Gary Paffett im Interview: Zurück in den Titelkampf

(adrivo.com) Die Formel-1-Chancen schwinden – doch nach einem überzeugenden Jahr bei Persson sieht Gary Paffett gute Aussichten auf ein HWA-Cockpit: Der Brite im Interview.

Deine Comeback-Saison ist zu Ende gegangen. Haben sich deine Erwartungen erfüllt?

Gary Paffett: Es war schwierig für mich, vor der Saison bestimmte Ziele abzustecken. Man versucht immer, das Beste zu geben, auch wenn es sehr deutlich schwieriger ist im Jahreswagen die Meisterschaft zu gewinnen. Für mich ging es darum, nach meinem Testjahr bei McLaren wieder in die Rennpraxis zurückzufinden. Dass ich als erster Fahrer ein Rennen im Jahreswagen gewonnen habe, war ein tolles Highlight, das nicht mehr zu übertreffen war. Wir hatten einige gute Rennen, wie auch auf dem Norisring, wo ich Vierter geworden bin. Oftmals hatten wir aber auch Pech in Form von Kollisionen oder technischen Problemen. Ich hätte sicherlich noch einige Punkte mehr sammeln können, zumal sich unsere eigentliche Performance auch daran gezeigt hat, dass ich stets zu den Schnellsten gehörte, wenn es geregnet hat – und die Unterschiede zwischen den Fahrzeuggenerationen eine weniger große Rolle gespielt haben. Im Saisonverlauf ist es für unser Team von Rennen zu Rennen schwieriger geworden, da sich die Entwicklungsfortschritte bei den Neuwagen bemerkbar gemacht haben. Insgesamt bin ich glücklich über die gute Zusammenarbeit mit dem Team Persson.

Zur Jahresmitte hattest du noch Verbesserungspotenzial bei eurer Konstanz ausgemacht. Hast du dies ausschöpfen können?

Gary Paffett: Ich glaube schon. Während der ersten Rennen hatten wir keine konstante Performance gefunden, weil wir oft zu viele und zu große Änderungen an der Fahrzeugabstimmung ausprobiert hatten. So waren wir am Freitag in Mugello sehr schnell, dann haben wir jedoch viel zu viel am Setup geändert und sind im Qualifying weit zurückgefallen. Am Sonntag haben wir das Auto auf den Stand von Freitag zurückgebaut – und gehörten im Rennen zu den Schnellsten. In der zweiten Saisonhälfte haben wir ein Basis-Setup gefunden, das recht gut funktioniert hat. Wir mussten die Abstimmung nun nur noch in überschaubarem Rahmen verändern, und so sind wir konstant schnell gewesen. Das war auch in Barcelona bei meiner Aufholjagd nach den beiden Durchfahrtsstrafen unübersehbar. Wir haben mit der Zeit gelernt, dass wir auf unser Auto und unser Setup vertrauen müssen, anstatt die gesamte Testzeit mit radikalen Umbauten zu verbringen.

Glaubst du, dass der recht chaotische Saisonverlauf der DTM eher geschadet oder genützt hat?

Gary Paffett: Das ist schwer zu sagen. So eng wie die Rennen und die Meisterschaft waren, war es für die DTM eine gute Saison. Etwas Besseres als ein Saisonfinale mit drei möglichen Meistern hätte der Serie nicht passieren können. Insgesamt hat der Saisonverlauf, so wie er geschehen ist, zu einem spannenden Titelkampf beigetragen, aber es gab einige Rennen, bei denen die beiden Hersteller miteinander nicht glücklich waren. Letztlich werden alle Beteiligten sehr viel aus diesem Jahr gelernt haben und wissen jetzt, was das Ziel für 2008 sein muss. Dafür müssen gemeinsam einige Änderungen vorgenommen werden.

Wie sollten diese aus deiner Sicht aussehen?

Gary Paffett: Das weiß ich nicht, aber in meinen Augen sind die Regeln zu vage formuliert, was erlaubtes und unerlaubtes, bestraftes und unbestraftes Zweikampfverhalten angeht. Diese Diskussion führen wir schon lange, und immer wieder gibt es Entscheidungen der Rennleitung, die wir und die Zuschauer nicht nachvollziehen können. Das Reglement muss klarer formuliert werden, auch wenn natürlich fest steht, dass Berührungen Teil des Tourenwagensports sind. Gerade das macht den Sport so aufregend, aber es muss auch Grenzen geben.

Mit einem umformulierten Reglementsartikel wäre das Problem also gelöst?

Gary Paffett: Das Reglement ist nur ein Aspekt. Der andere ist, dass auch im Gespräch zwischen den Sportkommissaren und den Fahrern besser erläutert werden muss, was erlaubt ist und was nicht. An der Kommunikation hat es in diesem Jahr manchmal gemangelt; es wurde uns zu oft zu wenig oder nichts erklärt; auch was die Kriterien von Sportstrafen angeht. Ich war überrascht über die harten Strafen für Mika Häkkinen und Daniel La Rosa in Barcelona, und ich habe keine Erklärung gehört, weshalb diese vergeben wurden. Fahrer und Teams müssen künftig über die Entscheidungen der Rennleitung und ihre Gründe besser informiert werden. Ansonsten können die Fahrer nicht aus Fehlern lernen.

Was war deine Meinung zum vorzeitigen Audi-Rückzug in Barcelona?

Gary Paffett: Diese Entscheidung war wohl weder für Audi selbst noch für die DTM gut. Audi hat daran geglaubt, in diesem Moment das Richtige zu tun, aber ich bin mir sicher, dass die vorangegangenen Kollisionen zum allergrößten Teil normale Rennunfälle waren. Niemand hat das Ziel gehabt, absichtlich das Rennen des Gegners zu zerstören. Während des Rennens habe ich kaum etwas davon mitbekommen, doch als ich hinterher realisiert habe, welche Entscheidung Audi getroffen hat, war ich sehr überrascht.

Hat sich in Barcelona auf diese Weise auch das Problem einer DTM mit nur zwei Herstellern gezeigt?

Gary Paffett: Definitiv. Auch wenn die DTM mit Mercedes-Benz und Audi eine unglaublich starke Meisterschaft ist, wäre es schön einen, besser zwei weitere Hersteller in der Serie zu haben. Die Tourenwagen sind die besten der Welt, das Niveau des Fahrerfelds ist extrem hoch, der Wettbewerb ist enorm hart. Für jeden Beteiligten ist die DTM eine Herausforderung. Dies sollte Interesse bei anderen Herstellern wecken.

Kannst du dir vorstellen, ein weiteres Jahr in der DTM zu bleiben?

Gary Paffett: Durchaus, denn für mich ist es eine tolle Meisterschaft, in der ich in der Vergangenheit und auch seit meinem Comeback viele Erfolge gefeiert habe. Ich würde gerne wieder im Neuwagen um den Titel kämpfen, so wie 2004 und 2005, als ich gezeigt habe, wozu ich fähig bin. In diesem Jahr war es schwierig, noch ein neues Auto zu bekommen, denn die Saisonvorbereitungen waren zum Zeitpunkt meiner Comeback-Entscheidung schon weit vorangeschritten. Wenn ich mich diesmal rechtzeitig für ein weiteres DTM-Jahr entscheide, sollte ein Cockpit bei HWA möglich sein.

Inwieweit hast du Kontakt zu anderen britischen Fahrern wie Lewis Hamilton?

Gary Paffett: Zu Lewis habe ich regelmäßig Kontakt, seit ich Testfahrer bei McLaren bin. Auch mit Jamie Green und Paul Di Resta habe ich natürlich oft zu tun. Aber auch zu Jenson Button oder Adam Carroll, der mittlerweile wieder in der GP2 fährt, habe ich regelmäßig Kontakt. In meiner Freizeit habe ich jedoch generell weniger Kontakt zu Personen aus dem Rennsportgeschäft.

Wie viel Zuspruch von den deutschen Fans bekommst du?

Gary Paffett: Ich glaube, dass ich in Deutschland sogar mehr Fans als in England habe, nachdem ich mittlerweile vier DTM-Jahre bestritten habe. Ich fahre seit 2001 in Deutschland Rennen, habe hier die Formel-3-Meisterschaft gewonnen. Eigentlich hat bisher meine gesamte Karriere als Profirennfahrer in Deutschland stattgefunden; und so konnte ich hier viele Fans gewinnen. Mein Fankreis ist im Allgemeinen mehr europäisch, denn britisch.

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