Gascoyne setzt auf Zuverlässigkeit: Mit Leistung nichts zu holen

(motorsport-magazin.com) Kein Team hatte so wenig Vorbereitungszeit für die kommende Saison wie Lotus, da der Rennstall erst als letzter einen Startplatz für 2010 bekam und in wenig Zeit viel zustande bringen musste. Da erst im September wirklich mit der Arbeit begonnen werden konnte, wollte Mike Gascoyne letztendlich nur ein nettes, einfaches Auto, das die ersten Rennen zuverlässig abspulen kann und zumindest das scheint gelungen. Es gab zwar ein paar Probleme bei den Tests, aber nichts, was dem Technikchef Sorgen bereitet und Kilometer konnten mehr gefahren werden als erhofft. "Es war eine große Aufgabe und wir haben es wohl besser geschafft, als wir das erhoffen durften", meinte Gascoyne gegenüber Autosport.

Bei der reinen Geschwindigkeit will er vom Auto nicht allzu viel erwarten. Dreieinhalb Sekunden hinter der Spitze sei man wohl, meinte er. "Das haben wir vor sechs Monaten gesagt und dort sind wir auch. Wir haben immer gesagt, in den ersten vier Rennen wollen wir respektabel sein, dieses Leistungs-Niveau erreichen und zuverlässig sein." Mehr als gute Zuverlässigkeit sei auch nicht drin gewesen, betonte Gascoyne. Da man nun aber eine solide Basis und die nötigen Ressourcen habe, könne man die Leistung nach vorne bringen. Mit einem Auto, das es auch ins Ziel schafft, sah Gascoyne in den ersten Rennen aber schon einmal gute Chancen, vielleicht mit Glück in die Punkte zu rutschen. Rein mit Leistung hielt er das bei keinem der neuen Teams für möglich.

Eine Sekunde in Barcelona

"Deswegen sind wir das so angegangen, denn wenn man neue Aero-Teile bringt, kann man schneller werden. Wenn man aber nicht ins Ziel kommt, bekommt man gar nichts. Das Ziel war es immer, die ersten vier Rennen zu bestreiten und ein Auto zu haben, das die Chance auf eine Zielankunft hat." Auf Update-Seite wird es zunächst nur kleinere Neuerungen geben, je nach den Entwicklungs-Ergebnissen soll dann wie angekündigt in Barcelona ein großes Update auf das Auto kommen. Rund eine Sekunde könne ein großes Update bei Lotus momentan schon bringen, war er sich sicher. "Man darf nicht vergessen, dass als wir das Design des Autos abgeschlossen haben und die Unfall-Struktur und Kühleinlässe machten, es noch einen Monat dauerte, bis wir im Windkanal waren. Die grundlegende Kühl-Konfiguration musste ohne Kühl-Zahlen und -Daten gemacht werden." Deswegen wurde die Verkleidung auch etwas großzügiger ausgelegt, um einen zuverlässigen Betrieb sicherzustellen.

Auf die Spitze hatte Gascoyne bei den Tests nicht so genau geschaut, dafür war bei Lotus zu viel zu tun, er rechnete aber damit, dass es eine spannende Saison werden wird. Das wird es auch für Jarno Trulli und Heikki Kovalainen, die die Spannung aber wohl von weiter hinten verfolgen werden. Gascoyne meinte, beide hätten genau gewusst, worauf sie sich bei Lotus einlassen und betonte, dass einige Schlagzeilen sie negativer klingen ließen, als sie es eigentlich seien. "Man kann realistisch sein und sagen, dem Auto fehle es an Abtrieb – das wird eine Schlagzeile bringen. Wenn man aber mit ihnen spricht, dann sagen sie: ‚Das Team ist toll und die Fortschritte sind großartig.‘ Es gibt also viel Positives. Einige der Kommentare werden als Schlagzeilen aufgegriffen, auch wenn sie nicht viel bedeuten. Eigentlich sind sie sehr positiv darüber gestimmt, wo das Team steht", sagte Gascoyne.

Der unzufriedene Teil

Und eine Hilfe sind die Fahrer auch, immerhin hat Trulli schon sehr viel Erfahrung und Kovalainen ist auch kein Neuling mehr in der Formel 1. "Jarno stieg vor zwei Tagen ins Auto und sagte nach vier oder fünf Runden: ‚Ich verstehe, das ist das Problem – es ist hier, wir müssen das lösen.‘ Dann ändert man ein paar Dinge und er sagt: ‚Ja, das ist besser, wir haben jetzt eine klare Richtung.’" Vorigen Mai oder Juni hätte sich Gascoyne so etwas noch gar nicht vorstellen können, da saß er noch alleine in seinem Büro zuhause. Dass er nun ein Auto an den Start bringt, ist auch für ihn beinahe surreal, auch wenn er bereits daran denkt, wie er die 3,5 Sekunden Rückstand aufholen kann. "Das heißt, ein Teil von dir ist nicht zufrieden – man braucht mehr. Wir haben einen unmöglichen Job gemacht; wir müssen nur noch einen zweiten schaffen. Es ist das alte Sprichwort: das Unmögliche schaffe ich, Wunder könnten etwas länger dauern."

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