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BMW
Für die Aktionäre auf der BMW-Hauptversammlung dürfte der von Vorstandschef Reithofer in seiner Rede vermittelte Optimismus das positive Signal Richtung Zukunft gewesen sein, auf das alle warten. Ohne die Realität schönzureden, zeichnete Reithofer ein optimistisches Szenario für die Zukunft. Und er vermittelte mit seinen Ausführungen subtil auch die Erkenntnis, dass die Mitarbeiter und die Kunden genug haben von Schwarzmalerei und industrieller Endzeitstimmung.
Ob der BMW-Chef in optimistischem Realismus machte oder in realistischem Optimismus, spielt keine Rolle. Wichtig war die vermittelte Botschaft: Die Zeiten sind hart, aber wir werden gestärkt daraus hervorgehen. Es geht auch mal wieder aufwärts. Und für BMW hat mit dem vorzeitigen Ende der Kurzarbeit im Werk Regensburg der Horizont wieder einen Silberstreif.
Genau das sind die Signale, auf die wir jeden Tag hoffen. Dabei hat Norbert Reithofer aber auch ganz konkret begründet, warum BMW seiner Überzeugung nach auch in Krisenzeiten ein starkes Unternehmen ist: „Unser Geschäftsfeld ist die individuelle Mobilität im Premiumbereich.“ Dieses Segment werde auch in Zukunft wachsen, ist Reithofer überzeugt. BMW lasse sich in seiner langfristigen Strategie nicht verunsichern. „Wir denken nicht von Quartal zu Quartal.“ BMW übernehme auch gesellschaftliche Verantwortung. Dabei sieht Reithofer interessante Assoziationen: „Unser Geschäft ist Premium. Und Premium ist (auch) Verantwortung. Wir tragen so auch dazu bei, dass die Menschen verloren gegangenes Vertrauen in die freie Marktwirtschaft und deren Akteure wieder zurückgewinnen.“
Dabei erinnerte Reithofer auch daran, dass BMW schon viele Krisen gemeistert habe: von der Fast-Pleite vor 50 Jahren, der ersten Ölkrise 1973 („Völlig gegen den Trend haben wir das Werk Dingolfing eröffnet.“) und der schweren Absatzschwäche 1992/93 bis zum Verkauf von Rover im Jahr 2000. Ohne dass er es sagen musste, schwang die Überzeugung mit, dass BMW aus jeder Krise tatsächlich stärker hervorgegangen ist. Jetzt komme es auf zwei Dinge an: „Erstens: Wir steuern besonnen und mit Augenmaß durch die schwierige Zeit. Wir halten das Heft des Handelns in der Hand. Zweitens: Wir investieren weiter in neue Produkte und Technologien für die Mobilität von morgen.“
Kein Hersteller im Premiumsegment habe 2008 mehr Fahrzeuge verkauft als die BMW Group mit 1,43 Millionen. „Unseren Anteil am weltweiten Premiumsegment haben wir auf über 25 Prozent erhöht.“ Immer wieder klatschten die Aktionäre Beifall. Sogar dann, als Reithofer mit gewählten Worten plausibel machte, dass die Dividende mit 30 Cent pro Stammaktie deutlich geringer ist als im Jahr zuvor. Alles eben eine Frage der Argumentation. „Die Aktionäre kriegen weniger. Aber auch die Führungskräfte und Mitarbeiter haben 2008 weniger Geld bekommen, obwohl sie viel geleistet haben.“
Einerseits musste Reithofer bedauern, dass ein Personalabbau um 7.500 Stellen notwendig geworden war, alle Bereiche verschlankt werden mussten. „Die Personalkosten werden dadurch künftig um 500 Millionen Euro pro Jahr sinken.“ Allerdings schaffe BMW auch neue Arbeitsplätze: vor allem für Ingenieure; 2008 immerhin 226. Auch in diesem Jahr werde man einige hundert neue Mitarbeiter suchen. Punkten konnte Reithofer in seiner Rede auch mit dieser Mitteilung: „Zum Ende des Jahres 2008 haben wir 4.102 Auszubildende beschäftigt, die meisten davon in Deutschland. Unsere Ausbildungsquote liegt bei über fünf Prozent. 2009 stellen wir wieder rund 1100 jungen Leuten einen Ausbildungsplatz zur Verfügung.“ Dies verstehe man bei BMW auch als gesellschaftliche Verantwortung. Kein Aktionär, der da nicht geklatscht hätte.
Zur Gegenwart und Zukunft: In den ersten drei Monaten des Jahres ist der Absatz um 21 Prozent zurückgegangen. „Damit schneiden wir besser ab als das Premiumsegment.“ Trotzdem fahre BMW weiter auf Sicht. „Es gibt noch keine Entwarnung.“ Aber selbst dieser Satz klang eher optimistisch als negativ. Selbst dem schwierigen US-Markt kann Reithofer Positives abgewinnen: „Zum ersten Mal haben wir im ersten Quartal 2009 mehr BMW-Fahrzeuge in den USA verkauft als Lexus. BMW ist die meistverkaufte Premiummarke in den USA.“
Ein paar Seitenhiebe auf den Wettbewerb konnte sich der BMW-Chef nicht verkneifen. Er sagte, „wir nutzen die Wirtschaftskrise, um Ihr Unternehmen fit zu machen für die Aufschwungphase. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen. Dann zeigt sich, wer seine Hausaufgaben erledigt hat oder wer mit sich selbst beschäftigt war“. Er sei überzeugt, dass die Nachfrage nach Premiumfahrzeugen wieder zulegen werde.
Es gelte aber, den Begriff Premium stellenweise neu zu definieren. Premium sei nachhaltig, effizient, innovativ, Design und – Zukunft. In allen Kriterien habe BMW viel geleistet. „Kein anderer Hersteller hat den CO2-Ausstoß seiner Flotte stärker reduziert als die BMW Group“, betonte deren Chef. In Deutschland kämen BMW und MINI auf einen Wert von durchschnittlich 165 g/km. Der BMW-Flottenwert liege unter den Werten der größten deutschen Volumenmarke. „Und er liegt gleichauf mit Herstellern, die überwiegend Kleinwagen produzieren.“
BMW habe die freiwillige Selbstverpflichtung des europäischen Automobilverbandes ACEA erfüllt und die Emissionen bis zum Jahr 2008 sogar um mehr als 25 Prozent gesenkt. „Auch die neuen Ziele ab 2012 und 2015 werden wir erreichen.“ BMW werde keine Strafzahlungen nach Brüssel überweisen müssen.
(Entnommen aus der aktuellen Ausgabe des Branchen-Informationsdienstes PS-Automobilreport)
geschrieben von (ar/PS/Hans-U. Wiersch) veröffentlicht am 19.05.2009 aktualisiert am 19.05.2009
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