Acht Zylinder für kleines Geld

Gebrauchtwagen-Check: Luxusklasse zum Kleinwagenpreis

Wer würde nicht gerne wie die Queen oder der Sultan von Brunei im Rolls-Royce durch die Gegend fahren? Oder noch besser gefahren werden? Als standesgemäßer Untersatz kommen dann nur Luxuslimousinen mit großvolumigen V8-Motoren in Frage. Die sind zwar in Zeiten von Rohstoffknappheit nicht mehr ganz zeitgemäß und bleiben als Neuwagen für die meisten Autofahrer nur ein Traum. Doch wer sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt umsieht, entdeckt so manchen Luxus für kleines Geld. Denn der Wertverfall ist besonders bei den teuren Autos enorm. Mit ein paar Jahren auf der Blechhaut gibt es sie teilweise schon unter 10.000 Euro.

Doch Vorsicht bei allen vermeintlichen Schnäppchen: Mit dem Kaufpreis ist es nicht getan. Wer die Musik bestellt, der muss sie auch bezahlen, bei Luxusautos gilt das vor allem für höhere Kraftstoffkosten, Versicherungsbeiträge und die Kfz-Steuer. Auch Wartung und Reparaturen fallen in der Regel deutlich teurer aus als bei einem Kleinwagen oder Kompakten. Deshalb sollten Interessierte lieber einen hohen Betrag vorab schon mal zur Seite legen – für die erste Reparatur.

Rolls-Royce Silver Spirit

Ein Rolls-Royce Silver Spirit von 1982 ist schon ab 7.500 Euro zu haben. Unter der langen Motorhaube des Rechtslenkers steckt ein 6,7-Liter-V8 mit 148 kW/201 PS, ausreichend nach der damaligen Rolls Royce-Diktion. Passagiere können sich an der Volllederausstattung und dem üppigen Platzangebot freuen. Einen Spirit von 1986 mit nur 56.000 Kilometer Laufleistung gibt es für den gleichen Preis. Lack und Technik sind allerdings überholungsbedürftig, so dass einige Investitionen nötig sind. Die Motoren gelten als robust, können aber auch wegen Inkontinenz eine Überholung fordern. Vorsicht bei schlecht schaltenden Automatikgetrieben – ein Austausch wird sehr teuer.

Auch leidet das Fahrwerk durch das hohe Gewicht nach einigen Jahren. Dazu zählen nicht  nur Buchsen, Wellen und Achsen, sondern auch Bremsen und Lenkung. Trotz des damaligen hohen Preises sind die Briten aber keineswegs gegen Rost immun. Lackschäden und Rostbläschen sind bei älteren Autos oft zu finden. Spachtelbomber lassen sich leicht mit einem Magneten identifizieren. Fällt dieser vom Blech ab, verbirgt sich unter dem Lack mehr Spachtel als Blech.

Bentley Mulsanne

Noch günstiger, zumindest in der Anschaffung, ist der Bentley Mulsanne. In den bekannten Gebrauchtwagenbörsen kostet ein Mulsanne Turbo von 1984 mit rund 170.000 Kilometer Laufleistung knapp 4.000 Euro. Seine 245 kW/333 PS wollen aber ausreichend gefüttert werden, deshalb sollten Interessenten ein ausreichendes Budget für den Tankwart kalkulieren. Die Motoren gelten in der Regel als robust, Probleme bereiten eher Turbolader und Getriebe.

Maserati Quattroporte III

Weniger leistungsstark aber etwas sportlicher ist der Maserati Quattroporte III, den es mit 4,7-Liter V8 und 206 kW/280 PS für rund 12.000 Euro gibt. Der Italiener galt aber oft als Untersatz für die Heizer-Fraktion und wurde dementsprechend bewegt. Deshalb sollte vor allem auf ein lückenloses Checkheft geachtet werden. Kann der Verkäufer das nicht bieten, lieber die Finger von lassen. Denn die filigrane Technik beherrscht nicht jeder Fiat-Techniker und Experten sind ebenso selten zu finden wie Ersatzteile. Auch den Quattroporte IV (1994 bis 2000) gibt es auf dem Gebrauchtwagenmarkt ab 6.000 Euro, und das, obwohl der Italiener eher in homöopathischen Dosen gebaut wurde. Nur 2.883 Fahrzeuge verließen das Werk, davon 1.283 mit Achtzylindermotor (246 kW/335 PS).

Cadillac Seville STS

Wer an Achtzylinder denkt, kommt an US-Fahrzeugen nicht vorbei, allen voran die Luxusmodelle von Cadillac und Lincoln. Der Caddy Seville STS von 1994 bietet 4,5 Liter Hubraum mit 224 kW/305 PS und vor allem viel Platz und ein weiches Fahrwerk. Vorteil: Die Autos wurden selten hart rangenommen und scharf gefahren, so dass es weniger Verschleiß an Achsen und Fahrwerk gibt als bei sportlicheren Autos. Außerdem gilt die Technik als robust, was aber auch für die Trinksitten gilt. Die Preise beginnen unter 2.000 Euro. Auch die Modelle Fleetwood und Deville sind eine großvolumige Alternative.

Lincoln Town Car

Die Ford-Nobelmarke Lincoln hält mit dem Town Car einige preiswerte V8-Limos auf dem Gebrauchtwagenmarkt bereit, die vor allem günstig sind. Die 4,6-Liter-Motoren (es gibt auch größere) leisten um die 150 kW/200 PS und bieten ähnliche Fahrdynamik und Zuverlässigkeit wie die amerikanischen Mitbewerber.

Audi A8

Aus deutscher Sicht gibt es auch einige V8-Limousinen, allen voran der Audi A8 (D2, gebaut von 1994 bis 2002) mit bis 265 kW/360 PS im S8. Der Ingolstädter mit Allradantrieb litt zwar anfangs unter Problemen mit dem Automatikgetriebe, der Kraftstoffpumpe und dem Scheibenwischermotor. Dafür kennt der Viertürer dank seiner Alukarosserie Rost nur vom Hörensagen und rennt recht flott ums Eck.

Mercedes S-Klasse

Synonym für Oberklassefahrzeuge ist schon lange die Mercedes S-Klasse. Nicht nur Wirtschaftsbosse schwören auf die Großen aus Stuttgart, auch Politiker nahmen den W140 (1991 bis 1998) gerne als Dienstwagen. Die Auswahl auf dem Secondhand-Markt ist ebenso üppig wie die Motorisierung. Vom S280 (142 kW/193 PS) bis zum 6,0-Liter-V12 mit 300 kW/408 PS wird alles geboten. Bei ausreichender Pflege macht der kantige Benz bis auf das Lenkgetriebe und die Kabelummantelung kaum Probleme. Nur seine Trinksitten sind nicht mehr ganz zeitgemäß. Bis 1998 wurde die Limousine gebaut, dann vom gefälligeren Modell W220 abgelöst, das wiederum bis 2005 hergestellt wurde. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist diese Serie schon ab 6.000 Euro zu haben, mit bis zu 367 kW/500 PS im V12er 600L. Wer auf üppige Beinfreiheit gesteigerten Wert legt, greift zur Langversion. Probleme gibt es bei dieser Baureihe eher mit der Elektronik, die Mechanik ist dagegen robust.

BMW 7er

Sportlicher und luxuriös ist der BMW 7er der Baureihe E38 (1994 bis 2001). Die Leistung reicht bis 240 kW/326 PS (750i). Fahrwerksabstimmung sowie Lenkung sind BMW-typisch sportlich, auch heute noch. Probleme gibt es beim Bayern meist mit der Bremse und den Spurstangen. Die elegante und schlanke Form ist für viele die stimmigste jemals gebaute 7er-Karosserie und schon ab rund 3.000 Euro zu haben. Das Nachfolgemodell E65 (2001 bis 2008) ist deutlich größer, wuchtiger und unsportlicher gezeichnet, dafür aber sehr komfortabel. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt beginnen die Preise bei etwa 10.000 Euro.

Lexus LS

Auch Japaner bauen V8-Limousinen, wie die Toyota-Edeltochter Lexus mit dem LS schon seit 1989 zeigt. Die dritte Generation, die zwischen 2001 und 2006 gebaut wurde, gibt es als vollausgestattetes Auto schon unter 10.000 Euro. Als einziger Motor wird ein 4,3-Liter-V8 mit 216 kW/294 PS angeboten, der zwar souverän seine Leistung abgibt und langlebig ist, dafür aber keineswegs sparsam – unter 13 Liter geht wenig. Wer nicht viele  Kilometer im Jahr fährt, kann also noch günstiger wegkommen als mit einem Kompaktfahrzeug – bei deutlich mehr Komfort.

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