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Gebrauchtwagen-Check: Dodge Viper – Ohne Filter

Im Kreise der US-Sportwagen-Ikonen nimmt die Dodge Viper die Rolle des Halbstarken ein. Das liegt nicht nur daran, dass sie mit erst 20 Jahren Modellgeschichte weit weniger Tradition vorzuweisen hat als etwa die Corvette oder Shelbys Mustangs, sondern auch an ihrem brachialen Auftreten und dem ungestümen Wesen. Die in Europa auch als Chrysler Viper angebotene Giftschlange ist ein Auto für Fans. Und die müssen für ein gebrauchtes Exemplar gar nicht viele Euro pro PS anlegen.

Karosserie und Innenraum

„Too much“, von allem etwas zu viel, schien die Design-Vorgabe für die 1992 erschienene erste Generation (bis 1995) zu sein. Wenn überhaupt ein Auto ein Phallus-Symbol ist, dann die Viper mit ihrer langen Motorhaube, den geschwollenen Formen und dem Hier-Komm-Ich-Appeal. Wie bei der großen Konkurrentin Corvette besteht die Karosserie der Viper zum größten Teil aus glasfaserverstärktem Kunststoff, neigt mit den Jahren zur Rissbildung, ist dafür aber rostfrei. Ausnahme sind die bei einigen Modellen mit Sidepipes verbauten Aluminium-Schweller, die häufig unter Korrosion leiden. Trotz der Leichtbauweise bringt der zweisitzige US-Sportler stolze 1,5 Tonnen auf die Waage, was auch am stabilen Stahl-Kastenrahmen unter der Plastikhaut liegt. Plastik ist auch das Schlagwort für den Innenraum: der ist amerikanisch-trist, allerdings recht haltbar.[foto id=“484712″ size=“small“ position=“right“]

Motor

Die Viper ist wohl der einzige Supersportwagen, der von einem Lkw-Motor angetrieben wurde. Zumindest stammt die technische Basis des V10-Benziners aus dem Nutzfahrzeug-Regal, das Triebwerk wurde aber gemeinsam mit der damaligen Konzerntochter Lamborghini kräftig überarbeitet. Auch 8,0 Litern Hubraum schöpft der vorne eingebaute Sauger 405 PS und ein Drehmoment von 630 Nm, das via Sechsgang-Handschaltung an die Hinterachse geleitet wird – ungebändigt von ABS, Traktionskontrolle oder anderen elektrischen Helfern. Entsprechend schwierig zu fahren ist die tückische Giftschlange. In Sachen Haltbarkeit gilt der V10 als absoluter Dauerläufer, zumindest wenn er ruhig auf der Welle seines überlegenen Drehmoments schwimmen durfte, anstatt ständig die Drehzahl-Arie kreischen zu müssen. Einige bekannte Probleme gibt es laut der Experten von „Oldtimer Markt“ aber doch: etwa löchrige Kühler oder Zylinderkopfdichtungen. Langfristig Probleme machen können die notorischen Probleme mit den Zündkabeln. Häufig ist das Pausieren eines der zehn Zylinder gar nicht zu hören, so dass das unverbrannte Benzin mit der Zeit den Ölfilm zerstört und für erhöhten Verschleiß sorgt. Gebrauchtwagenkäufer sollten auch darauf achten, dass das Getriebe leicht und ohne Geräusche schaltet – Reparaturen sind sehr teuer.[foto id=“484713″ size=“small“ position=“left“]

Qualität

Wo nichts ist, kann nicht viel kaputt gehen. So gesehen macht sich die simple und nahezu elektronikfreie Machart der Viper bezahlt. Zudem wurden bei europäischen Fahrzeugen einige Schwachstellen schnell in Eigenregie behoben; so wurde etwa das zu schwach ausgelegte Fahrwerk häufig durch Tuningteile ersetzt. Hier sollte man darauf achten, dass der Umbau in den Papieren eingetragen ist. Generell sollte man sich der Sportler auch von unten betrachten, denn zu den weiteren Schwachpunkten zählen Lenkgestänge, Silentbuchsen und die Drehmomentstützen an der Hinterachse. Die Probleme werden umso schlimmer, je sportlicher der Vorbesitzer mit der Viper umgesprungen ist. Von ausgewiesenen Rennstrecken-Autos sollte man lieber die Finger lassen.

Kosten

Bei der Viper liegen nicht nur die Fahrleistungen auf Supersportwagen-Niveau, sondern auch die Unterhaltskosten, so die Spezialisten von „Oldtimer Markt“. Ersatzteile sind zwar leicht zu bekommen, aufgrund der geringen Stückzahlen aber sehr teuer. Mächtig ins Geld gehen auch die Reifen in hierzulande seltenen Größen. Ein kompletter Satz kostet locker 1.400 Euro, wenn sie denn überhaupt in vernünftiger Qualität zu bekommen sind. Denn viele Exemplare sind schon beim Händler lange überlagert. Wer nicht selbst eine kleine Werkstatt zur Verfügung hat, muss zudem auch bei kleinen Problemen mit hohen Reparaturkosten rechnen: der Motorraum ist extrem eng, die passenden Diagnose-Geräte für die Elektrik kaum zu bekommen.  

Fazit

Wer gerne optisch und akustisch auffällt und eine Schwäche für großvolumige Saugmotoren hat, kann sich nach einer Viper umschauen. Zuschlagen sollte man aber nur bei gut gepflegten und rücksichtsvoll behandelten Exemplaren. Ansonsten kann der Sportler auch auf andere Weise als durch kritisches Fahrverhalten richtig giftig werden. Die Preise für Modelle mit der Classic-Data-Note 3 liegen bei rund 33.000 Euro.

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