerkung gibt der TÜV allen Kandidaten mit auf den Weg, auch denen, die nach bestandener Prüfung wieder in die praktische Ausbildung einsteigen. Ich musste mich damit trösten, dass ich meine Fehlerpunkte bei Themen gesammelt hatte, die mit Verkehrsregeln und Verkehrssicherheit nichts zu tun haben. Das jedenfalls ergab, meiner Meinung nach, die Auswertung meiner Antworten sofort nach der Prüfung.
Spätestens mit diesem gemeinsamen Blick von Prüfer und Prüfling auf die Ergebnisse wird dem Führerscheinaspiranten deutlich, wie sinnvoll doch die theoretische Ausbildung und der Blick ins Lehrbuch sind. Denn man kann sich auf die Prüfung nicht mehr vorbereiten, indem man sich mit Musterfragebögen das Antwortschema merkt. Der Computer wählt die Fragen mit Hilfe eines Zufallsgenerators aus. Da hilft nur Wissen.
Tatsächlich meinen die TÜV-Experten, schon nach den ersten Erfahrungen mit der theoretischen Führerscheinprüfung am PC einen Effekt zu erkennen: Die Durchfallquote scheint niedriger zu sein als bei dem alten Fragebogen-Verfahren, das bis Ende 2010 ganz verschwunden sein wird. Jetzt liegt die Quote noch bei rund 20 Prozent.
Heute bildet der PC noch den Fragenkatalog der bekannten Prüfungsbögen ab. Später sollen auch die zusätzlichen Möglichkeiten des Computers ins Spiel gebracht und kurze Filme oder Animationen eingebaut werden. Außerdem möchte man in Zukunft auch richtige Antworten noch einmal hinterfragen können, um festzustellen, ob der Prüfling auch den Sinn einer Vorschrift verstanden hat.
Der PC soll so dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Als Beispiel nannte einer der Experten das Blinken beim Abbiegen. Viele Blinken eben nicht, bevor sie sich auf die Links- oder Rechtsabbiegerspur einordnen, sondern erst dann, wenn sie zum Abbiegen einlenken. Dann wird aus dem Ankündigen einer Richtungsänderung so etwas wie eine Vollzugsmeldung, die dem umgebenden Verkehr nicht hilft, aber scheinbar der Vorschrift genügt.
Hier wird der Computer seine Stärken ausspielen können, wenn der Prüfling mit ihm umgehen kann und nicht vor dem Bildschirm kapituliert. Da aber Computermuffeln die Prüfung nicht verweigert werden kann, haben sich die Entwickler des Programms große Mühe mit der Einführung gegeben. Das Ergebnis ist ein kleiner Computerlehrgang, den der Prüfling per Mausklick abarbeiten kann. Wer schon einmal eine Maus bedient hat, wird sich ohne Mühe und ohne große Anleitung zurechtfinden. Und auch die Sprachen stellen kein Hindernis dar; denn der Computer „spricht“ elf Sprachen.
Die echten Probanden, deren Prüfung ich beobachten konnte, hatten jedenfalls mit der Technik keine Probleme. Doch auch an diesem Tag gingen einige mit dem ausgedruckten Ergebnis „nicht bestanden“ aus dem Raum. Sie dürfen frühestens nach zwei Wochen wieder antreten.
Die Prüfung am PC ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts unter der Leitung des Bundesverkehrsministeriums und der Bundesanstalt für Straßenwesen, das 2004 begann. Die Umsetzung in die Praxis hat danach eine Arbeitsgemeinschaft der Technischen Überwachungsvereine übernommen. Im April 2008 hatten die Berliner und die Brandenburger mit der PC-Prüfung begonnen. Jetzt folgten die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Saarland und Rheinland-Pfalz. Im Bereich des TÜV Rheinland, der diese fünf Bundesländer abdeckt arbeiten nun rund 1700 Prüf-PC für jeweils rund 2500 Euro.
Keiner von denen wird es in Zukunft noch einmal schaffen, mich zu überlisten. Denn ich werde mit nicht mehr in die Gefahr begeben, ohne vorher noch einmal ins Lehrbuch zu schauen, um mich mit den weißen Tafeln zu befassen und mit den Umweltvorschriften, an denen ich dieses Mal noch gescheitert bin.
geschrieben von (ar/Sm) veröffentlicht am 19.01.2009 aktualisiert am 19.01.2009
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