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Es bleibt einem die Luft weg, wenn man genau nimmt, was in diesen Tagen an verqueren Meinungen und heuchlerischen Weisheiten zu lesen und zu hören ist. Da wirft die Deutsche Fondsgesellschaft DWS Porsche vor, den Volkswagenkurs manipuliert zu haben. Eine absolute Verdrehung der Tatsachen. Was hat Porsche getan? Das Unternehmen setzt schlicht seine immer wieder kommunizierte Absicht um, die Mehrheit an Volkswagen erwerben zu wollen. Dazu kauft das Unternehmen Aktien. Das ist nicht im Ansatz eine Manipulation. Dass der VW-Kurs durch die Decke geschossen ist, hat also nicht Porsche zu verantworten, sondern jene Spekulanten, die im Glauben an ein Sinken des VW-Kurses Aktien verkauft haben, die sie noch nicht besessen haben.
Der steigende VW-Kurs sorgte dann dafür, dass diese Spekulanten in Panik schnell Aktien kaufen mussten, um ihre sogenannten „Leerverkäufe“ bedienen zu können, der Kurs stieg abenteuerlich an. Dass der Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Porsche Manipulation vorwarf, ist schon abenteuerlich, weil er damit Porsche unterstellt, sich am steigenden VW-Kurs bereichern zu wollen. Da die Fondsgesellschaft von Haus aus ein Interesse daran hat, dass ihre Mitglieder mit Aktien Geld verdienen, mutet der Vorwurf gegenüber Porsche an wie der Ruf des Taschendiebs, der die Polizei mit dem Satz „Haltet den Dieb!“ von sich ablenken will.
Dass Porsche inzwischen VW-Aktien verkauft hat, um den Markt zu beruhigen, ist lobenswert, wäre aber weder rechtlich noch moralisch notwendig gewesen. Allein das eigene Interesse an einer Beruhigung der Märkte dürfte das Motiv gewesen sein, keinesfalls aber der Wunsch nach Gewinnmitnahmen. Klar ist: Porsche spekuliert nicht, sondern hat ein unternehmerisch-strategisches Ziel: die Mehrheit bei VW. Das haben die Stuttgarter immer wieder laut gesagt. Dies Manipulation des Börsenkurses zu nennen, war fahrlässig, unverantwortlich und eigentlich böswillig. Und natürlich gibt es gleich ein paar Trittbrettfahrer wie den Verkehrsclub Deutschland, der ebenso Abenteuerliches behauptet und errechnet haben will, dass Porsche allein mit den VW-Aktien 40 Milliarden Euro Gewinn gemacht haben soll. Was sind das für „Experten“, die sich dann noch anmaßen, der Automobilindustrie die richtigen Entscheidungen vorschreiben zu wollen. Wenn es nach dem Verkehrsclub geht, sollten die deutschen Hersteller ihre Fabriken nicht nur für vier Wochen schließen, sondern am besten für ein paar Jahre. Ob sich Verkehrsclub-Chef Lottsiepen dann auch vor die Belegschaften stellt und ihnen erklärt, dass ihre Arbeitsplätze gegenüber einer fanatischen Klimaschutz-Ideologie das nachrangige Gut sind? Es ist schwer zu ertragen, dass jetzt die Politik in Panik gerät, weil in der deutschen Schlüsselindustrie Automobil die Bänder stillstehen. Sie ist zu einem hohen Maß mit dafür verantwortlich. Sie hat die totale Verunsicherung der Autokäufer zugelassen, sie mit ihrer Verzögerungstaktik und dem Herumgeeiere in Sachen CO2-bezogene Kfz-Steuer sogar befördert.
Die Kfz-Steuerreform stand bereits im Koalitionsvertrag bei Rot-Grün im Jahr 1998. Übereilte Umsetzung ihrer Absicht kann man der Bundesregierung also nicht gerade vorwerfen. Sogar EU-Kommissar Verheugen gibt der Umweltpolitik der Bundesregierung eine Mitschuld an der Zurückhaltung der Autokäufer, weil sie „keinen klaren Kurs fährt“. Jetzt ist das Wehklagen über die Probleme in der Autoindustrie landauf, landab laut. Was sind das für Politiker, die Warnungen der Industrie so lange ignorieren, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist? Das alles jetzt auf die globale Finanzkrise zu schieben ist falsch. Das Dilemma der Autoindustrie ist zu einem guten Teil der deutschen Politik zuzuschreiben.
Das fängt bei der Kilometerpauschale an und hört bei der ständigen Kritik am sogenannten Dienstwagen-Privileg nicht auf. Um es auf den Punkt zu bringen: Weder die Kanzlerin noch der Wirtschaftsminister, weder der Bundestag und die Große Koalition haben sich je ernsthaft bemüht, die Rahmenbedingungen für die Autoindustrie so zu gestalten, dass diese verlässliche Zielvorgaben bekommen hat. Stattdessen haben die deutschen Politiker gern mit draufgehauen, wenn es darum ging, der deutschen Autoindustrie Versagen vorzuwerfen und ihr Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Erst jetzt, da die Signale auf Arbeitsplatzabbau stehen, scheinen die Politiker aufzuwachen. Wenigstens bleibt das zu hoffen. (ar/PS/HU)
(Entnommen aus der aktuellen Ausgabe des Branchen-Informationsdienstes PS-Automobilreport
geschrieben von ) veröffentlicht am 11.11.2008 aktualisiert am 11.11.2008
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