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Wer hat gewonnen, wer hat verloren? – Diese Frage stellen sich viele nach der Abdankung des erfolgreichen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking. Und viele sind mit der Antwort schnell zur Hand. Vielleicht zu schnell. Nein, es ist nicht so gelaufen, wie es sich Wiedeking vorgestellt hat. Aber es ist besser gekommen, als es hätte kommen können.
Wiedekings Rückzug – es war ganz sicher kein Rausschmiss – zeigt nicht nur Verantwortung für das Unternehmen Porsche, sondern auch tatsächliche Einsicht in das Unvermeidliche. Wiedeking musste dazu beitragen, die Situation zu befrieden, wie er sinngemäß gesagt hat. Zu lange hat die Auseinandersetzung bereits gedauert, das Image beider Unternehmen stand auf dem Spiel. Bislang sind nur Image-Kratzer entstanden, die bei einem Fortgang der öffentlichen Auseinandersetzung zu tieferen Wunden geführt hätten.
Wiedeking hat den Weg frei gemacht, der industriellen Logik eine Brücke zu bauen, die ja auch von ihm von Anfang an richtig erkannt worden war. Wiedekings Intention basierte ja im Grunde auf jener Idee, dass nur Porsche mit Volkswagen zukunftsfähig sein kann. Wiedeking dürfte bei seinen Planspielen klar gewesen sein, dass Volkswagen auch ohne Porsche überlebensfähig ist, Porsche allein aber nicht. Natürlich hätte er das alles gern unter der Führung von Porsche gesehen, aber nun ist es anders gekommen. Am industriellen Ergebnis, dass zwei kerngesunde Unternehmen künftig eng verzahnt zusammenarbeiten und ihren Erfolg fortsetzen, ändert das nichts.
So gesehen ist nichts wirklich schiefgegangen, wenn man von den Plänen zur Führungsstruktur einmal absieht. Das sieht auch Wiedeking so. Sein Verdienst ist es heute, dass er Porsche vor Jahren vor der Pleite gerettet hat und nun bereit ist, von seinen Plänen insofern abzurücken, als er der Porsche-Holding die Gesamtführung übertragen wollte. Das mag ihm wehtun, aber es wird Porsche nicht schaden. Seine noble Geste, die Hälfte seiner Abfindung sozialen Zwecken zu spenden, macht ihn irgendwie auch zu einem Sieger in diesem für ihn verlorenen Spiel. Dass er den Zuspruch der Porsche-Mitarbeiter behalten wird, dürfte ihn trösten. Überhaupt war das Szenario bei der Betriebsversammlung im Regen sehr ungewöhnlich. Tränen, Emotionen und Beifall, das ist selten bei einem Managerrücktritt.
Wer aber nun glaubt, alles sei in trockenen Tüchern, irrt. Jetzt erst muss das Thema, wie der integrierte Konzern aussehen und funktionieren soll, verhandelt werden. Mit der Grundsatzentscheidung sind noch keine Details festgelegt. Was die vom Porsche-Betriebsratsvorsitzenden Hück befürchteten Polo-Teile in einem Porsche angeht, darf uneingeschränkt Entwarnung gegeben werden.
Dass Volkswagen seine Marken nicht in ein Gleichteilekorsett zwingt, wie einst Ford zum Beispiel seine damalige Marke Aston Martin mit Türöffnern aus Mazda-Modellen, ist bewiesen. Wie sonst hätte Audi ein so eigenständiges Markenbild, eine so eigenständige Markenwahrnehmung dieser Premiumfahrzeuge erreichen können? Audi, Bugatti, Lamborghini sind so eigenständig, wie es der Kunde erwarten darf. Und was ist schon dabei, wenn der Gurtaufroller aller Marken von nur einem Zulieferer kommt?
Alles in allem ist die Entwicklung Porsche/Volkswagen, wie sie sich jetzt abzeichnet, ein Gewinn für die deutsche Autoindustrie insgesamt. Mag sein, dass man bei den deutschen Wettbewerbern nun fürchtet, dass der Wettbewerb noch härter wird. Aber das ist kein Nachteil. Vielleicht sogar ein Anlass, einen neuen Innovations- und Qualitätsschub zu initiieren. Ganz sicher wird die Entwicklung bei Porsche und Volkswagen der gesamten deutschen Autoindustrie helfen, auf dem Globus noch deutlicher wahrgenommen zu werden.
(Entnommen aus der aktuellen Ausgabe des Branchen-Informationsdienstes „PS-Automobilreport“)
geschrieben von (ar/automobilreport.com/Hans-U. Wiersch veröffentlicht am 27.07.2009 aktualisiert am 27.07.2009
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